Adam Smith is celebrated all over the world as the author of The Wealth of Nations and the founder of modern economics. A few of his ideas - that of the 'Invisible Hand' of the market and that 'It is not from the benevolence of the butcher, the brewer, or the baker that we expect our dinner, but from their regard to their own interest' - have become icons of the modern world. Yet Smith saw himself primarily as a philosopher rather than an economist, and would never have predicted that the ideas for which he is now best known were his most important. This book, by one of the leading scholars of the Scottish Enlightenment, shows the extent to which The Wealth of Nations and Smith's other great work, The Theory of Moral Sentiments, were part of a larger scheme to establish a grand 'Science of Man', one of the most ambitious projects of the European Enlightenment, which was to encompass law, history and aesthetics as well as economics and ethics.
Nicholas Phillipson reconstructs Smith's intellectual ancestry and formation, of which he gives a radically new and convincing account. He shows what Smith took from, and what he gave to, the rapidly changing and subtly different intellectual and commercial cultures of Glasgow and Edinburgh as they entered the great years of the Scottish Enlightenment. Above all he explains how far Smith's ideas developed in dialogue with those of his closest friend, the other titan of the age, David Hume. This superb biography is now the one book which anyone interested in the founder of economics must read.
Nicholas Phillipson reconstructs Smith's intellectual ancestry and formation, of which he gives a radically new and convincing account. He shows what Smith took from, and what he gave to, the rapidly changing and subtly different intellectual and commercial cultures of Glasgow and Edinburgh as they entered the great years of the Scottish Enlightenment. Above all he explains how far Smith's ideas developed in dialogue with those of his closest friend, the other titan of the age, David Hume. This superb biography is now the one book which anyone interested in the founder of economics must read.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.09.2011Die Menschen können ihr Dasein in die eigenen Hände nehmen
Eine neue Biographie zeigt, dass Adam Smith keineswegs der Vordenker der freien Marktwirtschaft war
Seit ihrer Gründung in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts verknüpft die „Cambridge School“ der Ideengeschichte ein methodisches Anliegen mit einem inhaltlichen Ziel, welches ohne die Berücksichtigung ihres Geburtslandes unverständlich bliebe: Denn die Abkehr der Ideengeschichte von einer historischen Höhenkammwanderung traditioneller Art war in Cambridge stets dem Ziel verpflichtet, bedeutende Lichtgestalten und Galionsfiguren des politischen Denkens im England des Aufklärungszeitalters einer radikalen Neubewertung zu unterziehen.
Dieses Anliegen prägte Peter Lasletts philologische Kärrnerarbeit, welche zu einer Neudatierung von Lockes „Two Treatises“ führte, ebenso wie John Dunns Betonung der calvinistischen Prägung von Lockes politischer Philosophie. Im Streit um ein angemessenes Verständnis des englischen Liberalismus wollte man das Feld weder den naturrechtlichen oder marxistischen Verächtern des Liberalismus noch den „Whig Historians“ überlassen. Noch John Pococks „Barbarism and Religion“, von dem bislang vier der annoncierten sechs Bände erschienen sind, weiß sich diesem Programm verpflichtet. Pocock stellt hier insbesondere die schottische Aufklärung in einen europäischen Kontext. Von der europäischen Aufklärung wiederum soll sich zeigen lassen, dass diese nicht atheistisch argumentierte, sehr wohl aber antiklerikal gesinnt war. Die Aufklärung war nicht der Feind der Religion, aber die Furcht vor der Barbarei religiöser Institutionen war im Zeitalter der Aufklärung doch in allen geistig-kulturellen Zentren Europas zu vernehmen.
