In seinem Roman „Abschied von Sansibar“ erzählt Lukas Hartmann die wahre Geschichte von Salme, der Prinzessin von Sansibar. Sie verlässt ihre Heimat und konvertiert zum christlichen Glauben, um mit dem deutschen Kaufmann Heinrich Ruete in Hamburg eine Familie zu gründen. Für die nun unter dem Namen
Emily Ruete lebende Salme ändert sich mit dieser Entscheidung Leben grundlegend. Sie muss sich nicht…mehrIn seinem Roman „Abschied von Sansibar“ erzählt Lukas Hartmann die wahre Geschichte von Salme, der Prinzessin von Sansibar. Sie verlässt ihre Heimat und konvertiert zum christlichen Glauben, um mit dem deutschen Kaufmann Heinrich Ruete in Hamburg eine Familie zu gründen. Für die nun unter dem Namen Emily Ruete lebende Salme ändert sich mit dieser Entscheidung Leben grundlegend. Sie muss sich nicht nur in einem anderen Kulturkreis, in dem sie als Exotin bestaunt wird, zurechtfinden, sie leidet auch unter dem für sie unangenehmen Wetter in der Hansestadt. Ihr erstes gemeinsames Kind stirbt auf der Reise nach Deutschland und auch Heinrich Ruetes plötzlicher Unfalltod trägt zu ihrer sich deutlich verschlechternden Lage bei. Mit drei Kindern ist sie nun auf sich allein gestellt.
Lukas Hartmann lässt die Kinder Said (Rudolph), Antonie und Rosalie ihre Familiengeschichte erzählen, dabei kommt Said weitaus häufiger zu Wort als seine Schwestern. Dadurch entsteht vor den Augen des Lesers nicht nur eine farbenprächtige Geschichte, Lukas Hartmann beleuchtet auch die Historie mit ihren politischen und kriegerischen Verwicklungen über einen Zeitraum von etwa 100 Jahren und zeichnet damit ein sehr gelungenes Zeitbild, in dem die Gegensätze, die Emily Ruetes Leben maßgeblich prägten, sehr deutlich herausgearbeitet werden. So muss die ehemalige Prinzessin in Deutschland in großer Armut leben. Sie ist auf Geldgeber angewiesen und wird zum Spielball der Mächtigen. Ihre von vielen Freiheiten und gänzlich anderen Traditionen geprägte Kindheit und Jugend steht einem festen Regelwerk von Etikette und Förmlichkeit in der neuen Heimat gegenüber. Letztlich erlebt sie an eigener Haut den Zusammenprall von Morgen- und Abendland. Der Rückblick auf das Leben der ehemaligen Prinzessin erfolgt aber nicht wie erwartet chronologisch, sondern in Episoden, die sich letztlich zu einem stimmigen Gefüge zusammensetzen. Der Autor hat für seine Recherche umfangreiche Quellen genutzt. Insbesondere die persönlichen Aufzeichnungen und Briefe der Ex-Prinzessin, die stellenweise auch als Zitate in das Buch einfließen, dokumentieren diesen historischen Abschnitt.
Obwohl mir die Geschichte der Emily Ruete nicht unbekannt war, ist es dem Autor gelungen, mich an einen spannenden Roman zu fesseln und die Geschichte der Salme bint Said, der späteren Emily Ruete Seite für Seite zu genießen.