„Norbert Gstrein ist ein Meister des 'zwielichtigen' Erzählens. Er setzt Zeichen um Zeichen. Man folgt seinem Konstrukt und seinem bewundernswert klaren Satzbau mit Spannung." Aus der Jurybegründung zur Verleihung des Österreichischen Buchpreises 2019
Am Anfang ist da nur ein Kuss. Aber gibt es das überhaupt, nur ein Kuss? Franz wächst im hintersten Tirol auf. Er fotografiert Paare "am schönsten Tag ihres Lebens", bis bei einer Hochzeitsfeier die Braut ums Leben kommt. Was hat das mit ihm zu tun? Was damit, dass er nur Wochen zuvor am selben Ort ein Mädchen geküsst hat? Vor diesen Fragen flieht er bis nach Amerika. Doch dann stirbt auch dort jemand: ein Freund, in dessen Leben sich ebenfalls mögliche Gewalt und mögliche Unschuld die Waage halten. Was wissen wir von den anderen? Was von uns selbst? Hungrig nach Leben und sehnsüchtig nach Glück findet sich Franz in Norbert Gstreins Roman auf Wegen, bei denen alle Gewissheiten fraglich werden.
Am Anfang ist da nur ein Kuss. Aber gibt es das überhaupt, nur ein Kuss? Franz wächst im hintersten Tirol auf. Er fotografiert Paare "am schönsten Tag ihres Lebens", bis bei einer Hochzeitsfeier die Braut ums Leben kommt. Was hat das mit ihm zu tun? Was damit, dass er nur Wochen zuvor am selben Ort ein Mädchen geküsst hat? Vor diesen Fragen flieht er bis nach Amerika. Doch dann stirbt auch dort jemand: ein Freund, in dessen Leben sich ebenfalls mögliche Gewalt und mögliche Unschuld die Waage halten. Was wissen wir von den anderen? Was von uns selbst? Hungrig nach Leben und sehnsüchtig nach Glück findet sich Franz in Norbert Gstreins Roman auf Wegen, bei denen alle Gewissheiten fraglich werden.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.07.2019Die Sache mit
den Bräuten
Thriller, Romanze, Österreich-Satire: Warum nichts davon
zündet in Norbert Gstreins Roman „Als ich jung war“
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
Als er jung war, im Jahr 1988, debütierte der Schriftsteller Norbert Gstrein mit der Erzählung „Einer“, die großes Aufsehen erregte und der Literaturkritik eine Menge zu denken gab. Das Prosastück wurde einem fortan sehr erfolgreichen Genre namens „Anti-Heimatliteratur“ zugeordnet, in dem sich besonders Österreicher und Schweizer hervortaten: Abgründe hinter Gebirgsidyllen, Außenseitertum in Dorfgemeinschaften, Verdrängtes in Scheunen und Klöstern, Enge versus Ungeborgenheit, die janusköpfigen Folgen des Fremdenverkehrs – ins Populäre gewendet, findet sich manches davon im noch viel erfolgreicheren Genre des Regionalkrimis wieder.
Davon ist Norbert Gstrein, studierter Mathematiker und seit längerer Zeit in Hamburg ansässig, allerdings weit entfernt, auch wenn in seinen Büchern immer wieder Tote und – wirkliche oder vermeintliche – Täter vorkommen. Diesem Autor geht es um komplexere Probleme. Ihn interessiert die Fragwürdigkeit des scheinbar Faktischen, zumal im Rückblick auf Vergangenes, das Täuschungspotenzial von Erinnerungen, Berichten und Bekenntnissen. Seine Prosa erkundet die Brüchigkeit aller Gewissheiten und leuchtet sie mit fiktionalen Mitteln aus.
Dazu gehört das multiperspektivische Erzählen, wie er es in „Einer“ erprobte, aber auch das Verfahren, als auktorialer Erzähler alle Figuren samt ihren Äußerungen tendenziell unglaubwürdig wirken zu lassen. Noch komplizierter wird die Konstruktion, wenn ein Ich erzählt, dessen Beobachtungen und Schlussfolgerungen dem Leser dubios erscheinen müssen, und das darüber hinaus an der Zuverlässigkeit der eigenen Wahrnehmung und des eigenen Gedächtnisses zweifelt. So funktioniert Gstreins neuer Roman „Als ich jung war“.
