Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,3, Georg-August-Universität Göttingen (Seminar für mittlere und neuere Geschichte), Veranstaltung: Rituale der Macht. Symbolische Kommunikation in der Frühen Neuzeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der sozialen Funktion studentischer Einsetzungsrituale in der Frühen Neuzeit am besonderen Beispiel des Pennalismus sowie ihrer Verortung innerhalb der gängigen Definitionen. Hierbei wird zunächst die Attraktivität der Zugehörigkeit zu einer vormodernen Universität verdeutlicht, indem ihre Privilegien, ökonomischen und sozialen Vorrechte anhand ihrer Genese vorgestellt werden. Anschließend soll ein Bild studentischer Korporationen des 16. bis 18. Jahrhunderts gezeichnet werden, wie sie als elementarer Bestandteil des studentischen Lebens fernab der Heimat als Lebensgemeinschaften und Ersatzfamilien existierten. Dabei wird einerseits der Frage nachgegangen, in welchem Rahmen sich Initiationsriten im akademischen Leben sowie im Privatleben der so genannten „Pennäler“, der Studenten im ersten Studienjahr, vollzogen, welchen Zweck sie verfolgten und wie ihre Langlebigkeit zu erklären ist, um andererseits die Richtigkeit der Anwendung des Begriffs „Ritual“ im Bezug auf den Pennalismus zu ermitteln. Mittels einer Definition des Begriffs „Initiationsritual“ soll geklärt werden, ob das so genannte „Pennaljahr“ im Ganzen oder nur in Teilen als Einsetzungsritual angesehen werden kann oder ob es sich vielmehr um einen „ritualisierten Brauch“ handelt, d.h. um einen Zeitraum, der aufgrund seiner Dauer, des an ihm beteiligten Personenkreises sowie des gesellschaftlichen Rahmens, in dem er sich abspielt, rituelle Elemente, Symbole und Verhaltensweisen enthält. Wenn der Pennalismus auf die Ordnung der Gesamtgesellschaft keine Auswirkung hatte, hatte er diese doch zweifelsohne auf die Ordnung einer einzelnen Gesellschaftsgruppe – der Studenten. Kann diese Leistung „im Kleinen“ als ritueller Sonderfall angesehen werden? Erfüllt ein Zustand, der längerfristig Bestandteil des alltäglichen Pennälerlebens war, noch den Aspekt der „Herausgehobenheit aus dem Alltag“, die Einsetzungsrituale erst zu einem wirkmächtigen Akt werden lassen? Sind Initiationshandlungen, die sich weder in althergebrachten Formen vollziehen noch an vergangenes Handeln erinnern – die die Beteiligten also in keine Ordnung hineinstellen, die älter ist als sie selbst - als rituell zu bezeichnen?