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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Ein Briten-Klischee lautet: spleenig. Doch Deutsche, die durch England reisen, können ebenfalls einen Mordssparren tragen. Stephan Orth hat sich pandemiebedingt selbst verpflichtet, über siebenhundert Kilometer von London nach Newcastle zurückzulegen, ohne einen Innenraum zu betreten; auch kein Auto und keinen Zug zu benutzen; nur die Füße oder ein Fahrrad (ohne Gangschaltung). Der Widerstand des Autors gegen den touristischen "Konformismus" beginnt am Flughafen Heathrow, von wo er die Innenstadt erlaufen will: sechs Stunden. Seine Treffen mit zuvorkommenden oder trübseligen Menschen lesen sich zunächst überraschend, amüsant und flockig. Fortschreitend wächst sich das konsequente Unbehaustsein jedoch zu sinnentbehrlicher Strenge aus. Wild zelten: gilt. Bei Gastgebern in der Tür sitzen: gilt auch. Zur Toilette gehen: gilt nicht, denn sie befindet sich im Haus. Bier an der Bar ordern: gilt auch nicht. Ins Theater: nur Open Air. Eine Kirche besichtigen? Es gibt ja Instagram. Gut gelaunt und tapfer beschreibt Orth, wie und wo er schläft, was ihn an England interessiert (Musik und Fußball), gibt Tipps fürs Rucksackpacken ("gestopft, nicht gerollt"). In Erinnerung bleibt das Fazit, das er aus dieser Art des Reisens zieht: der Gewinn an Autonomie und das Gefühl, ein fröhlicher Landstreicher zu sein, der sich von "Trägheit, Häuslichkeit und Misanthropie" befreit hat. letz
"Absolutely ausgesperrt" von Stephan Orth, Piper Verlag, München 2022. 224 Seiten. Broschiert, 18 Euro.
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