Anders als manche seiner Kollegen hat Norbert Gstrein die autobiografischen Anteile seines Schreibens nie verleugnet, aber dass er schon im Titel eine (natürlich wiederum irreführende) Fährte legt, die auf Selbsterlebtes schließen lässt, ist eine Premiere. Unübersehbar war stets, dass ihn, den Sohn eines Hoteliers und Skischulleiters aus einem kleinen Tiroler Bergdorf, die Eindrücke und Erfahrungen seiner frühen Jahre noch immer beschäftigen, obwohl er sich inzwischen, lebensweltlich wie literarisch, um den halben Globus bewegt hat. Spielten seine Romane seit Mitte der Neunzigerjahre überwiegend an internationalen Schauplätzen und auf politisch brisantem Terrain, ließen sich doch immer wieder Fäden knüpfen zum persönlichen Werdegang und Umfeld des Autors. Diesmal aber stellt er seinen Protagonisten in einen Kontext, der in mehrfachem Sinn einer Heimkehr gleicht, und der nicht auflösbare Rest verlockt dazu, über weitere Entsprechungen zu spekulieren. Das, immerhin, würde die Handlung um einen Erregungsfaktor bereichern, den man ansonsten vermissen mag.
Franz, Sohn eines Hotelbesitzers in einem Gebirgsdorf im hintersten Tirol, kehrt nach Hause zurück, nachdem er dreizehn Jahre lang als Skilehrer in den USA gelebt hat. Wir erinnern uns: Ein Bruder von Norbert Gstrein ist der ehemalige Skirennläufer Bernhard Gstrein, und den Tiroler Auswanderer und Skischulgründer in Jackson, Wyoming, bei dem er seinen Romanhelden unterkommen lässt, hat der Schriftsteller, wie er berichtete, erst unlängst leibhaftig kennengelernt.
Warum aber war Franz, Ex-Internatsschüler mit einschlägigen Blessuren wie sein Erfinder, damals Hals über Kopf nach Amerika geflüchtet? Sein Vater hatte sich auf die Ausrichtung von Hochzeiten im Hotel spezialisiert, und der Sohn, nach zwei Studienabbrüchen etwas „verbummelt“, arbeitete für ihn als Hochzeitsfotograf. Er ließ die Paare mit Vorliebe an einem Abhang posieren. Und eines Tages war eine der Bräute, eine auffallend kapriziöse Person, unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen.
Neben der Frage, ob er das Unglück hätte verhindern können und welche Rolle ihm dabei zufiel, trieb den sensiblen und etwas gehemmten jungen Mann aber noch ein anderes Ereignis um (und in die Ferne), das wenige Wochen zuvor stattgefunden hatte. Er hatte sich bei einer Hochzeit in die Cousine der Braut, eine blutjunge Geigerin, spontan verliebt und sie bei passender Gelegenheit sogar geküsst, zwar gegen ihren Willen, aber ohne ihr weitere Avancen zu machen. Sie hatte behauptet, demnächst siebzehn zu werden, später erfuhr er, dass sie noch keine vierzehn war. Dergleichen kommt vor, seit Menschengedenken, und ist jedenfalls kein krimineller Tatbestand. Für Franz genügte es, um ihn in einen Zustand zwischen unerfüllter Sehnsucht und Schuldkomplex zu katapultieren.
In Wyoming ging es für ihn nicht minder dramatisch weiter. Mit einem privaten Skischüler, einem aus Tschechien eingewanderten Professor für Raketenphysik, freundete er sich an, obwohl jenen ein dunkles Geheimnis umgab, das anscheinend mit seiner Vorliebe für minderjährige Mädchen und dem Verschwinden junger Frauen in der Region zusammenhing. Nach dem Suizid des Mannes wurde Franz vom Sheriff befragt, so wie er nach dem tragischen Ableben der Braut von einem Kommissar verhört worden war. Und jetzt ist er, nicht nur traumatisiert durch zwei Todesfälle, sondern durch Sportunfälle auch noch physisch schwer lädiert, wieder im Tiroler Hotel angekommen, das mittlerweile, wie im richtigen Leben der Familie Gstrein, von seinem Bruder geführt wird.
Von nun an kurvt die Handlung, beziehungsweise die Erinnerung des Erzählers Franz, in virtuoser Slalomfahrt zwischen den beiden Vergangenheiten hin und her. Die Geschehnisse bei der fatalen Hochzeit werden wieder aufgerollt: im Gespräch mit der Frau des Bruders, mit einer Nonne aus dem nahen Kloster, mit dem Kommissar, der ihn offenbar noch immer verdächtigt. Die Vorgänge in den winterlichen Rocky Mountains, mit der undurchsichtigen Figur des Professors, ein paar interessanten Frauengestalten und genuin amerikanischem Personal, gewinnen schöne Anschaulichkeit, ebenso wie die Szenen österreichischer Kleinbürgerhochzeiten im Alpendorf, wo die Brautpaare sich zwischen Fotoshooting und Feier in ein eigens eingerichtetes „Entspannungszimmer“ zurückziehen können. Und in bewährter Manier webt Norbert Gstrein sowohl um die österreichischen als auch um die amerikanischen Vorfälle ein Netz aus Mutmaßungen, Zweifeln, Ambivalenzen und Widersprüchen, in dem die Wahrheit, wenn es sie denn gibt, sich derart verfängt, dass sie kaum mehr herauszuklauben ist.
