Das Spiel mit der Angst
Die zweifache Mutter Mel studiert im Drogeriemarkt die Lippenstiftauswahl. Ihr Sohn Max ist bei ihr. Beim Verlassen des Geschäftes stellt sie fest, dass ihr Baby Luca, das im Kinderwagen vor dem Laden stand, weg ist. Warum hat sie ihn nicht mit ins Geschäft genommen? Wer
hatte Gelegenheit, das Kind zu entführen? War es die Frau im Poncho, die geistig nicht ganz fit zu…mehrDas Spiel mit der Angst
Die zweifache Mutter Mel studiert im Drogeriemarkt die Lippenstiftauswahl. Ihr Sohn Max ist bei ihr. Beim Verlassen des Geschäftes stellt sie fest, dass ihr Baby Luca, das im Kinderwagen vor dem Laden stand, weg ist. Warum hat sie ihn nicht mit ins Geschäft genommen? Wer hatte Gelegenheit, das Kind zu entführen? War es die Frau im Poncho, die geistig nicht ganz fit zu sein scheint? Wer war der Mann im Geschäft, der mit der Verkäuferin flirtete? Das Team um Kommissar Klinkhammer sucht fieberhaft nach Antworten. Klinkhammer kennt die Großmutter von Luca, eine bekannte Schriftstellerin. Vielleicht hilft ihm diese Verbindung, schneller Licht ins Dunkel zu bringen …
Meist sind Bücher, die so detailliert und atmosphärisch dicht geschrieben sind, an der Grenze zum Langweiligen für meinen Geschmack. Petra Hammesfahr überrascht mich mit diesem Buch doch sehr: Es gibt unzählige Protagonisten, die untereinander bekannt, verwandt, verschwägert oder sonst wie verbunden sind und dadurch auch eine Menge Stoff, der erzählt werden will. Dennoch wird es an keiner Stelle langweilig und auch die vermeintlich unwichtigen Dinge ergeben am Ende wichtige Puzzleteile.
Die unterschiedlichsten menschlichen Tragödien werden zumindest angerissen. Von Krankheit, Tod, Trauer, Liebe über Kaltblütigkeit und Mord bis zu emotionaler Abhängigkeit ist alles vertreten. So regt das Buch auch noch zum Nachdenken an, die Mitmenschen mit anderen Augen zu betrachten. Warum ist die Frau im Haus am Ende der Straße denn so seltsam? Was hat sie erlebt, das sie so werden ließ? Anni Erzig im Buch lässt zumindest mich darüber nachdenken, wie mein Bild vom einen oder anderen Menschen, den ich sehe, aber gar nicht kenne, zustande kam und wie richtig oder falsch es wohl ist.
In diesem Buch hat jede Figur ihr eigenes Päckchen zu tragen. Das macht es unheimlich engmaschig und dicht. Aber genau deshalb auch sehr realitätsnah und beängstigend logisch aufgebaut. Schon der Einstieg ins Buch fällt wunderbar leicht, da man sofort mitten im Geschehen ist und auch kein anderes Drumrum nötig wäre. Die Rückblenden gerade von Anni sind sehr bewegend. Ganz klar – wenn es um Kinder geht, ist die Spannung fast immer greifbar und recht einfach aufrechtzuerhalten. Hier aber ist ganz ohne billige Tricks ein spannender Roman entstanden, der bewegt und nachdenklich stimmt.
Von mir gibt es deshalb die vollen fünf Sterne.