Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg) (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Orte literarisch III: Winterlandschaften, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern Stifters Novelle Bergkristall ein evolutionäres Gesellschaftskonzept illustriert. Um diese Frage zu beantworten, bedarf es zunächst einer historischen Einordnung der Novelle. Bergkristall wurde 1845, also drei Jahre vor der Märzrevolution 1848, unter dem Titel Der heilige Abend das erste Mal in der Zeitschrift Die Gegenwart veröffentlicht. 1853 schließlich erschien Bergkristall als eine unter sechs Novellen in der Erzählungssammlung Bunte Steine. Stifters eigentlicher Plan, diese Sammlung als Kinderschriften herauszugeben – „Kinder müssen auch lesen (selbst wenn Krieg und alles Mögliche ist)“, änderte sich nach der Revolution, als er 1850 verkündete, dass „der Inhalt der Erzählungen doch nicht für Jünglinge passt und ernst genug ist“. Die Widmung „Ein Festgeschenk“ ist an die Jugend gerichtet, die er damit nachhaltig beeindrucken möchte. Um einen Eindruck über die damaligen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse zu bekommen, richtet sich der Blick vorab auf die Epoche des Biedermeier und die Situation in Österreich, Stifters Heimatland. Danach wird versucht zu klären, welche Auswirkungen die Epoche auf die Literatur im Allgemeinen hatte und in welcher Beziehung Stifter als Schriftsteller zu der Epoche steht. Anschließend geht es darum, die Novelle Bergkristall genauer zu untersuchen und mögliche, von Stifter symbolisch implizierte Bezüge zur realen Situation der damaligen Zeit zu ziehen. Es muss geklärt werden, welches Konzept einer Gesellschaft und ihrer Welt- und Glaubensanschauungen Stifter in Bergkristall konstruiert, welcher Mittel er sich dazu bedient und was er damit bezwecken will. Die Naturwissenschaften, die Zivilisation, die Religion und ihr Zusammenwirken spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle; ob sie jedoch in einer Welt, die Stifters Auffassung nach in allen Bereichen – sei es Natur, Geschichte oder der Mensch – vom Wirken des „sanften Gesetzes“ durchdrungen ist, an der Herausbildung eines evolutionären Gesellschaftskonzeptes erfolgreich mitwirken können, muss näher untersucht werden. Eine Schlussbetrachtung gibt einen grundsätzlichen Überblick über die gewonnenen Erkenntnisse.