Inwieweit der Leser sich von diesem Gewebe einfangen lässt, ist eine andere Frage. Man könnte sie auch so stellen: Warum nur vermag das Ganze so wenig zu fesseln? Der Plot enthält Elemente eines Thrillers und einer Lovestory, daneben eine Prise Österreich-Satire, und fächert eine psychologisch ergiebige Bandbreite von Charakteren und Konstellationen auf, tanzt also auf mehreren Hochzeiten. Norbert Gstreins Sprache ist, wie man sie von ihm kennt: gemächlich, nüchtern, klar, von großer Ernsthaftigkeit und Sorgfalt getragen, mit ein paar winzigen Austriazismen garniert. Erwartet man zu viel, wenn man sich bei alledem so etwas wie Spannung wünscht, oder zumindest ein unwiderstehliches Hineingezogenwerden in diese kunstreich verrätselte, schneegekühlte Romanwelt mit ihrer sonderbaren Prüderie?
Für einen kurzen Augenblick stellt sich die Illusion ein, der Autor könnte jenen legendären Trick Agatha Christies angewendet haben, bei dem der Ich-Erzähler am Ende als Mörder entlarvt wird. Aber mit derart plakativen Mitteln arbeitet Norbert Gstrein selbstverständlich nicht. Stattdessen gönnt er seinem Franz noch einen missglückten Stalking-Auftritt auf den Spuren der nunmehr berühmten Geigerin, die ihm nie aus dem Kopf gegangen ist, und ein jäh endendes Autobahnabenteuer.
Immerhin hat er uns im Roman den Hinweis gegeben, dass man manche Geschichten „nur erzählt, um andere Geschichten nicht erzählen zu müssen“. Nun dürfen wir raten, was noch alles an Unerzähltem hinter dieser Geschichte steckt. Das könnte dann womöglich spannend werden.
Der Hochzeitsfotograf
ließ die Paare mit Vorliebe
an einem Abhang posieren
Könnte der Autor den legendären
Trick anwenden und den
Erzähler als Mörder entlarven?
Norbert Gstrein: Als ich jung war. Roman. Carl Hanser Verlag, München 2019. 352 Seiten, 22 Euro
Norbert Gstrein interessiert die Fragwürdigkeit des Faktischen. Der Autor, geboren 1961 in Mils in Tirol, lebt heute in Hamburg.
Foto: picture alliance / Neumayr
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
den Bräuten
Thriller, Romanze, Österreich-Satire: Warum nichts davon
zündet in Norbert Gstreins Roman „Als ich jung war“
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
Als er jung war, im Jahr 1988, debütierte der Schriftsteller Norbert Gstrein mit der Erzählung „Einer“, die großes Aufsehen erregte und der Literaturkritik eine Menge zu denken gab. Das Prosastück wurde einem fortan sehr erfolgreichen Genre namens „Anti-Heimatliteratur“ zugeordnet, in dem sich besonders Österreicher und Schweizer hervortaten: Abgründe hinter Gebirgsidyllen, Außenseitertum in Dorfgemeinschaften, Verdrängtes in Scheunen und Klöstern, Enge versus Ungeborgenheit, die janusköpfigen Folgen des Fremdenverkehrs – ins Populäre gewendet, findet sich manches davon im noch viel erfolgreicheren Genre des Regionalkrimis wieder.
Davon ist Norbert Gstrein, studierter Mathematiker und seit längerer Zeit in Hamburg ansässig, allerdings weit entfernt, auch wenn in seinen Büchern immer wieder Tote und – wirkliche oder vermeintliche – Täter vorkommen. Diesem Autor geht es um komplexere Probleme. Ihn interessiert die Fragwürdigkeit des scheinbar Faktischen, zumal im Rückblick auf Vergangenes, das Täuschungspotenzial von Erinnerungen, Berichten und Bekenntnissen. Seine Prosa erkundet die Brüchigkeit aller Gewissheiten und leuchtet sie mit fiktionalen Mitteln aus.
Dazu gehört das multiperspektivische Erzählen, wie er es in „Einer“ erprobte, aber auch das Verfahren, als auktorialer Erzähler alle Figuren samt ihren Äußerungen tendenziell unglaubwürdig wirken zu lassen. Noch komplizierter wird die Konstruktion, wenn ein Ich erzählt, dessen Beobachtungen und Schlussfolgerungen dem Leser dubios erscheinen müssen, und das darüber hinaus an der Zuverlässigkeit der eigenen Wahrnehmung und des eigenen Gedächtnisses zweifelt. So funktioniert Gstreins neuer Roman „Als ich jung war“.
