»Der Roman ist bewegend; er ist schön und klug erzählt.« FAZ Eine starke Frau in dunklen Zeiten. Und eine junge Frau, die zurückschauen muss, um nach vorn blicken zu können. Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: Es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet. Die Suche nach der Wahrheit führt Juni nach Berlin und in die kleine Stadt Demmin im Osten Deutschlands, die nach der Kapitulation von der russischen Armee überrannt wurde. Juni begreift, dass es um viel mehr geht als um eine verheimlichte Liebe. Und dass ihre Entdeckungen Konsequenzen haben für ihr eigenes Glück. »Als Großmutter im Regen tanzte« erzählt davon, wie uns die Vergangenheit prägt bis in die Generationen der Töchter und Enkelinnen. Doch vor allem ist es eine Geschichte über die heilende Kraft der Liebe. Der bewegende SPIEGEL-Bestseller: drei Generationen, verbunden durch die Liebe und ein tragisches Geheimnis der Nachkriegszeit »Dieses Buch lässt niemanden unberührt. Verpassen Sie es nicht.« Expressen »Eine packende und erhellende Lektüre über die Liebe dreier Generationen im Schatten des Krieges. Ein eindrückliches Buch, das man unbedingt lesen muss. Geschrieben von einer Autorin, die weiß, wie man eine starke Erzählung schafft und die eine hochinteressante Geschichte zu erzählen hat.« M-Magasin
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Stephan Opitz hat einige etwas besserwisserisch rüberkommende Anmerkungen zur Übersetzung von Trude Teiges Roman über die Geschichte eines "Deutschenmädchens", einer Norwegerin, die einen Wehrmachtssoldaten heiratet. Die bedrückende "Hochzeitsreise" der beiden über Kiel und Hamburg nach Demmin schildert die Autorin laut Opitz auf bewegende Weise. Klug und schön findet er, wie Teige Frauenschicksale zwischen 1940 und 1945 in den Blick nimmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2023Verhasste Deutschenliebchen
Die norwegische Schriftstellerin Trude Teige hat einen Roman über die Folgen der Besatzungszeit in ihrer Heimat geschrieben: "Als Großmutter im Regen tanzte".
Wenn ein deutscher Besatzungssoldat im befreiten Norwegen des Frühjahrs 1945 seine norwegische Geliebte heiraten wollte, dann verlor diese verächtlich als "tyskerjenta" oder "tyskertøs" (Deutschenmädchen oder -schätzchen) beschimpfte Frau ihre Staatsbürgerschaft. Wollte sie nach der Heirat doch wieder nach Norwegen zurück, musste ihre Familie sämtliche damit verbundenen Kosten übernehmen. Was in sehr vielen Fällen nicht geschah - zu groß und tief waren die meisten der solcherart in den Familien entstandenen Risse.
Der tatsächliche Umfang des kollektiven Erniedrigungsgefühls durch die brutale deutsche Besetzung Norwegens von April 1940 bis Mai 1945 ist immer noch nicht vollständig ausgelotet. Die Scham über den norwegischen Faschisten Vidkun Quisling als Chef der Marionettenregierung an Nazideutschlands Fäden kommt gleichermaßen dazu.
Der Roman der norwegischen Fernsehjournalistin Trude Teige erzählt, ausgehend von der Geschichte der Großmutter Tekla, das Schicksal dreier Frauen. Tekla verliebt sich in Otto Adler aus Demmin, einen in Norwegen stationierten Wehrmachtsoldaten. Die beiden heiraten noch in Norwegen, bleiben einige Zeit dort unter ziemlich widerwärtigen Umständen interniert und kommen schließlich per Frachtschiff nach Deutschland. Kiel und dann Hamburg sind die ersten Stationen dieser bedrückenden Hochzeitsreise, die das junge Paar mit dem Ausmaß der materiellen und immateriellen Verwüstung Deutschlands brutal bekannt macht. Sie wollen weiter nach Demmin auf den Gutshof von Ottos Eltern. Dort angekommen, sind sie erst zaghaft, dann massiv konfrontiert mit dem Grauen des historisch nie vollständig aufgeklärten Massensuizids von Demmin zwischen Ende April und dem 4. Mai 1945, der vor allem Frauen betraf, die von Rotarmisten vergewaltigt worden waren. Man spricht von mehr als tausend Opfern in diesem Zusammenhang.
Tekla und Otto versuchen zu überleben - beide arbeiten für einen russischen Offizier. Ottos Vater, den sie auf dem Sterbebett noch antrafen, hatte ihnen dringend den Weg nach Westen gewiesen; sie machen sich, als es mal wieder kaum auszuhalten ist mit den aktuellen Lebensumständen, bei Nacht und Nebel mit dem Motorrad und etwas in die Kleider eingenähtem Schmuck und Geld auf.
