interessante Geschichte über unterschiedliche Lebensmodelle von Frauen der 50er Jahre
Care Santos erzählt in „Als das Leben vor uns lag“ eine Geschichte über fünf Freundinnen, die im Sommer 1950 ein von Ordensschwestern geführtes Internat besuchen; eine von ihnen, Julia, stammt aus armen
Verhältnissen, wurde von den Schwestern aufgenommen und ist diesen als Ausgleich stets zu Diensten. Bei den…mehrinteressante Geschichte über unterschiedliche Lebensmodelle von Frauen der 50er Jahre
Care Santos erzählt in „Als das Leben vor uns lag“ eine Geschichte über fünf Freundinnen, die im Sommer 1950 ein von Ordensschwestern geführtes Internat besuchen; eine von ihnen, Julia, stammt aus armen Verhältnissen, wurde von den Schwestern aufgenommen und ist diesen als Ausgleich stets zu Diensten. Bei den anderen Vier handelt es sich um die Zwillinge Olga und Martha, Lolita und Nina.
Olga, von der Härte der Klosterfauen inspiriert, führt die Gruppe an, initiiert ein Pfänderspiel, auch am letzten Schultag im Jahre 1950, das diesesmal ausser Kontrolle gerät und mit Julias Entfernung aus der Schule endet. Was genau geschah bzw. welche Details Julia betreffen erfährt der Leser erst später.
Nach 30 Jahren treffen sich die fünf Freundinnen wieder; zunächst essen vier von ihnen zusammen, tauschen sich aus und spielen, leicht angesäuselt, wieder das Pfänderspiel. Ich muß gestehen, dass mich diese Idee erst nicht besonders begeistert hat, denn es wirkt auf mich nicht sehr glaubhaft, dass sie mit 45 Jahren wieder dieses Wahrheits-Pfändespiel spielen wollen. Keine versucht über ihre letzte gemeinsame Nacht im Internat zu sprechen, keine bedauert irgendetwas - „wir waren noch Kinder“ - tja, so benehmen sie sich jetzt auch. Und doch war das, was während dieser Spielrunde erzählt wurde, manchmal auch ganz geschickt über Bande gespielt, sehr interessant und spannend erzählt.
Später gibt es auch das Treffen zu Fünft und eine Aufklärung der Erlebnisse vom Sommer 1950 und in der heutigen Zeit.
Die Geschichte selber fand ich ausgesprochen reizvoll, war es doch eine Zeitreise in das Rollenverständnis und die Möglichkeiten der Frauen in den 50er Jahren. Auch wenn der Roman in Spanien spielt so liest man im Hintergrund immer wieder Erlebnisse und Auswirkungen politischer Einflüsse und des Krieges mit, von Verrat, Verleugnung, Schuld und Sühne und eben auch, wie unterschiedlich Frauen ihr Leben planen und gestalten.
Wie im richtigen Leben finden sich auch in diesem Roman ganz unterschiedliche Fauenrollen wieder, unter anderem die gutsituierte Gattin, die mehreren Kindern das Leben schenkte, sich selber einen goldenen Käfig baute und sich den anderen überlegen fühlt, eine selbständige, erfolgreiche Frau oder eine, die aus vielen Hindernissen stark hervorgegangen ist und von den fünf Frauen eindeutig am meisten beeindruckt.
Die Autorin hat diese Geschichte spannend erzählt und die einzelnen Schicksale interessant verwoben; manchmal war da schon etwas zuviel an Zufall im Spiel, aber genau das passiert im wirklichen Leben ja auch. Der Roman war für mich recht stimmig und abgerundet, fesselte beim Lesen und zeigte die Möglichkeiten dieser Generation an Frauen sehr anschaulich auf.