Es ist das Jahr 1683. Sir Robert Merivel war einmal Arzt am Hofe Charles II., aber jetzt ist er in die Jahre gekommen, seine einzige Tochter wird erwachsen und er fragt sich, was sein Lebensabend ihm bringen wird. Er ist noch nicht bereit, sich zur Ruhe zu setzen, sondern möchte noch etwas erleben,
solange er kann, daher beschließt er nach Versailles zu fahren, um sich „durch Wunder in Erstaunen…mehrEs ist das Jahr 1683. Sir Robert Merivel war einmal Arzt am Hofe Charles II., aber jetzt ist er in die Jahre gekommen, seine einzige Tochter wird erwachsen und er fragt sich, was sein Lebensabend ihm bringen wird. Er ist noch nicht bereit, sich zur Ruhe zu setzen, sondern möchte noch etwas erleben, solange er kann, daher beschließt er nach Versailles zu fahren, um sich „durch Wunder in Erstaunen versetzen“ zu lassen. Doch Versailles ist eine große Enttäuschung, mehr Schein als Sein. Das einzige Positive, das er in Frankreich findet, ist Louise, aber sie ist verheiratet und ihr Mann duldet keine Nebenbuhler, aber Merivel wäre nicht Merivel, wenn ihn das davon abhalten würde, mit ihr ein Verhältnis einzugehen…
"Adieu, Sir Merivel“ ist ein sehr englischer historischer Roman. Er vereinigt Romantik, Komik, Intrigen und viele Emotionen in sich, ist mit augenzwinkerndem Humor geschrieben, und auch die fleischlichen Gelüste kommen trotz Merivels fortgeschrittenen Alters nicht zu kurz. Merivel mag zwar gesellschaftlich hohes Ansehen genießen, ist aber trotzdem ein Mensch wie du und ich. Er tritt gerne mal ins Fettnäpfchen, nimmt sich aber selbst auch nicht so ernst. Er kann sehr egoistisch sein, aber gleichzeitig würde er für seine geliebte Tochter, den König oder seinen alten Diener alles tun und geben. Da das Leben auch für ihn nicht immer leicht ist, versinkt er ab und zu in eine tiefe, dunkle Verzweiflung.
Was für ein liebenswerter Mensch dieser Merivel ist! Ich hätte nie gedacht, dass mir der Protagonist eines Buches einmal so ans Herz wachsen könnte - dabei ist er 57 Jahre alt "mit dünnen Beinen und dickem Bauch“ (O-Ton Merivel). Das Buch ist aus Merivels Sicht in der Ich-Form geschrieben und ich habe mit ihm gelacht und mit ihm gelitten. Obwohl Rose Tremain historisch angemessen in einer etwas altertümlichen Spache schreibt, ist der Stil überhaupt nicht langweilig. Ihre Beschreibungen sind bildhaft und ihre Dialoge spritzig und geistreich. Das findet man selten in historischen Romanen und dieser ist wirklich ein Meisterstück seines Genres.
Ich habe in der letzten Zeit wenige Bücher gelesen, die mich wirklich begeistern konnten, aber "Adieu, Sir Merivel" gehört definitiv dazu.