Wenn nun ein weiterer Vertreter der „Cambridge School“, Nicholas Phillipson, ein Schüler John Pococks, sich das Leben und Werk von Adam Smith vornimmt, dann hegt der Leser außerordentlich hohe Erwartungen. Soll nun ein weiterer Ahnherr des Liberalismus vom Sockel gestürzt werden oder doch zumindest neu interpretiert werden? Eines jedenfalls verdeutlicht Phillipson in seinem Buch „Adam Smith. An Enlightened Life“ dem Leser von der ersten Seite an: Seine grundsätzliche Absicht besteht darin, Smith einer trivialisierten und sich allein ökonomisch definierenden Schrumpfform des Liberalismus zu entreißen. Smith war nicht der Vordenker der freien Marktwirtschaft, Milton Friedman und Ludwig Erhard sind nicht seine geistigen Erben. Vielmehr will Phillipson die beiden großen Werke Smiths, seine „Theory of Moral Sentiments“ und die Schrift „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ als Ausarbeitungen eines philosophischen Programms verstehen, dem es primär weder um Ökonomie noch um Moralphilosophie zu tun war, welches vielmehr auf eine, wie Phillipson formuliert, „Science of Man“ zielte, die nicht weniger erstrebte, als den Gang der menschlichen Geschichte vom Erwerb der Sprachfähigkeit bis zur Entwicklung des „doux commerce“ im aufgeklärten Europa der Gegenwart nachzuvollziehen.
Im Zuge dieses Unternehmens bietet Phillipson dem Leser immer wieder kostbare Trouvaillen und innovative Exkurse: Dass einer der ersten publizierten Aufsätze Smiths einer ausführlichen Kritik von Rousseaus Diskurs über die Ungleichheit gewidmet war, war dem Rezensenten unbekannt. Smiths Besprechung illustriert vortrefflich, wie fremd einerseits Smith, welcher zutiefst an die befriedende Wirkung ökonomischen Handels und das Erstrebenswerte wirtschaftlichen Wohlstands glaubte, die Schriften Rousseaus blieben, und in welch aussichtsloser intellektueller Situation sich andererseits Rousseau befand.
Phillipsons ausführliche Auseinandersetzung mit Smiths erst posthum publizierten „Lectures on Rhetoric and Belles Lettres“ wiederum ist lehrreich, weil sie verdeutlicht, wie sehr Smiths Thesen zur Phylogenese der menschlichen Sprache noch Condillac verpflichtet bleiben. Die Aufmerksamkeit für die historische Sensibilitäten einer keinesfalls vorschnell als ahistorisch zu verunglimpfenden Aufklärung, wie sie die Aufklärungsforschung zurzeit zunehmend charakterisiert, sollte sich daher davor hüten das Kind mit dem Bade auszuschütten und die theoretischen Differenzen zwischen Aufklärung und Historismus, zwischen Condillacs und Smiths Sprachphilosophien und dem gänzlich anders lautenden Ansatz etwa Herders zu verkennen.
Überzeugend gerät schließlich auch Phillipsons Versuch, den Kern von Smiths Geschichtsphilosophie in der Bejahung des Gedankens zu erblicken, wonach Menschen ihr Dasein in die eigenen Hände nehmen können. In diesem Sinne will Smith die menschliche Geschichte geradezu als Abfolge der unterschiedlichen Formen eben dieser Versuche, das eigene Leben zu kontrollieren, verstehen. Smiths Rede von der „unsichtbaren Hand“ konterkariert diesen Gedanken keinesfalls, sondern unterstützt ihn. Das macht deutlich, wie verfehlt es ist, der neuzeitlichen Geschichtsphilosophie ein Bekenntnis zur Unverfügbarkeit der Geschichte zu unterstellen. Dass der Mensch die Geschichte kontrollieren kann und können soll, war das entscheidende Prinzip der Geschichtsphilosophie der schottischen Aufklärung. Der Gedanke der Unverfügbarkeit der Geschichte findet sich nicht in der neuzeitlichen Geschichtsphilosophie, sondern bildet sich erst im Zuge späterer „Schwierigkeiten mit der Geschichtsphilosophie“ (Odo Marquard).
All diese wertvollen Fundstücke können freilich letztlich nicht darüber hinweg täuschen, dass es dem Buch an systematischer Kraft gebricht. In welche Thesen Smiths „Wissenschaft vom Menschen“ letztlich münden soll, lässt Phillipson erstaunlich unklar. An keiner Stelle des Buches gelingt es dem Autor, seine Ausführungen in einer Weise zu bündeln, dass deren theoretische Brisanz auch jenseits des unmittelbaren Untersuchungsgegenstandes klar würde.
