Kai-Fu Lee: China, USA und die künstliche Intelligenz Wer wissen will, wie sich in der Welt die Gewichte verschieben, muss sich die Künstliche-Intelligenz-Industrie (AI-Industrie) anschauen. Kai-Fu Lee, Ex-Google-China-CEO, milliardenschwerer Start-up-Investor und einer der weltweit renommiertesten AI-Experten, bietet in seinem Buch erstmals die chinesisch-amerikanische Perspektive. Er berichtet aus erster Hand - wie die Business-Kulturen aufeinanderprallen, - warum die Silicon-Valley- Strategien in China scheitern mussten, - wie ein chinesisches Google (Baidu), Facebook (WeChat) und Amazon (Alibaba) sowie tausende kleine AI-Unternehmen längst Maßstäbe setzen und sich ungebremst an die Weltspitze arbeiten. Lee fordert, dass die Weltmächte gemeinsam die Verantwortung für die sich neu formierende Wirtschaft übernehmen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
In Joachim Dreiers Augen ist Kai-Fu Lee, Googles ehemaliger China-Chef, ein KI-Optimist und ein China-Apologet. Wie der Autor den Zeitenwandel in China von einer Copy-Kultur in eine hocheffiziente IT-Wirtschaft beschreibt, entbehrt laut Rezensent nicht des Stolzes auf die Heimat und der Abneigung gegen westliche Wirtschaftsarroganz. Schade nur, findet er, dass der Autor dabei die Themen Überwachung und Zensur in China großzügig ausklammert beziehungsweise sogar als nützlich beschreibt. Lesenswert scheint Dreier der Band aber dennoch, da er die Darstellung der Entwicklung der chinesischen IT-Wirtschaft mit klugen Analysen verbindet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2019Algorithmen für Anwender
China oder Amerika: Wer setzt sich durch in der KI?
Eigentlich ist die Wissenschaft eine höchst internationale Angelegenheit. Die klügsten Köpfe rund um den Globus forschen miteinander und tauschen sich ständig aus - Grenzen spielen kaum eine Rolle. Die "Künstliche Intelligenz" war lange Zeit keine Ausnahme. Doch diese Technologie ist mittlerweile hochpolitisch, denn mit ihr sind gewaltige ökonomische und machtpolitische Erwartungen verbunden. Wer über die bessere KI verfügt, so die dahinterstehende Hoffnung, macht das Rennen. Offen ausgebrochen ist der Wettstreit seit einiger Zeit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, den Vereinigten Staaten und China. Mancher Beobachter spricht schon vom "technologischen Wettrüsten" und fühlt sich erinnert an die Zeit, in der Amerika und die Sowjetunion darum konkurrierten, wer zuerst auf dem Mond landet. Eine Ausprägung dieses Streits sind etwa die Sanktionen, die Amerika gegen chinesische Tech-Konzerne wie Huawei verhängt - und oft mit der Bedrohung der nationalen Sicherheit begründet. Wie geht das aus? Und welche Rolle spielt dabei Europa?
Kai-Fu Lee weiß es auch nicht. Doch wie wenige andere bewegt er sich seit Jahren akademisch und kommerziell zwischen diesen beiden Großmächten. Er studierte "Künstliche Intelligenz", baute den Internetkonzern Google in China auf und gründete später die Wagniskapitalgesellschaft Sinovation Ventures mit Sitz in Peking, die er heute noch leitet. In seinem nun auch in deutscher Sprache erschienen Buch "AI Superpowers: China, Silicon Valley und die neue Weltordnung" stellt er das Panorama dar, in dem sich diese Auseinandersetzung entfaltet. Er analysiert, wie China aufholte gegenüber der amerikanischen Westküste, wie das Land (ganz anders als der Rest der Welt!) die Niederlage des zu jener Zeit besten menschlichen Spielers im traditionsreichen Brettspiel Go gegen ein Computerprogramm erlebte - und infolgedessen die chinesische Führung innerhalb kurzer Zeit das Ziel ausrief, aus der Volksrepublik bis zum Jahr 2030 die führende KI-Nation der Erde zu machen. China hat nach Ansicht von Kai-Fu Lee viele Vorteile: Ein gewaltiges und stetig wachsendes Daten-Reservoir, eine internetaffine Bevölkerung, einen gemessen an der Kundenzahl größeren potentiellen Markt und eine Vielzahl sehr ergebnisorientierter Unternehmer. In Amerika verortetet er wiederum nach wie vor die besten Forscher, wenn es darum geht, grundlegende Durchbrüche zu erzielen, die nicht "nur" wichtige Weiterentwicklungen existierender Lernalgorithmen sind. Am besten indes, auch das verschweigt er nicht, fände auch er, wenn sich das konfrontative Verhältnis in ein möglichst kooperatives verwandelt - mit Vorteilen für alle.
ALEXANDER ARMBRUSTER
Kai-Fu Lee: AI-Superpowers. China, Silicon Valley und die neue Weltordnung. Campus-Verlag, Frankfurt 2019, 320 Seiten, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
China oder Amerika: Wer setzt sich durch in der KI?
