„Alles schaukelt, der ganze Bunker schaukelt, von Barbara Halstenberg, EBook 507 Seiten erschienen im Osburg-Verlag.
Die letzten Kriegskinder erzählen. Wie wir Eltern und Großeltern richtig zuhören.
Barbara Halstenberg hat die letzten Zeitzeugen, die Menschen, die den zweiten Weltkrieg als Kinder
miterlebt haben, gesucht und sie gebeten über ihre Erinnerungen und Erlebnisse zu berichten. Über…mehr„Alles schaukelt, der ganze Bunker schaukelt, von Barbara Halstenberg, EBook 507 Seiten erschienen im Osburg-Verlag.
Die letzten Kriegskinder erzählen. Wie wir Eltern und Großeltern richtig zuhören.
Barbara Halstenberg hat die letzten Zeitzeugen, die Menschen, die den zweiten Weltkrieg als Kinder miterlebt haben, gesucht und sie gebeten über ihre Erinnerungen und Erlebnisse zu berichten. Über 100 Interviews sind hier zusammengefasst und ein erschütterndes Buch ist dadurch entstanden.
Halstenberg hat das Buch in Kapitel zusammengefasst dadurch ist die Lektüre sehr übersichtlich.
Jedes Kapitel ist über den Beiträgen fett gedruckt aufgeführt. Verschiedene Themen z.B. Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung oder Vergewaltigungen. Darunter als Überschrift, die Kernaussage der berichtenden Person, darunter Namen, Wohnort, Geburtsjahr und Beruf.
Die Autorin ist Journalistin und interessiert sich für die alltäglichen Geschichten der Menschen. Und so fragte sie sich was andere Personen aus der Generation ihrer Großmutter erlebt haben. Was sie von damals noch in sich tragen. Und so begann sie in ihrem Umfeld zu recherchieren. Viele Kinder kannten damals nichts anderes als die Realität des Krieges. Ausbombung, Vergewaltigungen, Tote, Vertreibung, Hunger. Viele haben unter der NS-Erziehung gelitten. In diesem sehr wichtigen Buch kommen viele von ihnen zu Wort. Es sind die letzten Zeugen und bald wird niemand mehr da sein, der darüber berichten kann. Sie schrieb die Erlebnisse auf um den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit zu geben, sich zu informieren. Viele der Zeitzeugen bekundeten auch, dass sie Angst haben, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. Ein wichtiges Mahnmal gegen das Vergessen. Ein Antikriegsbuch. Noch ist die Geschichte direkt durch die Erinnerungen erfahrbar. Gerade noch. Die Zeit ist knapp.
Auch mein Vater Jahrgang 1936 hat mir viel über die Kriegszeit erzählt. Sein Schicksal hätte ebenfalls in dieses Buch gepasst. Der Kummer seines Lebens war es, seinen Vater nie mehr sehen zu können. Der ist in Stalingrad vermisst. Auch mein Vater hat oft so reagiert wie es im Buch beschrieben ist. Bereitwillig erzählt hat er eigentlich erst in seinen letzten Lebensjahren. Darüber bin ich unendlich froh.
Die Lektüre ist nicht leicht. Unglaublich was es da zu lesen gibt, wenn ich es nicht aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern gehört hätte, man hätte es nicht glauben mögen. Es ist entsetzlich grausam unheimlich ergreifend und macht den Leser traurig zumindest jedoch nachdenklich, so etwas darf nie wieder passieren und doch geschieht es immer wieder überall auf der Welt. Mir ist es nicht leicht gefallen, oft habe ich den Reader aus der Hand gelegt weil ich es einfach nicht mehr ertragen habe, mir die Tränen kamen.
Besonders gut fand ich auch, dass die Autorin zusätzlich noch Tipps gibt, wie solche Gespräche am besten zu führen sind.
Ein wichtiges Buch, gut geschrieben, leicht zu lesen aber nicht leicht zu ertragen. Jeder sollte dieses Buch lesen. Eine absolute Leseempfehlung und volle Punktzahl 5 Sterne.