Anders als manche seiner Kollegen hat Norbert Gstrein die autobiografischen Anteile seines Schreibens nie verleugnet, aber dass er schon im Titel eine (natürlich wiederum irreführende) Fährte legt, die auf Selbsterlebtes schließen lässt, ist eine Premiere. Unübersehbar war stets, dass ihn, den Sohn eines Hoteliers und Skischulleiters aus einem kleinen Tiroler Bergdorf, die Eindrücke und Erfahrungen seiner frühen Jahre noch immer beschäftigen, obwohl er sich inzwischen, lebensweltlich wie literarisch, um den halben Globus bewegt hat. Spielten seine Romane seit Mitte der Neunzigerjahre überwiegend an internationalen Schauplätzen und auf politisch brisantem Terrain, ließen sich doch immer wieder Fäden knüpfen zum persönlichen Werdegang und Umfeld des Autors. Diesmal aber stellt er seinen Protagonisten in einen Kontext, der in mehrfachem Sinn einer Heimkehr gleicht, und der nicht auflösbare Rest verlockt dazu, über weitere Entsprechungen zu spekulieren. Das, immerhin, würde die Handlung um einen Erregungsfaktor bereichern, den man ansonsten vermissen mag.
Franz, Sohn eines Hotelbesitzers in einem Gebirgsdorf im hintersten Tirol, kehrt nach Hause zurück, nachdem er dreizehn Jahre lang als Skilehrer in den USA gelebt hat. Wir erinnern uns: Ein Bruder von Norbert Gstrein ist der ehemalige Skirennläufer Bernhard Gstrein, und den Tiroler Auswanderer und Skischulgründer in Jackson, Wyoming, bei dem er seinen Romanhelden unterkommen lässt, hat der Schriftsteller, wie er berichtete, erst unlängst leibhaftig kennengelernt.
Warum aber war Franz, Ex-Internatsschüler mit einschlägigen Blessuren wie sein Erfinder, damals Hals über Kopf nach Amerika geflüchtet? Sein Vater hatte sich auf die Ausrichtung von Hochzeiten im Hotel spezialisiert, und der Sohn, nach zwei Studienabbrüchen etwas „verbummelt“, arbeitete für ihn als Hochzeitsfotograf. Er ließ die Paare mit Vorliebe an einem Abhang posieren. Und eines Tages war eine der Bräute, eine auffallend kapriziöse Person, unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen.
Neben der Frage, ob er das Unglück hätte verhindern können und welche Rolle ihm dabei zufiel, trieb den sensiblen und etwas gehemmten jungen Mann aber noch ein anderes Ereignis um (und in die Ferne), das wenige Wochen zuvor stattgefunden hatte. Er hatte sich bei einer Hochzeit in die Cousine der Braut, eine blutjunge Geigerin, spontan verliebt und sie bei passender Gelegenheit sogar geküsst, zwar gegen ihren Willen, aber ohne ihr weitere Avancen zu machen. Sie hatte behauptet, demnächst siebzehn zu werden, später erfuhr er, dass sie noch keine vierzehn war. Dergleichen kommt vor, seit Menschengedenken, und ist jedenfalls kein krimineller Tatbestand. Für Franz genügte es, um ihn in einen Zustand zwischen unerfüllter Sehnsucht und Schuldkomplex zu katapultieren.
In Wyoming ging es für ihn nicht minder dramatisch weiter. Mit einem privaten Skischüler, einem aus Tschechien eingewanderten Professor für Raketenphysik, freundete er sich an, obwohl jenen ein dunkles Geheimnis umgab, das anscheinend mit seiner Vorliebe für minderjährige Mädchen und dem Verschwinden junger Frauen in der Region zusammenhing. Nach dem Suizid des Mannes wurde Franz vom Sheriff befragt, so wie er nach dem tragischen Ableben der Braut von einem Kommissar verhört worden war. Und jetzt ist er, nicht nur traumatisiert durch zwei Todesfälle, sondern durch Sportunfälle auch noch physisch schwer lädiert, wieder im Tiroler Hotel angekommen, das mittlerweile, wie im richtigen Leben der Familie Gstrein, von seinem Bruder geführt wird.
Von nun an kurvt die Handlung, beziehungsweise die Erinnerung des Erzählers Franz, in virtuoser Slalomfahrt zwischen den beiden Vergangenheiten hin und her. Die Geschehnisse bei der fatalen Hochzeit werden wieder aufgerollt: im Gespräch mit der Frau des Bruders, mit einer Nonne aus dem nahen Kloster, mit dem Kommissar, der ihn offenbar noch immer verdächtigt. Die Vorgänge in den winterlichen Rocky Mountains, mit der undurchsichtigen Figur des Professors, ein paar interessanten Frauengestalten und genuin amerikanischem Personal, gewinnen schöne Anschaulichkeit, ebenso wie die Szenen österreichischer Kleinbürgerhochzeiten im Alpendorf, wo die Brautpaare sich zwischen Fotoshooting und Feier in ein eigens eingerichtetes „Entspannungszimmer“ zurückziehen können. Und in bewährter Manier webt Norbert Gstrein sowohl um die österreichischen als auch um die amerikanischen Vorfälle ein Netz aus Mutmaßungen, Zweifeln, Ambivalenzen und Widersprüchen, in dem die Wahrheit, wenn es sie denn gibt, sich derart verfängt, dass sie kaum mehr herauszuklauben ist.
