Masterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Politik - Thema: Europäische Union, Note: 1,3, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Weltweit gibt es Wanderungsbewegungen von Ärzten, welche auch innerhalb der EU eine große Rolle spielen. Ist die Abwanderung aus einem Land zu groß, droht die medizinische Unterversorgung der Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit, inwieweit Wanderungsbewegungen Hinweise auf Defizite im Gesundheitswesen geben können und welche Konsequenzen sich daraus für das staatliche Handeln ergeben. Zunächst wird festgestellt, dass die EU mit ihren rechtlichen Grundlagen zur Personenfreizügigkeit und Sozialen Sicherheit viel für die Mobilität von Arbeitnehmern getan hat. Durch die Berufsanerkennungs-Richtlinie wurde die automatische Anerkennung des ärztlichen Berufsabschlusses in den Mitgliedstaaten der EU forciert und die Mobilität vereinfacht. Das EURES-Netzwerk der Arbeitsverwaltungen der Mitgliedstaaten unterstützt die Mobilität ganz praktisch. Mit Hilfe einer statistischen Bestandsaufnahme werden die ärztlichen Wanderungsbewegungen in Europa nachgezeichnet: Hauptauswanderungsregion ist Osteuropa, während Großbritannien, Irland und Skandinavien eher Einwanderungsregionen sind. Weitere Wanderungsbewegungen finden innerhalb Mitteleuropas sowie von dort nach Großbritannien und Skandinavien statt. Bezogen auf die ausgewählten Länder führen sie von Deutschland nach Großbritannien, Schweden und Österreich sowie von Österreich nach Deutschland. Die Analyse zeigt, dass jedes der ausgewählten Länder verschiedene Push- und Pull-Faktoren für Ärzte aufweist. Diese entstehen durch unterschiedliche Gegebenheiten bezüglich Arbeitsmarkt, Arbeitsbedingungen und allgemeinen Lebensbedingungen in Herkunfts- und Zielland. Der Staat kann diese Faktoren in unterschiedlichem Umfang beeinflussen. In dreizehn qualitativen Interviews wurden diese Ergebnisse von betroffenen Ärzten bestätigt und ergänzt. Besonders die Bedeutung interkultureller Gegebenheiten als Pull-Faktoren, aber auch als Hindernisse der Mobilität konnten dabei herausgestellt werden. Konsequenzen für Rahmenbedingungen und konkrete staatliche Maßnahmen werden nun abgeleitet, wie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Förderung der Mobilität durch Vermittlungsaktivitäten. Das Gesamtfazit zeigt auf, dass die Ärztemobilität nicht nur Einwanderungsländern hilft kurzfristig Lücken der Gesundheitsversorgung zu schließen. Gleichzeitig eröffnet sie Auswanderungsländern die Chance, vorhandene Mängel im Vergleich zu anderen Gesundheitssystemen aufzudecken und sie in Folge dessen abzubauen.