Abschottung - mit und ohne Stacheldraht oder Mauern - auch in den Köpfen der Menschen
Tim Marshall untersucht in diesem Buch die weltweit grassierende Tendenz zur Abschottung im Sinne von "Hier wir - dort die Anderen". Wobei diese hochgezogenen Grenzen nicht immer real existent sein müssen - dazu
gleich mehr. Es existiert ebenso die 'innere' Abschottung. Beispielsweise in den Stadtbezirken…mehrAbschottung - mit und ohne Stacheldraht oder Mauern - auch in den Köpfen der Menschen
Tim Marshall untersucht in diesem Buch die weltweit grassierende Tendenz zur Abschottung im Sinne von "Hier wir - dort die Anderen". Wobei diese hochgezogenen Grenzen nicht immer real existent sein müssen - dazu gleich mehr. Es existiert ebenso die 'innere' Abschottung. Beispielsweise in den Stadtbezirken deutscher Großstädte, in denen Zugehörige bestimmter Nationalitäten in hoher Konzentration zusammen leben: "Pakistaner ins Rhein-Main-Gebiet, Afghanen nach Hamburg, Syrer nach Berlin. In den Ballungszentren ist allerdings der Wohnraum knapp, und die Mieten sind hoch. Schnell entstehen Ghettos." (S. 251)
Bei dem Begriff "Mauer" werden die meisten Deutschen sicher an die Mauer, die Deutschland teilte. Die die zwei Weltmächte UdSSR und USA sowie deren 'Vasallen' zwischen den Jahren 1961 und 1989 voneinander trennte.
Bedingt durch das Wahlkampfgetöse des aktuellen POTUS wird einem wahrscheinlich auch noch die so oft erwähnte mehr oder minder utopische Mauer zwischen den USA und Mexiko einfallen.
Eventuell kommt auch noch die Mauer samt der insgesamt 759km Sperranlagen in den Sinn, die Israel trotz des Urteils des Internationalen Gerichtshofes, der diese Sperrmassnahmen als völkerrechtswidrig einstufte. Ganz eventuell kommt einem noch die Mauer zwischen dem griechischen und dem türkischen Teil Zyperns oder die Mauerteilstücke, die in Nordirland die Katholiken von den Protestanten trennt, in den Sinn. Ganz vielleicht deswegen, weil es in den letztgenannten Regionen keine nachrichtenwerte Zwischenfälle oder gar kriegerische Auseinandersetzungen gab.
Ist das etwa alles? Nein. Wer weiss schon, dass zwischen Indien und Bangladesch ein 4.000 Kilometer langer Grenzzaun steht. Der Bangladesch mit Ausnahme der 600 km Küste zum Golf von Bengalen fast vollständig umschliesst. Oder die 270km Grenzzaun zwischen Bangladesch und Myanmar. Oder die Mauern und Betonblöcke in Bagdad, die die halbwegs sichere 'grüne Zone' (Botschaften, Hilfsorganisationen etc.) von der lebensgefährlichen Grossstadt abzuschotten versuchen? Oder der marokkanische Wall, der über 2.700 Kilometer Distanz die Westsahara und Marokko trennt? Oder, oder, oder...
Tim Marshall zählt aber nicht nur die verschiedenen Mauern, Grenzzäune, Sperranlagen weltweit auf. Er geht auch den Ursachen dieser 'Grenzen' nach. Ein Beispiel: man nehme einen Atlas. Darin schaue sich die Grenzverläufe zwischen den von den Kolonialmächten ohne jede Rücksicht auf Sprachzugehörigkeiten, Stämmen, Ethnien per Lineal gezogenen Grenzverläufe an. Im so genannten Nahen Osten und/oder Afrika an - schon wird mancher Konflikt, manche Sperre erklärbar. Wobei bei diesem kolonialen Machtgehabe Großbritannien und Frankreich an erster Stelle stehen. Gefolgt von Portugal, Spanien, Italien, dem Deutschem Reich, Belgien, den Niederlanden (letztgenannte ohne Reihenfolge der 'Wertigkeit').
Der Autor versucht, Auswege aus diesen weltweit grassierenden Abschottungstendenzen aufzuzeigen. Mit allen Vorteilen, Nachteilen, Risiken.
Wieder mal ein Buch mit dem Prädikat LESEN!!