Eine russische Patrouille greift sie auf; Otto wird erschossen, Tekla vergewaltigt. Sie überlebt einige Wochen auf einem Bauernhof, schlägt sich anschließend nach Berlin durch, um bei der norwegischen Mission vorstellig zu werden und "nach Hause" kommen zu können. Nach langen Wochen des Wartens auf einen Bescheid aus Norwegen, als immer freundlicher behüteter Gast einer Obdachlosenbande (unter denen auch ein bei Nazis berühmter Musiker, Niels, ist), kommt die Nachricht, dass Tekla nicht zurückkann; ihre Familie lehnt jede Hilfestellung für sie ab. Und die norwegischen Behörden kümmern sich nicht um "Deutschenmädchen", die in der Fremde gestrandet sind.
Verzweifelt reist Tekla nach Hannover, wo sie ein Kind, gezeugt durch die Vergewaltigung, zur Welt bringt. Dieses Mädchen wird Lilla getauft; Mutter und Tochter kommen schließlich doch nach Norwegen. Das Wie dieser Rückkehr wird nicht erzählt; dass Tekla einen Seemann namens Konrad geheiratet hat und auch noch weitere Kinder bekam, erfahren wir.
Auch Lilla bringt ein ungewolltes Kind zur Welt: Juni - sie ist die Erzählerin der Suche nach der Geschichte von Tekla und Otto. Die führt sie und ihren Freund Georg bis nach Demmin; sie können große Teile der Geschichte in Erfahrung bringen. Dem Vater von Juni, Thorgeir Huitfeldt, wurde von seinem Vater verboten, eine Verbindung mit einer "tyskerhore", einer Deutschenhure, einzugehen. Das rief man Lilla noch in der Schule nach. Tekla und Konrad verschwiegen Juni die Antworten auf die Fragen nach Herkunft und Familie. Sie waren in dieser Haltung sehr einig. Diese Sippen- und Familienhaftungsfolgen erfährt der Leser in einer großen Rückblende post mortem Konrads und Teklas. Konrad hat der als Enkelkind akzeptierten und geliebten Juni ein Tonband hinterlassen, das die Geschichte erzählt.
Der Roman ist bewegend; er ist schön und klug erzählt; die den drei Frauen zugeordneten narrativen Ebenen haben viel zu tragen, eine Überlast entsteht aber nicht. Klug zum Beispiel ist der Verzicht auf die Erzählung der Entstehung der Liebe zwischen Konrad und Tekla; die Selbstverständlichkeit der Liebe des Großelternpaares wird überzeugend gestützt durch die Küstenidylle, in der sie leben. Und durch zwei Briefe, die die Anfänge dieser Liebe andeuten.
Klitzekleine Anmerkungen zur Übersetzung: Ein Boot vertäut man nicht mit einem Seil; so etwas heißt Tampen oder Leine oder Tau. Gut, dass das norwegische Wort für Tampen oder Schiffsleine im Buch "tau" lautet und entsprechend übersetzt werden kann. Und 1945 trugen Frauen keine Slips; das waren Unterhosen, Schlüpfer oder, meinetwegen, Höschen; norwegisch "truse", und so steht es auch im Original. Das den Titel "Mormor danset i regnet" trägt - Großmutter tanzte im Regen. Das muss nicht temporal mit "Als" übersetzt werden, das Original lässt eine Doppelbödigkeit zu, die auch konditional "Wenn Großmutter . . ." gestattet. Doch warum nicht einfach "Großmutter tanzte im Regen"? STEPHAN OPITZ
Trude Teige: "Als Großmutter im Regen tanzte". Roman.
Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2023. 384 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die norwegische Schriftstellerin Trude Teige hat einen Roman über die Folgen der Besatzungszeit in ihrer Heimat geschrieben: "Als Großmutter im Regen tanzte".
Wenn ein deutscher Besatzungssoldat im befreiten Norwegen des Frühjahrs 1945 seine norwegische Geliebte heiraten wollte, dann verlor diese verächtlich als "tyskerjenta" oder "tyskertøs" (Deutschenmädchen oder -schätzchen) beschimpfte Frau ihre Staatsbürgerschaft. Wollte sie nach der Heirat doch wieder nach Norwegen zurück, musste ihre Familie sämtliche damit verbundenen Kosten übernehmen. Was in sehr vielen Fällen nicht geschah - zu groß und tief waren die meisten der solcherart in den Familien entstandenen Risse.
Der tatsächliche Umfang des kollektiven Erniedrigungsgefühls durch die brutale deutsche Besetzung Norwegens von April 1940 bis Mai 1945 ist immer noch nicht vollständig ausgelotet. Die Scham über den norwegischen Faschisten Vidkun Quisling als Chef der Marionettenregierung an Nazideutschlands Fäden kommt gleichermaßen dazu.
