Wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,3, Technische Universität Dresden (Geschichte), Veranstaltung: Luxus im Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: In vorliegender Untersuchung sollen zwei Thesen der älteren Forschung zur Institutionalisierung im 12. und 13. Jahrhundert in England auf ihre Schlüssigkeit im Hinblick auf das recht umfangreiche Quellenmaterial überprüft werden. Zum einen ist es die „Rationalisierungsthese“, derer sich einige namhafte Historiker im Gefolge M. Webers angenommen haben, zum anderen eine „Mechanisierungsthese“, die von L. White, Jr. aufgestellt wurde. Erstere bezieht sich auf die soziologische Herrschaftstheorie, nach der sich aus willkürlichen Herrschaftsmodellen heraus der bürokratische Staat der Moderne entwickelt. Diese Entwicklung habe, so W. Stubbs, H. Mitteis u.a., in England bereits nach der normannischen Eroberung begonnen und sei in der Bildung von Institutionen wie im Grad der Verschriftlichung der Verwaltung nachweisbar. In der zweiten These, wird parallel dazu von einem planvollen Anwachsen technologischer Entwicklungen gesprochen, auf die eine ausgreifende Mechanisierung hinwiese. Anhand der Rechnungsbücher Heinrichs III. und einiger Aspekte zu den Pipe Rolls der englischen Könige und dem Domesday-Book sollen hier die tatsächliche Aussagekraft des Materials und die Funktion des unabweisbaren „administrativen Luxus“ für die Positionierung der mittelalterlichen Herrschaftspraxis in England hinterfragt werden. Die gemeinsame Untersuchung der beiden Aspekte, Verwaltung und Technologie, ist nicht ihren Inhalten geschuldet sondern der Tatsache, dass beide als Indikatoren für den Grad der Modernisierung gelten: Der Stand der Technik erscheint als Maß für das Verlassen des europäischen Mittelalters. Weil aber sowohl die administrativen Bedingungen wie auch die technischen Möglichkeiten in den genannten Quellen angesprochen und aus ihnen abgeleitet wurden und werden, müssen sie gemeinsam untersucht werden. Dabei spielt auch die Frage nach nicht ableitbaren Aussagen und nach dem einer These zugrundeliegenden Vorverständnisses eine Rolle. Es geht nicht vordergründig um eine qualitative Einschätzung der Potentialität administrativer und technologischer Möglichkeiten in England, sondern um ihre Funktion für die politische Praxis und die aus ihrer Aktualität ableitbaren Tendenzen.