Womöglich verdeutlicht Phillipsons Buch so unfreiwillig auch die theoretische Sackgasse einer allzu übertriebenen Konzentration auf Kontexte. Wenn hunderte von Seiten in durchaus lehrreicher Weise der schottischen Universitäts- und Gelehrtengeschichte sowie der Stadtgeschichte Edinburghs und Glasgows gewidmet sind, aber nur 24 Seiten Smiths „Wealth of Nations“ diskutieren, dann kann es nicht gelingen, der grundsätzlichen Absicht einer systematisch folgenreichen Neuinterpretation eines der führenden Denkers der europäischen Aufklärung gerecht zu werden. Vermutlich hätte ein wenig mehr Höhenkammwanderung hier durchaus gut getan, durchaus den einen oder anderen unverstellten Blick in die Gebirgslandschaft der europäischen Aufklärung eröffnet. PETER VOGT
NICHOLAS PHILLIPSON: Adam Smith. An Enlightened Life. Penguin Books, London 2010. 345 Seiten, 25 Britische Pfund.
All seine Untersuchungen
dienten einer ehrgeizigen, neuen
„Wissenschaft vom Menschen“
Adam Smith (1723-1790).
Abb.: SV-Bilderdienst
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Eine neue Biographie zeigt, dass Adam Smith keineswegs der Vordenker der freien Marktwirtschaft war
Seit ihrer Gründung in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts verknüpft die „Cambridge School“ der Ideengeschichte ein methodisches Anliegen mit einem inhaltlichen Ziel, welches ohne die Berücksichtigung ihres Geburtslandes unverständlich bliebe: Denn die Abkehr der Ideengeschichte von einer historischen Höhenkammwanderung traditioneller Art war in Cambridge stets dem Ziel verpflichtet, bedeutende Lichtgestalten und Galionsfiguren des politischen Denkens im England des Aufklärungszeitalters einer radikalen Neubewertung zu unterziehen.
Dieses Anliegen prägte Peter Lasletts philologische Kärrnerarbeit, welche zu einer Neudatierung von Lockes „Two Treatises“ führte, ebenso wie John Dunns Betonung der calvinistischen Prägung von Lockes politischer Philosophie. Im Streit um ein angemessenes Verständnis des englischen Liberalismus wollte man das Feld weder den naturrechtlichen oder marxistischen Verächtern des Liberalismus noch den „Whig Historians“ überlassen. Noch John Pococks „Barbarism and Religion“, von dem bislang vier der annoncierten sechs Bände erschienen sind, weiß sich diesem Programm verpflichtet. Pocock stellt hier insbesondere die schottische Aufklärung in einen europäischen Kontext. Von der europäischen Aufklärung wiederum soll sich zeigen lassen, dass diese nicht atheistisch argumentierte, sehr wohl aber antiklerikal gesinnt war. Die Aufklärung war nicht der Feind der Religion, aber die Furcht vor der Barbarei religiöser Institutionen war im Zeitalter der Aufklärung doch in allen geistig-kulturellen Zentren Europas zu vernehmen.
Wenn nun ein weiterer Vertreter der „Cambridge School“, Nicholas Phillipson, ein Schüler John Pococks, sich das Leben und Werk von Adam Smith vornimmt, dann hegt der Leser außerordentlich hohe Erwartungen. Soll nun ein weiterer Ahnherr des Liberalismus vom Sockel gestürzt werden oder doch zumindest neu interpretiert werden? Eines jedenfalls verdeutlicht Phillipson in seinem Buch „Adam Smith. An Enlightened Life“ dem Leser von der ersten Seite an: Seine grundsätzliche Absicht besteht darin, Smith einer trivialisierten und sich allein ökonomisch definierenden Schrumpfform des Liberalismus zu entreißen. Smith war nicht der Vordenker der freien Marktwirtschaft, Milton Friedman und Ludwig Erhard sind nicht seine geistigen Erben. Vielmehr will Phillipson die beiden großen Werke Smiths, seine „Theory of Moral Sentiments“ und die Schrift „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ als Ausarbeitungen eines philosophischen Programms verstehen, dem es primär weder um Ökonomie noch um Moralphilosophie zu tun war, welches vielmehr auf eine, wie Phillipson formuliert, „Science of Man“ zielte, die nicht weniger erstrebte, als den Gang der menschlichen Geschichte vom Erwerb der Sprachfähigkeit bis zur Entwicklung des „doux commerce“ im aufgeklärten Europa der Gegenwart nachzuvollziehen.