Eigentlich ist die Wissenschaft eine höchst internationale Angelegenheit. Die klügsten Köpfe rund um den Globus forschen miteinander und tauschen sich ständig aus - Grenzen spielen kaum eine Rolle. Die "Künstliche Intelligenz" war lange Zeit keine Ausnahme. Doch diese Technologie ist mittlerweile hochpolitisch, denn mit ihr sind gewaltige ökonomische und machtpolitische Erwartungen verbunden. Wer über die bessere KI verfügt, so die dahinterstehende Hoffnung, macht das Rennen. Offen ausgebrochen ist der Wettstreit seit einiger Zeit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, den Vereinigten Staaten und China. Mancher Beobachter spricht schon vom "technologischen Wettrüsten" und fühlt sich erinnert an die Zeit, in der Amerika und die Sowjetunion darum konkurrierten, wer zuerst auf dem Mond landet. Eine Ausprägung dieses Streits sind etwa die Sanktionen, die Amerika gegen chinesische Tech-Konzerne wie Huawei verhängt - und oft mit der Bedrohung der nationalen Sicherheit begründet. Wie geht das aus? Und welche Rolle spielt dabei Europa?
Kai-Fu Lee weiß es auch nicht. Doch wie wenige andere bewegt er sich seit Jahren akademisch und kommerziell zwischen diesen beiden Großmächten. Er studierte "Künstliche Intelligenz", baute den Internetkonzern Google in China auf und gründete später die Wagniskapitalgesellschaft Sinovation Ventures mit Sitz in Peking, die er heute noch leitet. In seinem nun auch in deutscher Sprache erschienen Buch "AI Superpowers: China, Silicon Valley und die neue Weltordnung" stellt er das Panorama dar, in dem sich diese Auseinandersetzung entfaltet. Er analysiert, wie China aufholte gegenüber der amerikanischen Westküste, wie das Land (ganz anders als der Rest der Welt!) die Niederlage des zu jener Zeit besten menschlichen Spielers im traditionsreichen Brettspiel Go gegen ein Computerprogramm erlebte - und infolgedessen die chinesische Führung innerhalb kurzer Zeit das Ziel ausrief, aus der Volksrepublik bis zum Jahr 2030 die führende KI-Nation der Erde zu machen. China hat nach Ansicht von Kai-Fu Lee viele Vorteile: Ein gewaltiges und stetig wachsendes Daten-Reservoir, eine internetaffine Bevölkerung, einen gemessen an der Kundenzahl größeren potentiellen Markt und eine Vielzahl sehr ergebnisorientierter Unternehmer. In Amerika verortetet er wiederum nach wie vor die besten Forscher, wenn es darum geht, grundlegende Durchbrüche zu erzielen, die nicht "nur" wichtige Weiterentwicklungen existierender Lernalgorithmen sind. Am besten indes, auch das verschweigt er nicht, fände auch er, wenn sich das konfrontative Verhältnis in ein möglichst kooperatives verwandelt - mit Vorteilen für alle.
ALEXANDER ARMBRUSTER
Kai-Fu Lee: AI-Superpowers. China, Silicon Valley und die neue Weltordnung. Campus-Verlag, Frankfurt 2019, 320 Seiten, 26 Euro.
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»Eines der wertvollsten KI-Sachbücher dieses Jahres.« Lazar Backovic, Handelsblatt, 26.07.2019»Das Buch veranschaulicht sehr plastisch, dass die Welt vor einer gewaltigen und unaufhaltsamen Revolution steht. Anführen wird diese Revolution China, obwohl die Grundlagenentwicklung der KI in Europa und den USA stattfand. Kai-Fu Lee zeichnet auf 320 Seiten ein sehr spannendes und manchmal auch etwas beängstigendes Bild unserer Zukunft - extrem lesenswert.« Alexandra Baude, Börsen-Zeitung, 02.12.2019»Das Fazit ist eindeutig: Pflichtlektüre!« Robert Fieten, Beschaffung aktuell, 30.01.2020»Lee hat ein mahnendes Buch geschrieben, das uns vor Augen führt, welche dramatischen sozialen Folgen die künftigen KI-Anwendungen haben werden. Es ist ein sehr persönliches Buch, das uns am radikalen Lebenswandel eines Menschen teilhaben lässt und uns daran erinnert, was im Leben wirklich wichtig ist. Und Lee reißt die kulturellen Grenzen zwischen China und den USA ein und vermittelt dem westlichen Leser, wie chinesische Unternehmer 'ticken' und wie die chinesische Geschäftskultur aus dem Blickwinkel eines KI-Experten aussieht, der sowohl im Westen als auch in China zuhause ist. Lesenswert!« Bernd Müller, ndion, 03.02.2020»Lees Sicht auf die Dinge ist sachlich dargestellt und durchweg spannend. Auch seine Erfahrungen bzw. Beschreibungen zu Google und China sind auf den Punkt gebracht. Immerhin ist er wie erwähnt Experte und kann aus erster Hand berichten. Fazit: Eine Leseempfehlung!« Maschinenmark, April 2021