(Deutsch) Der Gärtner Christian Sutter schreibt zwischen 1884 und 1893 ein Tagebuch, das er „Kronik der Zeit“ nennt. Darin berichtet er von seinem beruflichen und privaten Alltag im badischen Fabrikort Gutach i.Br. und von den Bewohnern des Elztals, die diesen Alltag mit ihm teilen. Sein Chef ist der Nähseidenfabrikant Max Gütermann, der fränkisch-jüdische Wurzeln hat. Weil der Gärtner ihm nicht nur Kisten voll Obst und Gemüse liefert, sondern auch Florist, Imker, Kutscher, Glaser und Hausbursche ist, kommt dieser fast täglich mit der Fabrikantenfamilie und ihren Besuchern in Kontakt. Die vielen Arbeitsaufträge öffnen ihm die Tür zum Mikrokosmos der Nähseidenfabrik: Produktions- und Verwaltungsräume der Fabrik, Wohnbauten und frühe soziale Einrichtungen des Unternehmens. Die „Kronik der Zeit“ ist eine Mischung aus Gartenbuch, Gutacher Klimaarchiv, Arbeitsbericht, Kutschfahrtenprotokoll und kleinen Alltags- und Familiengeschichten. Die Autorin hat den Originaltext in Maschinenschrift übertragen und kommentiert. Sie informiert über die frühe Phase der Industrialisierung im Elztal, erkennt vereinzelt Spuren jüdischer Erinnerungs- und Festtagskultur in der Chronik und erhellt den gesellschaftlichen und familiären Hintergrund von Christian Sutter und Max Gütermann.