Der Roman der norwegischen Fernsehjournalistin Trude Teige erzählt, ausgehend von der Geschichte der Großmutter Tekla, das Schicksal dreier Frauen. Tekla verliebt sich in Otto Adler aus Demmin, einen in Norwegen stationierten Wehrmachtsoldaten. Die beiden heiraten noch in Norwegen, bleiben einige Zeit dort unter ziemlich widerwärtigen Umständen interniert und kommen schließlich per Frachtschiff nach Deutschland. Kiel und dann Hamburg sind die ersten Stationen dieser bedrückenden Hochzeitsreise, die das junge Paar mit dem Ausmaß der materiellen und immateriellen Verwüstung Deutschlands brutal bekannt macht. Sie wollen weiter nach Demmin auf den Gutshof von Ottos Eltern. Dort angekommen, sind sie erst zaghaft, dann massiv konfrontiert mit dem Grauen des historisch nie vollständig aufgeklärten Massensuizids von Demmin zwischen Ende April und dem 4. Mai 1945, der vor allem Frauen betraf, die von Rotarmisten vergewaltigt worden waren. Man spricht von mehr als tausend Opfern in diesem Zusammenhang.
Tekla und Otto versuchen zu überleben - beide arbeiten für einen russischen Offizier. Ottos Vater, den sie auf dem Sterbebett noch antrafen, hatte ihnen dringend den Weg nach Westen gewiesen; sie machen sich, als es mal wieder kaum auszuhalten ist mit den aktuellen Lebensumständen, bei Nacht und Nebel mit dem Motorrad und etwas in die Kleider eingenähtem Schmuck und Geld auf.
Eine russische Patrouille greift sie auf; Otto wird erschossen, Tekla vergewaltigt. Sie überlebt einige Wochen auf einem Bauernhof, schlägt sich anschließend nach Berlin durch, um bei der norwegischen Mission vorstellig zu werden und "nach Hause" kommen zu können. Nach langen Wochen des Wartens auf einen Bescheid aus Norwegen, als immer freundlicher behüteter Gast einer Obdachlosenbande (unter denen auch ein bei Nazis berühmter Musiker, Niels, ist), kommt die Nachricht, dass Tekla nicht zurückkann; ihre Familie lehnt jede Hilfestellung für sie ab. Und die norwegischen Behörden kümmern sich nicht um "Deutschenmädchen", die in der Fremde gestrandet sind.
Verzweifelt reist Tekla nach Hannover, wo sie ein Kind, gezeugt durch die Vergewaltigung, zur Welt bringt. Dieses Mädchen wird Lilla getauft; Mutter und Tochter kommen schließlich doch nach Norwegen. Das Wie dieser Rückkehr wird nicht erzählt; dass Tekla einen Seemann namens Konrad geheiratet hat und auch noch weitere Kinder bekam, erfahren wir.
Auch Lilla bringt ein ungewolltes Kind zur Welt: Juni - sie ist die Erzählerin der Suche nach der Geschichte von Tekla und Otto. Die führt sie und ihren Freund Georg bis nach Demmin; sie können große Teile der Geschichte in Erfahrung bringen. Dem Vater von Juni, Thorgeir Huitfeldt, wurde von seinem Vater verboten, eine Verbindung mit einer "tyskerhore", einer Deutschenhure, einzugehen. Das rief man Lilla noch in der Schule nach. Tekla und Konrad verschwiegen Juni die Antworten auf die Fragen nach Herkunft und Familie. Sie waren in dieser Haltung sehr einig. Diese Sippen- und Familienhaftungsfolgen erfährt der Leser in einer großen Rückblende post mortem Konrads und Teklas. Konrad hat der als Enkelkind akzeptierten und geliebten Juni ein Tonband hinterlassen, das die Geschichte erzählt.
Der Roman ist bewegend; er ist schön und klug erzählt; die den drei Frauen zugeordneten narrativen Ebenen haben viel zu tragen, eine Überlast entsteht aber nicht. Klug zum Beispiel ist der Verzicht auf die Erzählung der Entstehung der Liebe zwischen Konrad und Tekla; die Selbstverständlichkeit der Liebe des Großelternpaares wird überzeugend gestützt durch die Küstenidylle, in der sie leben. Und durch zwei Briefe, die die Anfänge dieser Liebe andeuten.
Klitzekleine Anmerkungen zur Übersetzung: Ein Boot vertäut man nicht mit einem Seil; so etwas heißt Tampen oder Leine oder Tau. Gut, dass das norwegische Wort für Tampen oder Schiffsleine im Buch "tau" lautet und entsprechend übersetzt werden kann. Und 1945 trugen Frauen keine Slips; das waren Unterhosen, Schlüpfer oder, meinetwegen, Höschen; norwegisch "truse", und so steht es auch im Original. Das den Titel "Mormor danset i regnet" trägt - Großmutter tanzte im Regen. Das muss nicht temporal mit "Als" übersetzt werden, das Original lässt eine Doppelbödigkeit zu, die auch konditional "Wenn Großmutter . . ." gestattet. Doch warum nicht einfach "Großmutter tanzte im Regen"? STEPHAN OPITZ
Trude Teige: "Als Großmutter im Regen tanzte". Roman.
Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2023. 384 S., geb., 22,- Euro.
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Der Roman ist bewegend; er ist schön und klug erzählt [...]. Stephan Opitz Frankfurter Allgemeine Zeitung 20230328
wunderbare[r] Roman Palina Dautfest myself.de 20240702