Inwieweit der Leser sich von diesem Gewebe einfangen lässt, ist eine andere Frage. Man könnte sie auch so stellen: Warum nur vermag das Ganze so wenig zu fesseln? Der Plot enthält Elemente eines Thrillers und einer Lovestory, daneben eine Prise Österreich-Satire, und fächert eine psychologisch ergiebige Bandbreite von Charakteren und Konstellationen auf, tanzt also auf mehreren Hochzeiten. Norbert Gstreins Sprache ist, wie man sie von ihm kennt: gemächlich, nüchtern, klar, von großer Ernsthaftigkeit und Sorgfalt getragen, mit ein paar winzigen Austriazismen garniert. Erwartet man zu viel, wenn man sich bei alledem so etwas wie Spannung wünscht, oder zumindest ein unwiderstehliches Hineingezogenwerden in diese kunstreich verrätselte, schneegekühlte Romanwelt mit ihrer sonderbaren Prüderie?
Für einen kurzen Augenblick stellt sich die Illusion ein, der Autor könnte jenen legendären Trick Agatha Christies angewendet haben, bei dem der Ich-Erzähler am Ende als Mörder entlarvt wird. Aber mit derart plakativen Mitteln arbeitet Norbert Gstrein selbstverständlich nicht. Stattdessen gönnt er seinem Franz noch einen missglückten Stalking-Auftritt auf den Spuren der nunmehr berühmten Geigerin, die ihm nie aus dem Kopf gegangen ist, und ein jäh endendes Autobahnabenteuer.
Immerhin hat er uns im Roman den Hinweis gegeben, dass man manche Geschichten „nur erzählt, um andere Geschichten nicht erzählen zu müssen“. Nun dürfen wir raten, was noch alles an Unerzähltem hinter dieser Geschichte steckt. Das könnte dann womöglich spannend werden.
Der Hochzeitsfotograf
ließ die Paare mit Vorliebe
an einem Abhang posieren
Könnte der Autor den legendären
Trick anwenden und den
Erzähler als Mörder entlarven?
Norbert Gstrein: Als ich jung war. Roman. Carl Hanser Verlag, München 2019. 352 Seiten, 22 Euro
Norbert Gstrein interessiert die Fragwürdigkeit des Faktischen. Der Autor, geboren 1961 in Mils in Tirol, lebt heute in Hamburg.
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Richard Kämmerlings ist begeistert von Norbert Gstreins Fähigkeit, handwerklich routiniert das Ambivalente zu erkunden. In Gstreins neuem Roman dient dazu ein Tiroler Hobbyfotograf, der aus undurchsichtigen Gründen in die USA auswandert und sich laut Rezensent als höchst unzuverlässiger Erzähler erweist. Die analytische Krimi-Struktur des Textes funktioniert gleich auf mehreren Ebenen, erklärt Kämmerlings, allerdings ohne dass die zutage tretenden Details die Verhältnisse durchsichtiger machten. Im Gegenteil, so Kämmerlings, das Geflecht aus "Gier, Neid und Geilheit", das dem Verhalten des Erzählers zugrundeliegt, wird im Verlauf der Handlung nur noch komplexer, etwa durch das Scharfstellen auf patriarchale Gewaltformen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2020Wie starb die Braut?
Auf nichts ist Verlass, schon gar nicht auf den Erzähler: Norbert Gstrein liest in Frankfurt.
Von Florian Balke
Schön, wenn die Familie ein Hotel hat. Erst recht, wenn die landschaftliche Umgebung keine dahergelaufene Natur darstellt, sondern reiseführertauglich und daher lukrativ ist. Das war neulich schon bei Erik Fosnes Hansen so, der in "Ein Hummerleben" ein Familienhotel in der norwegischen Bergwelt entwarf. Auch in Norbert Gstreins neuem Roman "Als ich jung war" geht es in die Berge, die ja nicht erst seit Thomas Manns "Zauberberg", sondern schon seit der Sache mit Moses ein Ort der Erleuchtung, der Klarheit und der Offenbarung sind. In Österreich steht das Gasthaus, in dem der Vater von Gstreins Erzähler ein einträgliches Geschäft mit Hochzeiten aufgezogen hat, die der jugendliche Sohn fotografieren muss.
Doch wie es so ist im Leben und in der Kunst: Was die Vergangenheit, die Familie, andere Menschen und die Umgebung bedeuten, ist letztlich völlig unbedeutend. Durch die eigene Existenz muss jeder allein hindurch. Gedanken, Taten, Entscheidungen und Konsequenzen haben am Ende nur etwas mit dem eigenen Herzen und dem eigenen Verstand zu tun. Und da liegt einiges im Argen mit dem Erzähler des Romans, den Gstrein am Montag auf Einladung des Hessischen Literaturforums im Frankfurter Mousonturm vorstellt.
