Eine südamerikanische Exotin auf einem walisischen Bergbauernhof - eine wunderbar warmherzige Geschichte, die ebenso von Humor und Resilienz zeugt wie von einer tiefen Verbundenheit mit der Natur.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, I ausgeliefert werden.
Die Sehnsucht nach dem Land ist so alt wie die Literatur über das Landleben. Schön ist es, von anderer Leute Träume zu lesen: ein Haus im Grünen, Garten, Kinder, Hühner, Freiheit. Man sollte sein Leben ändern. Dieses Buch verlangt nichts dergleichen, denn sich auf einem walisischen Bergbauernhof neben Rindern, Ponys, Ziegen und Schafen auch noch ein Lama ans Bein zu binden, übersteigt jeden guten Vorsatz, und so entwaffnend, wie die patente Ruth Janette Ruck darüber schreibt, gelingt auch nicht nebenher. Ihr Wunsch nach einem weiblichen Lama ist so übermächtig, dass sie und ihr Mann sich in ihrem klapperigen Landrover nach Yorkshire aufmachten und Ñusta - auf Quechua Prinzessin - einem Zoo abkaufen. Fortan begleitet das Lama die Familie bei der Arbeit, schaut bei der Schafschur zu, darf im Haus auf dem Kaminvorleger ruhen und die Knötchen von Wollpullovern abgrasen; ein Vorgang, den Tier und Trägerin gleichermaßen schätzen. Sie ist ein reinliches, gesprächsbereites, charakterstarkes, würde- und humorvolles Tier, "das unser Leben wunderbar durcheinanderbrachte". Ich weiß, schreibt Ruck, "dass viele bei solchen Anthropomorphismen, bei denen man einem Tier menschliche Charaktereigenschaften zuschreibt, vor Entrüstung aufheulen", aber sie sieht in ihrem Lama die beseelte Kreatur und fühlt sich wunderbar bereichert durch deren Kapriolen. letz
"Als das Lama zu uns kam" von Ruth Janette Ruck. Insel Verlag, Berlin 2022. 285 Seiten. Gebunden, 18 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main