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Insiderbericht im Kampf gegen den Steuerbetrug
Spektakuläre Strafprozesse, Enthüllungen über Banken und Anwälte sowie noch ungeklärte Verwicklungen bis auf die höchsten Ebenen der Bundespolitik: Selten waren Wirtschaftsstraftaten wie der organisierter Betrug und Steuerhinterziehung wie etwa bei den Cum-ex-Geschäften so präsent in der breiten Öffentlichkeit. Korrespondierend wuchs das Interesse weit über das Fachpublikum hinaus. Dieses Momentum nutzt Birgit Orths, hauptberuflich Steuerfahnderin aus Nordrhein-Westfalen, für sich, um aus dem Maschinenraum der Aufklärung und der Unterlegenheit des Staates gegenüber der organisierten Kriminalität zu berichten. In "Als Steuerfahnderin auf der Spur des Geldes" schreibt die Autorin auf mehr als 350 Seiten über einen internationalen Umsatzsteuerbetrug in Milliardenhöhe: beginnend von den ersten Verdachtsmomenten gegen ein Geflecht von Scheinfirmen 2009 bis hin zur Verurteilung der Strippenzieher 2016.
Orths spart dabei Rückschläge nicht aus, insbesondere die überbordende Bürokratie in den Behörden, die sich mehrfach in ihrer Arbeit als Hindernis erweist, hinterlässt bleibenden Eindruck. Sie selbst wirbt dafür, die Steuerfahndung mit mehr Befugnissen zu "einem eigenständigen Teil der Finanzverwaltung" zu machen. Weil die Autorin fortlaufend eigene, kritische Gedanken einbringt, man als Leser an der Weiterentwicklung ihrer Person teilnimmt und in den Dialogpassagen des Buches gerade nicht trockene Steuermaterie heruntergebetet wird, gewinnt das Buch an Authentizität. Vielen Lesern wird dieser "True Crime"-Ansatz zusagen, doch es gelingt Orths nicht, jeden bis zum Ende ihres Buch mitzunehmen.
Das liegt nicht an den Erzählsträngen und deren Protagonisten. Sondern an der strukturellen Unwucht der beiden Teile des Buches. Auf seinen letzten 40 Seiten ist "Als Steuerfahnderin auf der Spur des Geldes" zu stark komprimiert. Verstärkt wird der Eindruck durch Exkurse zu Betrügereien in der Corona-Pandemie und Cum-ex, wo die Fahnderin ab 2015 eine führende Position einer NRW-Sondereinheit übernimmt. Über diese Arbeit will man mehr erfahren, so aber wirkt die Passage am Ende des Buches deplatziert. MARCUS JUNG
Birgit E. Orths: Als Steuerfahnderin auf der Spur des Geldes. Econ, Berlin 2023. 363 Seiten, 19,99 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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