Diese Geschichte handelt von Reza, er selbst fungiert als Ich-Erzähler und nimmt die Leserschaft mit zurück in seine Kindheit, zurück nach Bochum, als er in den 1990er Jahren mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen ist. Er berichtet darüber, wie es ist, in einem fremden Land
aufzuwachsen, wo die Abschlüsse der Eltern nicht anerkannt werden, wo die Siedlung nach Armut riecht, aber…mehrDiese Geschichte handelt von Reza, er selbst fungiert als Ich-Erzähler und nimmt die Leserschaft mit zurück in seine Kindheit, zurück nach Bochum, als er in den 1990er Jahren mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen ist. Er berichtet darüber, wie es ist, in einem fremden Land aufzuwachsen, wo die Abschlüsse der Eltern nicht anerkannt werden, wo die Siedlung nach Armut riecht, aber auch nach Majoran und Etagenbetten. Wo das Recht des Stärkeren gilt und Wut ein Mittel zum Überleben ist.
„Rückblickend frage ich mich, wie es ist, wenn sich das Alte schließt und das Neue nicht öffnet. Wenn in der Fremde plötzlich auch Dinge nicht funktionieren, mit denen man bisher vertraut war und die immer funktioniert haben. Deren Gesetzmäßigkeiten man zu kennen glaubt. Dinge, die vielleicht nicht mal hierhergehören und selbst fremd sind.“ (Seite 28)
Selten hat mich ein Buch beim Lesen so begeistert, wie dieses hier. Ich wäre am liebsten permanent in Freudenschreie ausgebrochen, wollte auf jeder Seite eine Passage markieren oder las einen Absatz erneut, weil ich die Sätze so passend und brillant fand. Dennoch fällt es mir schwer, in Worte zu fassen, was dieses Werk in mir ausgelöst hat, ich habe Angst, der Geschichte nicht gerecht zu werden, indem ich darüber schreibe, meine Gedanken und Gefühle sortiere, während ich im Kopf eigentlich noch mittendrin bin. Das ist einfach nur phänomenal!
„Wir kommen aus dem Krieg, aus dem Elend. Wenn wir Armut sagen, meinen wir nicht Sozialhilfe, sondern Cholera. Aber dass das hier nicht oben ist, ist uns schon früh klar. Unser Ruhrgebiet ist dürr, verbittert. Kauft unentwegt Müll und kann ohne Fernseher nicht einschlafen. Ohne Schminke sein Antlitz nicht ertragen.“ (Seite 111)
In klaren Worten, mal poetisch, zärtlich, aber auch straßentauglich und im Gangster-Style, führte mich das Kind, der Junge, der Teenager, der einmal Schriftsteller werden wird, durch die Erzählung. Tragik wechselte sich mit Komik ab, die jedoch mehr einem Galgenhumor glich, denn dahinter verbargen sich Schicksale, die nicht immer glimpflich ausgegangen sind. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, denn die Magie des Buches liegt darin, dass sie vom Lesenden neu entdeckt werden will. Grandios!