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Alfons Goppel diente 16 Jahre lang als Ministerpräsident des Freistaates Bayern und prägte damit eine Ära. Seine Regierungszeit zwischen 1962 und 1978 war gezeichnet vom tiefgreifenden Wandel des zunächst wirtschaftsschwachen Agrarstaates hin zum modernen Industrie-, Wissenschafts- und Hochtechnologiestandort. Der milde, katholisch-barocke, leutselige und doch modern regierende Landesvater, bald liebevoll "der Fonsä" genannt, wurde von seinen Anhängern verehrt wie ein Volkskönig. Seine integrative und repräsentative Amtsführung hatte enormen Anteil an den spektakulären Wahlerfolgen "seiner"…mehr

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Produktbeschreibung
Alfons Goppel diente 16 Jahre lang als Ministerpräsident des Freistaates Bayern und prägte damit eine Ära. Seine Regierungszeit zwischen 1962 und 1978 war gezeichnet vom tiefgreifenden Wandel des zunächst wirtschaftsschwachen Agrarstaates hin zum modernen Industrie-, Wissenschafts- und Hochtechnologiestandort. Der milde, katholisch-barocke, leutselige und doch modern regierende Landesvater, bald liebevoll "der Fonsä" genannt, wurde von seinen Anhängern verehrt wie ein Volkskönig. Seine integrative und repräsentative Amtsführung hatte enormen Anteil an den spektakulären Wahlerfolgen "seiner" CSU. Goppels Weg war jedoch auch durch Rückschläge und Schattenseiten geprägt. Seine wechselhafte Biografie ist daher geradezu spiegelbildlich für die epochalen Umbrüche des 20. Jahrhunderts.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Stefan März, Dr. phil., geb. 1980, arbeitet als Wissenschaftsmanager und freiberuflicher Historiker mit Schwerpunkt bayerische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2016

Die Ämtertrennung wird kommen . . .
Bayerische Eigenwilligkeit und Eigenständigkeit: Geschichte und Zukunft der CSU

Verfassungsrechtlich ist Bayern ein Bundesland wie zwölf andere Flächenstaaten in Deutschland auch. Doch dank der CSU ist der Freistaat auch eine Art Nationalstaat in eingeschränkter Form. Was einst Franz Josef Strauß in seiner Ära als Ministerpräsident vorzuführen suchte, hat seinen Ursprung in dem Geniestreich der CSU-Gründung und CSU-Aufrechterhaltung in der Nachkriegszeit. Kein anderes Bundesland, nicht einmal die traditionsbewussten Hansestädte Hamburg und Bremen, haben eine eigene staatstragende Partei. Die anderen Landesparteiverbände - ob der CDU, der SPD, Grünen, der Linken, der FDP, der AfD und sogar der Freien Wähler - haben Bundesvorsitzende vor der Nase; nur für den CSU-Landesvorsitzenden ist die "höhere Macht" über ihn gleich göttlich.

Der schmale Grat zwischen bayerischer Eigenwilligkeit und Eigenständigkeit zieht sich auch durch zwei völlig verschiedenartige Bücher, die dennoch mit Gewinn - allerdings in der sinnvollen Reihenfolge - nacheinander gelesen werden können. Der Journalist Peter Müller verspricht mit der Titelwahl seines Buchs "Der Machtkampf - Seehofer und die Zukunft der CSU" Auskunft über ein drängendes Thema zu geben. Denn wer wollte nicht schon jetzt wissen, wie es in der CSU und in Bayern weitergeht, wenn Horst Seehofer sich vom Parteivorsitz und vom Amt des Ministerpräsidenten verabschiedet. Dass ein Machtkampf im Gange ist, lässt sich jeder Buchseite entnehmen - zur Zukunft der CSU wird hingegen keine einzige Voraussage oder Wahrscheinlichkeitsbeschreibung geboten.

Seit mindestens fünf Jahren ist bekannt, dass Seehofer den automatischen Aufstieg Markus Söders in beide Führungsämter verhindern, verlangsamen oder schlicht kontrollieren will, indem er Ilse Aigner in eine gute Startposition gesetzt hat. Für Söder spricht seine Dynamik, die rauhbeinig ist und sein muss, um als unaufhaltsam zu erscheinen. Gegen ihn spricht sein Ehrgeiz und vor allem seine Heimat Franken. Ilse Aigner ist in Oberbayern verwurzelt, ist umgänglich und zurzeit die einzige Möglichkeit, um in Bayern endlich eine Frau zum Ministerpräsidenten zu küren, was sich die CSU im Blick auf die Bundespolitik und andere Bundesländer schuldig zu sein glaubt.

