Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung "Es war meine Absicht, das bürgerliche Trauerspiel zu regenerieren und zu zeigen, daß [sic] auch im eingeschränktesten Kreis eine zerschmetternde Tragik möglich ist, wenn man sie nur aus den rechten Elementen, aus den diesem Kreise selbst angehörigen, abzuleiten versteht." Die Worte aus Hebbels Tagebucheintrag vom 4. Dezember 1843 lassen erahnen, welche Tragweite sein Werk aus literaturwissenschaftlicher und historischer Sicht erfahren wird. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des Tragédie bourgeoise bildet Maria Magdalena das Ende dieses Genre. Der Umstand, dass es das erste rein bürgerlich besetzte Trauerspiel war, noch dazu mit einer schwangeren Heldin, lässt vermuten, wie viel Widerspruch Hebbel nach der Fertigstellung seines einzigen bürgerlichen Trauerspiels erhalten haben muss. Die Berliner Schauspielerin Auguste Stich-Crelinger etwa schrieb Anfang Januar 1844 an Hebbel die folgenden Worte: "Wie können Sie nur denken daß [sic] es [ein solches Stück] geht. Der französische dramatische Schriftsteller wagt mehr als irgend ein anderer, fragen Sie ihn, ob er es wagen würde, dem Publikum des Théâtre français oder des Gymnase eine schwangere Heldin vorzuführen. Man mag noch so wenig prüde sein, so lehnt sich doch das Gefühl so sehr [...] auf, daß [sic] Ihr Stück, kaum beim Lesen, am wenigsten aber auf der Bühne zur wahren Wirkung kommen kann." Mit diesem kleinen Einblick in eine der zahlreichen Besonderheiten Hebbels Maria Magdalena, leite ich ein in meine Hausarbeit mit dem Titel „Absage an das Mitleid? Zur Wirkungsästhetik in Friedrich Hebbels bürgerlichem Trauerspiel Maria Magdalena“. Meine These lautet: „Der Hebbelsche Pantragismus wird als Argument gegen das Mitleid im bürgerlichen Trauerspiel Maria Magdalena eingesetzt.“ Um dieser These nachgehen zu können, werde ich zuerst die Grundlagen des Pantragismus und Hebbels Dramentheorie erarbeiten, um im Anschluss an expliziten Textstellen eine sowohl intentionale, als auch wirkungsästhetische Analyse durchführen zu können.