Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Dolmetschen / Übersetzen, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Anfang Mai 1999 fanden das Übersetzen und die Übersetzer, die üblicherweise ein Schattendasein fristen und von der Öffentlichkeit mit nur geringem Interesse wahrgenommen werden, wie in Fachkreisen immer wieder beklagt wird, plötzlich die Aufmerksamkeit der Presse. Über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen erschienen in Tages- und Wochenzeitungen, Nachrichtenmagazinen und ihren jeweiligen Online-Ausgaben mehr oder weniger ausführliche Artikel zu einem Thema, bei dem das Übersetzen, oder besser eine Übersetzerin, im Mittelpunkt stand. Die Rede ist von dem Streit zwischen Karin Krieger als Übersetzerin der Werke Alessandro Bariccos und dem Piper Verlag in München, der den italienischen Schriftsteller in Deutschland verlegt. Nachdem der Roman Seta (Rizzoli 1996, deutsch: Seide, 1997) in Deutschland wie in Italien zum Bestseller geworden war, verlangte Frau Krieger vom Verlag eine angemessene Erfolgsbeteiligung, wie sie das deutsche Urheberrecht vorsieht (vgl. Tagesspiegel 1999). Nach anfänglichem Zögern und längeren Verhandlungen ging der Verlag schließlich auf die Forderung der Übersetzerin ein, teilte jedoch nur wenige Tage später mit, er werde Seide und die zwischenzeitlich erschienenen Werke Castelli di rabbia (Rizzoli 1991, deutsch: Land aus Glas, 1998) und Novecento (Feltrinelli 1994, Februar 1999) zurückziehen und Neuübersetzungen auf den Markt bringen. In der Tat wurde Novecento im Mai 1999 in der Übersetzung von Erika Cristiani veröffentlicht. Im darauf folgenden Rechtsstreit wurde der Piper Verlag im Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht München unter anderem dazu verurteilt, die von Frau Krieger angefertigten Übersetzungen weiterhin zu verbreiten (vgl. 1999-2001). In Kapitel 2 dieser Arbeit werden Verlauf und Reaktionen auf den Übersetzerstreit eingehender erörtert werden. Dieser für die Beteiligten sicherlich nicht sehr erfreuliche Konflikt führte zu einer außergewöhnlichen und sehr interessanten Situation: Von insgesamt drei Werken Alessandro Bariccos liegen jeweils zwei parallele Übersetzungen vor, die mit kaum nennenswertem zeitlichen Abstand zueinander publiziert wurden. Für diese Werke bietet sich ein übersetzungskritischer Vergleich an, da die situativen Faktoren der Übersetzungsproduktion identisch sind und ein Vergleich daher unmittelbar Aufschluss über das Vorgehen des Übersetzers und indirekt auch über seine Vorstellung von einer guten Übersetzung gibt.