Im Zuge dieses Unternehmens bietet Phillipson dem Leser immer wieder kostbare Trouvaillen und innovative Exkurse: Dass einer der ersten publizierten Aufsätze Smiths einer ausführlichen Kritik von Rousseaus Diskurs über die Ungleichheit gewidmet war, war dem Rezensenten unbekannt. Smiths Besprechung illustriert vortrefflich, wie fremd einerseits Smith, welcher zutiefst an die befriedende Wirkung ökonomischen Handels und das Erstrebenswerte wirtschaftlichen Wohlstands glaubte, die Schriften Rousseaus blieben, und in welch aussichtsloser intellektueller Situation sich andererseits Rousseau befand.
Phillipsons ausführliche Auseinandersetzung mit Smiths erst posthum publizierten „Lectures on Rhetoric and Belles Lettres“ wiederum ist lehrreich, weil sie verdeutlicht, wie sehr Smiths Thesen zur Phylogenese der menschlichen Sprache noch Condillac verpflichtet bleiben. Die Aufmerksamkeit für die historische Sensibilitäten einer keinesfalls vorschnell als ahistorisch zu verunglimpfenden Aufklärung, wie sie die Aufklärungsforschung zurzeit zunehmend charakterisiert, sollte sich daher davor hüten das Kind mit dem Bade auszuschütten und die theoretischen Differenzen zwischen Aufklärung und Historismus, zwischen Condillacs und Smiths Sprachphilosophien und dem gänzlich anders lautenden Ansatz etwa Herders zu verkennen.
Überzeugend gerät schließlich auch Phillipsons Versuch, den Kern von Smiths Geschichtsphilosophie in der Bejahung des Gedankens zu erblicken, wonach Menschen ihr Dasein in die eigenen Hände nehmen können. In diesem Sinne will Smith die menschliche Geschichte geradezu als Abfolge der unterschiedlichen Formen eben dieser Versuche, das eigene Leben zu kontrollieren, verstehen. Smiths Rede von der „unsichtbaren Hand“ konterkariert diesen Gedanken keinesfalls, sondern unterstützt ihn. Das macht deutlich, wie verfehlt es ist, der neuzeitlichen Geschichtsphilosophie ein Bekenntnis zur Unverfügbarkeit der Geschichte zu unterstellen. Dass der Mensch die Geschichte kontrollieren kann und können soll, war das entscheidende Prinzip der Geschichtsphilosophie der schottischen Aufklärung. Der Gedanke der Unverfügbarkeit der Geschichte findet sich nicht in der neuzeitlichen Geschichtsphilosophie, sondern bildet sich erst im Zuge späterer „Schwierigkeiten mit der Geschichtsphilosophie“ (Odo Marquard).
All diese wertvollen Fundstücke können freilich letztlich nicht darüber hinweg täuschen, dass es dem Buch an systematischer Kraft gebricht. In welche Thesen Smiths „Wissenschaft vom Menschen“ letztlich münden soll, lässt Phillipson erstaunlich unklar. An keiner Stelle des Buches gelingt es dem Autor, seine Ausführungen in einer Weise zu bündeln, dass deren theoretische Brisanz auch jenseits des unmittelbaren Untersuchungsgegenstandes klar würde.
Womöglich verdeutlicht Phillipsons Buch so unfreiwillig auch die theoretische Sackgasse einer allzu übertriebenen Konzentration auf Kontexte. Wenn hunderte von Seiten in durchaus lehrreicher Weise der schottischen Universitäts- und Gelehrtengeschichte sowie der Stadtgeschichte Edinburghs und Glasgows gewidmet sind, aber nur 24 Seiten Smiths „Wealth of Nations“ diskutieren, dann kann es nicht gelingen, der grundsätzlichen Absicht einer systematisch folgenreichen Neuinterpretation eines der führenden Denkers der europäischen Aufklärung gerecht zu werden. Vermutlich hätte ein wenig mehr Höhenkammwanderung hier durchaus gut getan, durchaus den einen oder anderen unverstellten Blick in die Gebirgslandschaft der europäischen Aufklärung eröffnet. PETER VOGT
NICHOLAS PHILLIPSON: Adam Smith. An Enlightened Life. Penguin Books, London 2010. 345 Seiten, 25 Britische Pfund.
All seine Untersuchungen
dienten einer ehrgeizigen, neuen
„Wissenschaft vom Menschen“
Adam Smith (1723-1790).
Abb.: SV-Bilderdienst
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