Drei Generationen zwischen Verantwortung und individueller Freiheit ›Alles ist noch zu wenig‹ erzählt rasant und mit entwaffnender Menschenkenntnis von allgegenwärtigen Gräben zwischen Stadt und Land, Ost und West, Alt und Jung. Dabei geht es immer wieder um die Erwartungen, die wir an unsere Familie stellen – und den Widerwillen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Weil seine Mutter Inge nach einem Sturz nicht mehr gut laufen kann, beschließt Carsten, mit seiner fünfzehnjährigen Tochter Lissa für ein paar Wochen zu Inge in die ostdeutsche Provinz zu fahren. In der Enge des Dorfes und im Alltag ihrer seltsamen Wohngemeinschaft kollidieren unterschiedliche Lebenserfahrungen und Vorstellungen. Wo zunächst nur Unverständnis herrscht, sind Großmutter, Sohn und Enkelin schließlich gezwungen, einander neu kennenzulernen. Denn eine gemeinsame Sprache sprechen sie seit Jahren nicht: Inge schmollt lieber, als um Hilfe zu bitten. Carsten schiebt Dienstreisen vor, um Reißaus nehmen zu können. Und Lissa fühlt sich allein mit ihren Ansichten von einer gerechteren Welt. In ›Alles ist noch zu wenig‹ schreibt Katja Schönherr federleicht und gleichzeitig beeindruckend feinsinnig von überzogenen Erwartungen, bissigem Schweigen und vorsichtiger Annäherung. Dabei umkreist sie eine Frage, die drängender nicht sein könnte: Was schulden wir unseren Nächsten – und was uns selbst?
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Eberhard Falcke zeigt sich zunächst angetan. Katja Schönherr gelingt es in ihrem Roman "Alles ist noch zu wenig" die Gemütslage einer Familie pointiert und prägnant nachzuzeichnen, in der sich alle vernachlässigt fühlen, meint er. Das liest sich mal wie eine Satire, mal wie eine Komödie. Dennoch bemängelt der Rezensent im Verlauf des Romans eine gewisse Stagnation und hätte sich mehr Entwicklung der Charaktere und mehr Komplexität im Fortgang der Handlung gewünscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ihr ist ein mitreißender Familien- und Gesellschaftsroman gelungen, der mal mit sanftem Blick und mal mit bitterbösem Witz erzählt ist. Fast möchte man den Roman mit denen von Daniela Krien und Juli Zeh vergleichen, aber Katja Schönherr beweist mit 'Alles ist noch zu wenig', dass sie längst ihre eigene Stimme gefunden hat.« Tino Dallmann, MDR Kultur Tino Dallmann MDR 20220822