Da ist die Braut, die tot am Fuße des Schlossbergs liegt. Was hat Franz mit ihrem Tod zu tun? "Sie sind mir einer", hat sie am Tag zuvor beim Fototermin am Abgrund zu ihm gesagt: "Hat Ihnen noch niemand unterstellt, dass mit Ihnen vielleicht etwas nicht in Ordnung ist?" Und was ist mit dem Sterben diverser anderer Figuren, denen er später als Skilehrer in den Vereinigten Staaten und nach seiner Rückkehr in die österreichische Heimat begegnet? Alles nur Unglücksfälle, bezeugt von jemandem, der nicht viele Worte macht, weil er kaum Gefühle zulässt? Möglich. Aber wieso verschweigt Franz so viel? Ist er von den Umständen niedergedrückt oder hat er etwas zu verbergen, dessen Verstecken ihm trotz rund 350 Romanseiten erfolgreich gelingt? Ist er eher der niedergetretene Adam aus der Serie "Sex Education", deren zweite Staffel auf Netflix gerade angelaufen ist, oder doch eher Patricia Highsmiths Ripley, dessen Weg zu sich selbst mit Leichen gepflastert ist?
Der 1961 in Tirol geborene Gstrein spielt seit jeher gern mit dem Erzählen des Erzählten. Er studierte Mathematik in Innsbruck, Stanford und Erlangen und debütierte 1988 bei Suhrkamp mit der Erzählung "Einer". Seit 2010 veröffentlicht er bei Hanser, wo "Als ich jung war" im September erschienen ist. Hierzulande ist der Roman vor lauter Longlist-Shortlist-Gerede rund um den Deutschen Buchpreis ein wenig untergegangen. Immerhin der Österreichische Buchpreis ist ihm wenig später aber zuerkannt worden. Den gibt es zwar erst seit kurzem, aber mit 20 000 Euro dotiert ist er auch. Das ist dann fast schon genauso viel wie bei der Auszeichnung, die zur Buchmesse im Kaisersaal vergeben wird.
Unabhängig vom Geld, das es Autor und Verlag einspielt, ist "Als ich jung war" ein klug gemachtes Buch, das bei Einkauf oder Lesung jeden Euro wert ist. In einer Zeit der narrativen Vereinfachung, die mehrere Blickwinkel auf das Geschehen nur noch aushält, wenn sie fein säuberlich getrennt in jeweils eigenen Kapiteln aufgehoben sind, entdeckt es immerhin den Erzähler wieder, auf den der Leser sich nicht verlassen kann. So belebend wie Bergluft.
NORBERT GSTREIN
27. Januar, 19.30 Uhr, Hessisches Literaturforum, Frankfurter Mousonturm
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf nichts ist Verlass, schon gar nicht auf den Erzähler: Norbert Gstrein liest in Frankfurt.
Von Florian Balke
Schön, wenn die Familie ein Hotel hat. Erst recht, wenn die landschaftliche Umgebung keine dahergelaufene Natur darstellt, sondern reiseführertauglich und daher lukrativ ist. Das war neulich schon bei Erik Fosnes Hansen so, der in "Ein Hummerleben" ein Familienhotel in der norwegischen Bergwelt entwarf. Auch in Norbert Gstreins neuem Roman "Als ich jung war" geht es in die Berge, die ja nicht erst seit Thomas Manns "Zauberberg", sondern schon seit der Sache mit Moses ein Ort der Erleuchtung, der Klarheit und der Offenbarung sind. In Österreich steht das Gasthaus, in dem der Vater von Gstreins Erzähler ein einträgliches Geschäft mit Hochzeiten aufgezogen hat, die der jugendliche Sohn fotografieren muss.
Doch wie es so ist im Leben und in der Kunst: Was die Vergangenheit, die Familie, andere Menschen und die Umgebung bedeuten, ist letztlich völlig unbedeutend. Durch die eigene Existenz muss jeder allein hindurch. Gedanken, Taten, Entscheidungen und Konsequenzen haben am Ende nur etwas mit dem eigenen Herzen und dem eigenen Verstand zu tun. Und da liegt einiges im Argen mit dem Erzähler des Romans, den Gstrein am Montag auf Einladung des Hessischen Literaturforums im Frankfurter Mousonturm vorstellt.
