Stefan Heyms Roman „Ahasver“, der einer seiner erfolgreichsten ist, erschien zunächst 1981 in der BRD, ehe er dann 1988 in dem DDR-Verlag „Der Morgen“ erscheinen durfte. Ahasver war ein jüdischer Schuster in Jerusalem. Als Jesus, das Kreuz zum Berg Golgatha schleppend, am Haus des Schusters
vorbeikam und dort anhielt, um sich kurz auszuruhen, jagte der ihn von seiner Tür. Jesus verfluchte ihn,…mehrStefan Heyms Roman „Ahasver“, der einer seiner erfolgreichsten ist, erschien zunächst 1981 in der BRD, ehe er dann 1988 in dem DDR-Verlag „Der Morgen“ erscheinen durfte. Ahasver war ein jüdischer Schuster in Jerusalem. Als Jesus, das Kreuz zum Berg Golgatha schleppend, am Haus des Schusters vorbeikam und dort anhielt, um sich kurz auszuruhen, jagte der ihn von seiner Tür. Jesus verfluchte ihn, Ahasver war verurteilt, bis zu des Heilands Wiederkehr ruhelos auf der Erde umherzuirren. Aus dem Schuster Ahasver wurde der Ewige Jude.
Diese biblische Geschichte hat Heym als Romanvorlage verwendet, die er jedoch neu interpretierte. Der Roman spielt in drei verschiedenen Zeiten – beginnend mit der mythischen Schöpfungsgeschichte, wo Ahasver und Lucifer von Gott verbannt werden, weil sie den Menschen nicht in Demut dienen wollen. Die hauptsächliche Handlung ist in der Mitte des 16. Jahrhunderts angesiedelt – zwischen Wittenberg, Hamburg und Gottorp. Dem Lutherschüler Paul von Eitzen gelingt eine theologische Karriere bis zum Superintendenten in Schleswig. Luzifer hat jedoch die Hand im Spiel, der ihm auch die Bekanntschaft mit dem aufrührerischen Juden Ahasver vermittelt. Ahasver wird zum Tode verurteilt, doch nach der biblischen Legende kann er nicht sterben bis zu Jesu Wiederkehr.
Auf der dritten Zeitebene des Romans begegnet Ahasver Reb Joshua (alias Jesus Christus), den er von seiner Leidensgeschichte abbringen und zur Auflehnung gegen die missglückte göttliche Schöpfung überreden will. Doch Jesus verflucht den bereits Verbannten zur ewigen Wanderschaft. Im letzten, mythischen Kapitel kehrt Jesus tatsächlich zur Erde zurück, ist jedoch von der Vernichtungsmaschenerie des Menschen im 20. Jahrhundert entsetzt. Mit dem Roman, der nun als Taschenbuch in der umfangreichen Stefan-Heym-Edition vorliegt, war dem Autor ein nahezu faustischer Stoff gelungen; er äußerte sogar einmal: „Gott habe ihm bei der Niederschrift des „Ahasver“ geholfen.“