Das war eine sehr interessante, und auch anspruchsvolle Lektüre, welche tief in so manch möglichen Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht.
Dr. H, seines Zeichens angesehener Psychiater, schreibt Briefe an seinen Patienten Herrn S. Die Gegenbriefe erfahren wir, wenn überhaupt, nur am Ende des
Romans, wir können aber gut erahnen, welchen Inhalt sie wohl haben mögen. Schließlich geht H so gut…mehrDas war eine sehr interessante, und auch anspruchsvolle Lektüre, welche tief in so manch möglichen Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht.
Dr. H, seines Zeichens angesehener Psychiater, schreibt Briefe an seinen Patienten Herrn S. Die Gegenbriefe erfahren wir, wenn überhaupt, nur am Ende des Romans, wir können aber gut erahnen, welchen Inhalt sie wohl haben mögen. Schließlich geht H so gut wie immer auf den vorangegangenen Inhalt ein. Es folgen meist Diagnosen und Medikationen, aber H berichtet auch über sich, seine Selbstdiagnosen und wie er sich ins Irrenhaus einweist. Denn es gibt sehr schöne Irrenhäuser in Wien, muss man wisssen. Und sehr oft erscheint uns der Inhalt tatsächlich (w)irr. Erst im vierten Abschnitt des Buches, als auch S zu Wort kommt, verdichten sich all die schleichend aufgebauten Verdachtsmomente, die sich so allmählich Brief für Brief aufschaukeln, und manifestieren sich zumindest für mich zu einem kleinen Aha-Erlebnis (so nach dem Motto: ich hab's ja geahnt).
Es ist schwierig, darüber etwas zu schreiben, ohne zu spoilern. Denn es kommt auch eine andere Person vor, zwar nur mit dem Vornamen benannt und anhand zweier Aufenthaltsorte zu identifizieren (das Rätsel muss aber jeder für sich lösen). Diese Person, nennen wir sie mal F, gilt einer der größten Denker, und fristete seine letzten Jahre in absoluter geistiger Umnachtung.
Und was kann schon passieren, wenn alles gedacht wurde, was es zu denken gibt … Delirium und Größenwahn geben sich mit unter die Hand …
… ich habe das Buch genossen, auch wenn es nicht einfach war, all den Gedankengängen zu folgen. Mit einer Leseempfehlung bin ich mal vorsichtig, auch wenn ich die Zeilen letztendlich genial fand (und der Grat zwischen Genie und Wahnsinn immer wieder mal sehr schmal ist – der Autor möge mir verzeihen).