Wer auf der Suche nach einem Roman für ruhige und entspannte Herbsttage ist, der sollte zu „Albas Sommer“ von Claudia Casanova greifen. Diese Geschichte lässt einen zum Ausklang des Sommers noch einmal durch Blumenwiesen streifen und Blütenduft schnuppern. Man spürt die Begeisterung der Hauptfigur
Alba für die Natur und lässt sich von ihrer Begeisterung anstecken, auch wenn man sich bis dato nicht…mehrWer auf der Suche nach einem Roman für ruhige und entspannte Herbsttage ist, der sollte zu „Albas Sommer“ von Claudia Casanova greifen. Diese Geschichte lässt einen zum Ausklang des Sommers noch einmal durch Blumenwiesen streifen und Blütenduft schnuppern. Man spürt die Begeisterung der Hauptfigur Alba für die Natur und lässt sich von ihrer Begeisterung anstecken, auch wenn man sich bis dato nicht für die Wissenschaft der Botanik interessiert hat. Darüber hinaus erzählt die Autorin von einer Romanze auf so zarte und dennoch herzergreifende Art und Weise, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als hingerissen zu sein. Vor allem aber ist „Albas Sommer“ eine faszinierende Geschichte über eine Frau, die sich mit Feuereifer der Erforschung von Pflanzen verschreibt und sich gesellschaftlichen Konventionen widersetzt.
„Albas Sommer“ ist eine filigrane und unprätentiöse Erzählung und dennoch ist sie auf jeder Seite spannend. Das liegt an der Vielfalt der Themen, die darin mitschwingen. Die Handlung spannt sich von 1875 bis ins Jahr 1888, einer Zeit des technischen Fortschritts und der Forschung. Gleichzeitig feiert Claudia Casanova die Schönheit der unberührten Natur, den Familienzusammenhalt und die Liebe.
Vom Entdeckergeist dieser Zeit trägt Albas viel in sich. Sie liebt die Pflanzen und die Natur, möchte sie erforschen und katalogisieren. Sie möchte die Welt bereisen und sich mit Gleichgesinnten austauschen. Als sie mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Luisa nach Valdecabriel zieht, einem Ort nahe Teruel in der spanischen Region Aragonien, gibt sie sich ganz ihrer Forschung hin. Vor allem ihre Mutter unterstützt sie und auch ihre Schwester in ihrer Neigung und ermöglicht es ihnen, mit Hilfe des örtlichen Priesters ihre wissenschaftlichen Ambitionen zu vertiefen und professionell auszugestalten.
Der Preister ist es auch, der den deutschen Botaniker Heinrich Willkomm nach Valdecabriel einlädt. Zwischen Alba und Heinrich ist es eine schicksalhafte Begegnung. Durch Heinrich eröffnet sich Alba eine Welt an Möglichkeiten, sie ist mehr denn je davon überzeugt, Wissenschaftlerin werden zu wollen. Heinrich hingegen sieht in ihr eine ebenbürtige Partnerin, mit der er seine Passion teilen kann. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr verlieben sie sich ineinander. Doch Heinrich ist verheiratet und Alba einem anderen versprochen.
Daneben kommt es zu weiteren Spannungen. Albas Vater hat in ein fragwürdiges Eisenbahngeschäft investiert und die Familie gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Albas Mutter hingegen erkrankt schwer. Diese Tatsachen werden nicht breitgetreten, sie steuern den Verlauf der Geschichte vielmehr auf sehr unaufdringliche Art und Weise. Das gefiel mir außerordentlich gut, denn so konnte ich ganz bei Alba bleiben, in ihrer Welt, bei ihren Emotionen und bei ihrer Entwicklung.
Auch sehr angenehm fand ich die Tatsache, dass Alba in ihrem direkten Umfeld volle Unterstützung und Wohlwollen erfährt. Es wäre einfach gewesen, müsste sie sich gegenüber ihrer Familie behaupten. Zu erleben, wie im Grunde alle Voraussetzungen erfüllt sind und sich manche Träume dennoch nicht erfüllen lassen, ist umso eindringlicher. Besonders erwähnenswert ist hier der Zusammenhalt der beiden Schwestern, deren inniges und vertrauensvolles Verhältnis ohne viele Worte etabliert wird.
Trotz aller Widrigkeiten, mit denen Alba sich konfrontiert sieht, schlägt man dieses Buch am Ende mit einem guten Gefühl zu. Denn man hat so viel durch die Lektüre gewonnen! Man lernt die Natur (neu) lieben, die Strukturen der Blätter, die Zerbrechlichkeit der Blüten. Zumindest in mir hallt der positive Gedanke an die Kraft der Natur sicherlich noch lange nach: „Sie ist willens, so starke Wurzeln zu schlagen, dass die Steine brechen, wie die Saxifraga alba. Sie ist bereit, sich ein Leben von neuer, pulsierender Schönheit zu erschaffen.“