Der Weg des geringsten Widerstandes
Wenn es stimmt, dass der Mensch immer den Weg des geringsten Widerstandes wählt, dann ist dieses kompakte Büchlein von Andreas Winter genau das richtige, um endlich Schluss zu machen mit aufwändigen Bewegungsprogrammen, lästigen Abnehmrezepten und nervenden
Diäten mit anschließendem Jojo-Effekt, um dauerhaft sein Wunschgewicht zu erreichen und zu halten. Es…mehrDer Weg des geringsten Widerstandes
Wenn es stimmt, dass der Mensch immer den Weg des geringsten Widerstandes wählt, dann ist dieses kompakte Büchlein von Andreas Winter genau das richtige, um endlich Schluss zu machen mit aufwändigen Bewegungsprogrammen, lästigen Abnehmrezepten und nervenden Diäten mit anschließendem Jojo-Effekt, um dauerhaft sein Wunschgewicht zu erreichen und zu halten. Es braucht dazu allerdings die Bereitschaft, sich mit den Ursachen seines Essverhaltens auseinanderzusetzen.
Endlich essen, was ich will, ohne Sport, ohne Druck, ohne Zwang und ohne schlechtes Gewissen und dabei abnehmen? Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Andreas Winter behauptet, dass es gar nicht die Nahrungsmittel selbst sind, die zu einer Gewichtszunahme führen, sondern das es die ganz persönlichen Gefühle sind, die der Einzelne mit dem Essen verbindet, die uns dick werden lassen. Also hauptsächlich Mangelgefühle, die sich aus einem geringen Selbstwertgefühl ergeben und die uns essen lassen, um Trost, Aufmerksamkeit und eine Belohnung zu bekommen. Negative Gefühle produzieren nämlich das Stresshormon Cortisol, und das regt die Fettbildung an. Und der Diplom-Pädagoge ist sich sicher: Sind diese Gefühle nach einer gründlichen Ursachenforschung erkannt und hat es „klick“ im Kopf gemacht, werden so persönliche Defizite automatisch aufgehoben. Selbstsicherheit und Unabhängigkeit kehren zurück, und der Wunschfigur steht nichts mehr im Weg.
Was mir an diesem Buch gut gefällt, ist der tiefenpsychologische Ansatz, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Übergewicht und (negativen) Gefühlen. Und das jeder selbst die Ursachenforschung betreiben muss und es nicht reicht, eine kurzfristige Diät zu machen, weil du damit nicht die Ursachen beseitigst. Das Buch ist in zehn aufeinander aufbauende kleine Tageshappen zerlegt, und jeder Tag beinhaltet ein Thema (Tag 5 zum Beispiel das spannende Thema „den Vorteil des Dickseins erkennen“), ein dazu nützliches Wissen (zum Beispiel der Begriff „soziale Rolle“, den der Soziologe Ralf Dahrendorf geprägt hat), einen wertvollen Tagestipp (zum Beispiel nach einem Ausgleich suchen, wenn man mal gesündigt hat), anschauliche Beispiele aus der Coaching-Praxis von Andreas Winter und natürlich ein zu jedem Thema passenden Fragenkatalog, mit dem man sich auf Ursachenforschung begeben kann.
An der These, dass es zum Abnehmen reicht, wenn es „klick“ im Kopf macht, ist sehr viel Wahres dran. Allerdings reicht das nicht bei allen Übergewichtigen, es kommen ja noch andere Hindernisse dazu. Beispielsweise der Gruppenzwang in Familien, schwere Essstörungen wie Bulimie etc. Es ist zwar hilfreich, wenn man versteht, warum man so viel isst, doch sind einige Konditionierungen (wie z. B. der Zusammenhang von Nahrungsaufnahme und Trost beim Stillen an der Brust) so tief verankert, dass es eines längerfristigen Coachings oder einer Therapie bedarf, um dieses Muster aufzulösen. Zumindest braucht es ein ganzheitliches Bewusstwerden (über Kopf, Herz und Bauch), wenn das Ess-Muster dauerhaft aufgelöst werden soll. Dazu ist die gleichnamige Doppel-DVD - ein Live-Mitschnitt eines Abnehm-Gruppencoachings vom März 2012 im Züricher Kongresshaus - eine gute Ergänzung.