Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Europas - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: sehr gut (Note 1), Universität Hamburg (Historisches Seminar), Veranstaltung: Alltagsgeschichte im 17. und 18. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert etablierte sich in Europa eine neue Erwerbsart: die Heimindustrie, die Güter für überregionale Märkte produzierte. Ihre Produktionszentren befanden sich überwiegend in ländlichen Gegenden, wo sie gemeinsam mit der Landwirtschaft betrieben wurde. Durch den Prozess der Heimindustrialisierung löste sich die Bevölkerung von den agrarischen Ressourcen und wandte sich einer selbständigen und handwerklichen Tätigkeit zu. Als Vorform der im 19. Jahrhundert einsetzenden Industrialisierung - Protoindustrialisierung - kam der Produktionsprozess ohne Anwendung fortgeschrittener Technologien und ohne die Zentralisierung von Arbeitskräften in Fabriken aus. Durch diese umfassende Veränderung auf dem Lande, vollzog sich ein Wandel der Lebensverhältnisse, Verhaltensweisen und Mentalitäten der ländliche Bevölkerung. In dieser Arbeit wird im Rahmen der Mikrohistorie dieser Wandel beleuchtet. Es soll untersucht werden, wie die besitzlose Bevölkerung auf dem Lande am Ende des 18. Jahrhunderts gelebt hat. Auf diese Weise lassen sich Rückschlüsse auf die "großen Ereignisse" der Geschichte ziehen: "Small facts can speak to large issues." Der Prozess der Protoindustrialisierung in Europa lässt sich auf diese Weise aus der Perspektive "von unten" betrachten. Dadurch können z. B. Fragen zur Funktion des kapitalistischen Wirtschaftssystem und seine Auswirkungen auf die Beteiligten sowie Fragen zur Entwicklung von Stände- zu Klassengesellschaften beantwortet werden.