Da ist die Braut, die tot am Fuße des Schlossbergs liegt. Was hat Franz mit ihrem Tod zu tun? "Sie sind mir einer", hat sie am Tag zuvor beim Fototermin am Abgrund zu ihm gesagt: "Hat Ihnen noch niemand unterstellt, dass mit Ihnen vielleicht etwas nicht in Ordnung ist?" Und was ist mit dem Sterben diverser anderer Figuren, denen er später als Skilehrer in den Vereinigten Staaten und nach seiner Rückkehr in die österreichische Heimat begegnet? Alles nur Unglücksfälle, bezeugt von jemandem, der nicht viele Worte macht, weil er kaum Gefühle zulässt? Möglich. Aber wieso verschweigt Franz so viel? Ist er von den Umständen niedergedrückt oder hat er etwas zu verbergen, dessen Verstecken ihm trotz rund 350 Romanseiten erfolgreich gelingt? Ist er eher der niedergetretene Adam aus der Serie "Sex Education", deren zweite Staffel auf Netflix gerade angelaufen ist, oder doch eher Patricia Highsmiths Ripley, dessen Weg zu sich selbst mit Leichen gepflastert ist?
Der 1961 in Tirol geborene Gstrein spielt seit jeher gern mit dem Erzählen des Erzählten. Er studierte Mathematik in Innsbruck, Stanford und Erlangen und debütierte 1988 bei Suhrkamp mit der Erzählung "Einer". Seit 2010 veröffentlicht er bei Hanser, wo "Als ich jung war" im September erschienen ist. Hierzulande ist der Roman vor lauter Longlist-Shortlist-Gerede rund um den Deutschen Buchpreis ein wenig untergegangen. Immerhin der Österreichische Buchpreis ist ihm wenig später aber zuerkannt worden. Den gibt es zwar erst seit kurzem, aber mit 20 000 Euro dotiert ist er auch. Das ist dann fast schon genauso viel wie bei der Auszeichnung, die zur Buchmesse im Kaisersaal vergeben wird.
Unabhängig vom Geld, das es Autor und Verlag einspielt, ist "Als ich jung war" ein klug gemachtes Buch, das bei Einkauf oder Lesung jeden Euro wert ist. In einer Zeit der narrativen Vereinfachung, die mehrere Blickwinkel auf das Geschehen nur noch aushält, wenn sie fein säuberlich getrennt in jeweils eigenen Kapiteln aufgehoben sind, entdeckt es immerhin den Erzähler wieder, auf den der Leser sich nicht verlassen kann. So belebend wie Bergluft.
NORBERT GSTREIN
27. Januar, 19.30 Uhr, Hessisches Literaturforum, Frankfurter Mousonturm
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ein typischer Gstrein-Roman, der Rätsel auf Rätsel schichtet. Literarische Mystery trifft Me-Too-Debatte." Richard Kämmerlings, Literarische Welt, 07.12.19
"Ein spannender Roman, brillant organisiert um eine Stilfigur: Norbert Gstreins 'Als ich jung war' fragt anhand seines kalten Helden, welche Schuld in der Passivität liegt." Christian Metz, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.19
"Ein brillant erzählter Roman über Begehren, Schuld, Verdrängung. Und damit geht es immer auch um die Grenzen des Erzählbaren. Was kann erzählt werden, was kann nicht erzählt werden. Und welche Geschichten erzählt man nur, um andere nicht zu erzählen ... das fand ich phänomenal." Svenja Flaßpöhler, Das literarische Quartett, ZDF, 09.08.19
"Von so großer Prägnanz, Anschaulichkeit und Dringlichkeit, dass man schon nach wenigen Seiten bereit ist, Franz auf den schwankenden Boden seiner Geschichten zu folgen." Gunhild Kübler, Neue Zürcher Zeitung, 25.08.19
"Eine sehr ernsthafte Reflexion über Geschlechterverhältnisse, ein Werk des #MeToo-Zeitalters aus kritischer Männerperspektive." Richard Kämmerlings, Die Welt, 10.08.19
"Auf unheimliche Weise gelungen! Was Gstrein antreibt, ist die Frage, wie viel ein Mensch über sich, über die eigenen Abgründe wissen kann." Christoph Schröder, Die Zeit, 01.08.19
"Sprachlich klar und inhaltlich fesselnd entwickelt Norbert Gstrein das schwer entwirrbare Geflecht aus Schuld, Selbstbetrug und Versagen und zeigt in dieser psychologischen Studie, dass die Flucht vor sich selbst keine Lösung ist." Verena Auffermann, Deutschlandfunk Kultur, 12.08.19
"Ein flirrend überbelichtetes und gerade deshalb so eindrückliches Porträt unserer zur Hysterie neigenden Gegenwart." Katrin Hillgruber, Frankfurter Rundschau, 28.07.19
"Nicht zuletzt in den so ruhigen wie beänstigenden Roadmovie-Passagen zeigt Norbert Gstrein, dass er derzeit zu den bedeutendsten Schriftstellern deutscher Sprache zählt." Carsten Otte, taz, 07.08.19