Autor Müller ist ein Erzähler, kein Analytiker und vor allem kein CSU-Liebhaber. Er versteht nicht die Seele der Partei und des bayerischen Wahlvolkes, kann die ihm tausendfach bekannten Einzelheiten weder einordnen noch - wie im Untertitel versprochen - aus ihnen eine Linie in die Zukunft ziehen. Seine Stärke ist das Erzählen einer unendlichen Zahl von Begegnungen, Beobachtungen und Gesprächsfetzen sowie - in "Spiegel"-Manier - von völlig belanglosen Umständen und Beigaben solcher Treffen. Früher hätte man bei solcher Art von Veröffentlichung vom Umstülpen der Zettelkästen gesprochen, heute ist eher zu vermuten, dass die einschlägigen Reportagen eines Berichterstattungs-Jahrzehnts digital durchkämmt wurden. Hätten statt Suchprogrammen Menschen ein Auge auf den Text geworfen, wäre ihnen wie dem Leser aufgefallen, dass Söders Vater auf Seite 35 als Malermeister, auf Seite 49 jedoch als Maurer bezeichnet wird.

Wie wenig zielführend die ganze Anlage ist, lässt sich an Kapiteln über gegenwärtige und ehemalige Bundesminister erkennen, die nur dazu dienen, das bundespolitische Personal der CSU in Berlin als ungeeignet einzustufen, ohne zu erläutern, welche Nachteile daraus für die CSU oder - wie im Falle der heutigen Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt - welche Vorteile für das Arbeitsklima in der großen Koalition erwachsen. Für die CSU, deren Zukunft Müller doch zu beschreiben vorgibt, sind die Sechzigjährigen von heute allein Erinnerungsposten, deren Einfluss auf die Personalentscheidungen mit den versuchten Bloßstellungen nicht gestärkt, sondern gemindert wird. Nur kurze Abschnitte wie über den Wahlkampf in den sozialen Netzwerken oder die "langen Schatten" (wirklich?) von 2018 deuten an, was das Buch eigentlich erbringen müsste, um seinem Titel genüge zu tun.

Lehrreicher als Müllers Kaleidoskop ist eine kleine Schrift des "freiberuflichen Historikers" Stefan März über Alfons Goppel in der Reihe "Kleine bayerische Biografien". Mit sechzehn Amtsjahren als bayerischer Ministerpräsident ist der anfänglich kommunalpolitisch oft Erfolglose zu einem oder dem Volkskönig geworden, dem die CSU Ansehen und Glaubwürdigkeit und natürlich eine wirkungsvolle Regierungsarbeit zu verdanken hat. Als ebenso ungeplanter wie selbstbewusster Partner des bärenstarken Parteivorsitzenden Strauß gab er dem Freistaat so viel Gewicht, dass die CSU bundespolitisch auftrumpfen konnte. Schließlich vermochte Strauß Goppel nur altersbedingt den Regierungssessel streitig zu machen.

Von fortdauernder Bedeutung ist Goppels Werdegang für den anstehenden Generationenwechsel in der CSU. Er enthält eine wichtige Lehre für Söder: Man muss nicht - wie es Müller immer wieder Söder zuschreibt - auf Teufel komm raus vor dem fünfzigsten Geburtstag Ministerpräsident werden wollen, um dann lange regieren zu können. Goppel war bei seiner Wahl ins höchste bayerische Amt 57 Jahre alt. Die Lehre für Ilse Aigner: Bayern kann auch mit der Teilung des Parteivorsitzes und des Ministerratsvorsitzes auf lange Zeit erfolgreich sein. Und eine Lehre für Seehofer: Wenn zwei Machtbewusste sich gegenseitig blockieren - wie damals der erzkonservative Landwirtschaftsminister Alois Hundhammer und der liberale Finanzminister Rudolf Eberhard -, dann kann der Ausweg in der Einigung auf den fachlich ausgewiesenen Innenminister liegen - damals Alfons Goppel, heute Joachim Herrmann.

Wer anders als die beiden Bücher die ganze Geschichte der regierenden CSU im Blick hat, erkennt sogar eine Lehre für alle: Auf starke Regierungs- und Parteichefs folgte stets eine Ämtertrennung - auf Hanns Seidel folgte Franz Josef Strauß im Parteivorsitz sowie Hans Ehard und Goppel als Regierungschef. Nachdem es Strauß für ein Jahrzehnt gelungen war, beide Funktionen wieder zu vereinen, teilten sich Theo Waigel und Max Streibl die Macht; auf sie folgte Edmund Stoiber, der bald allein herrschte, dann teilten sich Günther Beckstein und Erwin Huber die Spitzenpositionen, ihnen folgte Seehofer. Niemand wird bestreiten, dass er ein starker Partei- und Regierungschef ist - und damit geradezu die Voraussetzung für die nächste Machtteilung.

GEORG PAUL HEFTY

Stefan März: Alfons Goppel. Landesvater zwischen Tradition und Moderne. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2016. 144 S., 12,95 [Euro].

Peter Müller: Der Machtkampf. Seehofer und die Zukunft der CSU. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2016. 301 S., 19,99 [Euro].

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