Petra Reski hat hervorragende Bücher über die Mafia geschrieben und erklärt ihre italienische Lebensart, die sie als Deutsche erlebt, auch in diesem Buch humorvoll und treffend. Wer weiß schon, dass im Italienischen Alphabet kein K vorkommt und Frau Reski demzufolge im Wahlverzeichnis nicht vorkam.
Ihr Antrag auf Italienische Staatsbürgerschaft war vermutlich noch komplizierter als die…mehrPetra Reski hat hervorragende Bücher über die Mafia geschrieben und erklärt ihre italienische Lebensart, die sie als Deutsche erlebt, auch in diesem Buch humorvoll und treffend. Wer weiß schon, dass im Italienischen Alphabet kein K vorkommt und Frau Reski demzufolge im Wahlverzeichnis nicht vorkam. Ihr Antrag auf Italienische Staatsbürgerschaft war vermutlich noch komplizierter als die bürokratischen Hürden in Deutschland - „und ich hörte nichts mehr: eine Flaschenpost im Meer der Bürokratie.“
Petra Reski erzählt ihr Leben spannend und nachvollziehbar, für jeden, der Italienisch lernen will, ist das erste Kapitel (Italienisch für Anfänger) ein Leid-Faden, um besser zu verstehen. Sie geht an den Strand und hört den Italienern zu, die im Wesentlichen im Indikativ Präsens reden, alles ist irgendwie Gegenwart. „Es nimmt mich sehr für Italien ein, dass man so offen über die dunklen Seiten des Lebens spricht.“
„Dalla padella alla brace“ - was meinen Italiener damit, wenn sie über Politik reden? Es ist egal, ob man von Sozialisten oder Christdemokraten regiert wird, sie alle sind korrupt, machtbesessen und egoistisch. 49 Regierungen gab es seit Kriegsende, Italien erlebt die Politik am Rande der Funktionsunfähigkeit, die Motivation für Frau Reski endlich auch wählen zu wollen, als italienische Staatsbürgerin.
Aber sie wendet sich zunächst der Wiege der Kultur zu, der Renaissance in der Toskana. „Ein Land, in dem man das Tonicwater glänzendes Wasser nennt, kann nicht anders, als Poeten hervorzubringen, finde ich.“ Sie lernt Italienisch in Castiglioncello und verbindet die Erlebnisse mit ihrer Tätigkeit als Anfänger-Journalistin beim Stern. Als Bergmannstochter reagiert sie auf überlegene intellektuelle Linke immer etwas verlegen und stellt Fragen, die man dort nicht gerne hört. Das dann auch noch mit den komplexen Fragestellungen der italienischen Sprache zu mixen, ein echter Hochgenuss das zu lesen.
Der sehnige italienische Intellektuelle kocht ihr eine lange vorbereitete Kichererbsensuppe, mit allem Tamtam. Als sie vom Hof dieses Super-Menschen fährt, sieht sie zwei Kirchererbensdosen im Müll. So ist das eben in Italien, wir kommen mit den Erlebnissen von Petra Reski der witzigen, unglaublichen Realität näher als in Reiseführern, sie beschreibt spannend, anschaulich, mit Lust auf den nächsten Satz.
„Der Italiener meines Lebens ist vor allem Venezianer….Er ist allergisch gegen Tomaten und Kaffee, er verabscheut Knoblauch und interessiert sich nicht für Fußball.“ Ein echter Italiener? 48 Kapitel vom Feinsten: im Hinblick auf Sprache und Erklärungen der Unterschiede und des italienischen Lifestyles. „Es war mein Land, von Anfang an. Es ist ein fehlerhaftes Land, es sündigt, es ist perfide und manchmal sogar teuflisch. Dennoch liebe ich es.“
Ob man die Politiker auch lieben muss, es ist eine ganz andere Frage, zu der Petra Reski eine Fülle an Hintergründen und Wissenswertem beiträgt, genau dieser Sichtweisen wegen habe ich dieses Buch mit größtem Interesse gelesen.