"Ein Meisterwerk über Schuld und das Geschlechterverhältnis ... Dass Gstrein so vieles nicht erklärt, sondern gekonnt in der Schwebe lässt - das macht diesen Autor heute, in Zeiten der unablässigen Suche nach Gründen, Zusammenhängen und Verantwortlichen, fast schon verdächtig gut." Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung, 04.08.19
"Eine große Erzählung über das Verschwinden. Eine Parabel darüber, dass das, was wir zu sehen glauben, nicht mehr ist als ein Nebelstreifen vor unseren Augen." Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 21.07.19
"Raffiniert und virtuos verwebt Gstrein die beiden Handlungsstränge, beeindruckend, wie immer wieder, mit wenigen Strichen gezeichnet, eine Figur, eine Szene plastisch werden. ... Ein packender und überzeugender Roman mit einem überraschenden Ende." Katja Gasser, ORF ZIB, 23.07.19
"Eine scheinbar unspektakuläre Geschichte entwickelt sich kaum merklich zu einer aufregenden Erzählung." Klaus Zeyringer, Der Standard, 25.07.19
"Bemerkenswert ist, wie Norbert Gstrein seinen Stoffteppich auslegt. Einerseits weiß er wie so oft in seinen früheren Romanen um die Grenzen des Erzählens. Andererseits hat Gstrein viel Gespür für seine Settings, seine Schauplätze in den österreichischen Bergen und den USA." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 19.07.19
"Ein spannender Roman, brillant organisiert um eine Stilfigur: Norbert Gstreins 'Als ich jung war' fragt anhand seines kalten Helden, welche Schuld in der Passivität liegt." Christian Metz, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.19
"Ein brillant erzählter Roman über Begehren, Schuld, Verdrängung. Und damit geht es immer auch um die Grenzen des Erzählbaren. Was kann erzählt werden, was kann nicht erzählt werden. Und welche Geschichten erzählt man nur, um andere nicht zu erzählen ... das fand ich phänomenal." Svenja Flaßpöhler, Das literarische Quartett, ZDF, 09.08.19
"Von so großer Prägnanz, Anschaulichkeit und Dringlichkeit, dass man schon nach wenigen Seiten bereit ist, Franz auf den schwankenden Boden seiner Geschichten zu folgen." Gunhild Kübler, Neue Zürcher Zeitung, 25.08.19
"Eine sehr ernsthafte Reflexion über Geschlechterverhältnisse, ein Werk des #MeToo-Zeitalters aus kritischer Männerperspektive." Richard Kämmerlings, Die Welt, 10.08.19
"Auf unheimliche Weise gelungen! Was Gstrein antreibt, ist die Frage, wie viel ein Mensch über sich, über die eigenen Abgründe wissen kann." Christoph Schröder, Die Zeit, 01.08.19
"Sprachlich klar und inhaltlich fesselnd entwickelt Norbert Gstrein das schwer entwirrbare Geflecht aus Schuld, Selbstbetrug und Versagen und zeigt in dieser psychologischen Studie, dass die Flucht vor sich selbst keine Lösung ist." Verena Auffermann, Deutschlandfunk Kultur, 12.08.19
"Ein flirrend überbelichtetes und gerade deshalb so eindrückliches Porträt unserer zur Hysterie neigenden Gegenwart." Katrin Hillgruber, Frankfurter Rundschau, 28.07.19
"Nicht zuletzt in den so ruhigen wie beänstigenden Roadmovie-Passagen zeigt Norbert Gstrein, dass er derzeit zu den bedeutendsten Schriftstellern deutscher Sprache zählt." Carsten Otte, taz, 07.08.19
"Ein Meisterwerk über Schuld und das Geschlechterverhältnis ... Dass Gstrein so vieles nicht erklärt, sondern gekonnt in der Schwebe lässt - das macht diesen Autor heute, in Zeiten der unablässigen Suche nach Gründen, Zusammenhängen und Verantwortlichen, fast schon verdächtig gut." Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung, 04.08.19
"Eine große Erzählung über das Verschwinden. Eine Parabel darüber, dass das, was wir zu sehen glauben, nicht mehr ist als ein Nebelstreifen vor unseren Augen." Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 21.07.19
"Raffiniert und virtuos verwebt Gstrein die beiden Handlungsstränge, beeindruckend, wie immer wieder, mit wenigen Strichen gezeichnet, eine Figur, eine Szene plastisch werden. ... Ein packender und überzeugender Roman mit einem überraschenden Ende." Katja Gasser, ORF ZIB, 23.07.19
"Eine scheinbar unspektakuläre Geschichte entwickelt sich kaum merklich zu einer aufregenden Erzählung." Klaus Zeyringer, Der Standard, 25.07.19
"Bemerkenswert ist, wie Norbert Gstrein seinen Stoffteppich auslegt. Einerseits weiß er wie so oft in seinen früheren Romanen um die Grenzen des Erzählens. Andererseits hat Gstrein viel Gespür für seine Settings, seine Schauplätze in den österreichischen Bergen und den USA." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 19.07.19