Viele Menschen definieren sich über ihren Beruf. Ihren Status. Ihren Lebensstil. Sophie ist Mitte 30, arbeitslos und hat 17,70€ auf dem Konto. All das zuvor genannte hat sie nicht mehr und als wäre das nicht Belastung genug, lässt die nächste Zahlung ihrer Grundsicherung quälend lange auf sich
warten. In ihrem bescheidenen Zuhause zwischen angeschlagenem Geschirr, einem einsamen angeknacksten…mehrViele Menschen definieren sich über ihren Beruf. Ihren Status. Ihren Lebensstil. Sophie ist Mitte 30, arbeitslos und hat 17,70€ auf dem Konto. All das zuvor genannte hat sie nicht mehr und als wäre das nicht Belastung genug, lässt die nächste Zahlung ihrer Grundsicherung quälend lange auf sich warten. In ihrem bescheidenen Zuhause zwischen angeschlagenem Geschirr, einem einsamen angeknacksten Stuhl und einer kaputten Klospülung versucht Sophie, an Geld zu kommen, einen Job zu finden oder vertreibt sich die Zeit damit, Trübsal zu blasen und einen Roman zu schreiben, um den nagenden Hunger zu vergessen. So deprimierend sich das anhört, so fantasiereich und voller Humor ist jedoch Sophies Art, diese Situation zu bewältigen.
„Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“ hat eindeutig etwas von einem Meta-Roman, es geht um die Schriftstellerin Sophie (Divry?) und ihr Werk, auf das auch immer wieder innere Stimmen und Nebenfiguren scheinbar direkten Einfluss nehmen. Durch die Form und den Schreibstil wird die Geschichte seinem anfänglichen Versprechen „ein Improvisationsroman voller Unterbrechungen“ zu sein, meiner Meinung nach also absolut gerecht und das ganze Buch liest sich schon fast eher wie ein Tagebuch, gespickt mit zahlreichen Anspielungen auf Literatur und französische Kultur, diversen Neologismen und mal umgangssprachlichen, modernen, mal mit fast frivolen, mal eleganten, fast poetischen, mal mit schwülstigen Passagen - je nach Kontext. Ein sprachliches und literarisches Potpourri.
Und auch ein emotionales Potpourri bekommt der Leser ab, sobald er sich auf Sophie eingelassen hat. Von einem lustigen, selbstironischen Moment voller schwarzer Humor hin zur Nachdenklichkeit hin zum Mitleiden und wieder hin zum Schmunzeln.
Meiner Meinung nach besonders hervorzuheben ist die Typografie des Buches. Diese wurde so bedacht und gleichzeitig mit so viel Kreativität eingesetzt, dass ich sie in dieser Art und Weise einmalig finde. Sie schafft es, das zu unterstreichen, was gesagt wird und transportiert so noch viel stärker die Emotionen aus dem Text, ohne nervig oder deplatziert zu wirken.
Für mich ist „Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“ eine Liebeserklärung an die Literatur, an das Buch und den Akt des Schreibens. In dieser scheinbar einfachen, sehr alltäglichen Geschichte steckt auch etwas Philosophie und viel zum Nachdenken. Manchmal ist man geneigt, Passagen zu überlesen - aber dann überlegt man es sich doch noch mal anders.
Alles in allem ein Roman, den ich mit sehr viel Freude gelesen habe. Ein Roman, der deutlich aus dem Mainstream heraussticht und so ganz anders ist als man erwartet. Vielleicht ist er nicht in jeder Hinsicht perfekt (teilweise gab es doch ein paar Längen - etwas, was bei einem Improvisationsroman wohl nicht allzu verwunderlich ist), aber er ist durchaus etwas Besonderes. Ich persönlich bin jetzt auf jeden Fall gespannt auf Sophie Divrys weitere Werke.