Jüdische Intellektuelle prägten das Denken des 20. Jahrhunderts tiefgreifend, darunter Walter Benjamin, Gershom Scholem, Paul Celan, Franz Rosenzweig, Jacques Derrida und George Steiner. Bis heute stehen diesen Autoren jedoch überwiegend nichtjüdische Leser gegenüber, die die jüdischen Aspekte des jeweiligen Werks oft nicht ermessen oder diese verdrängen, die Rezeption aber maßgeblich bestimmen. Moshe Idel, der gegenwärtig wichtigste Forscher zur jüdischen Mystik, setzt dem eine andere Perspektive entgegen. Er arbeitet die mannigfaltigen Spuren der kabbalistischen und chassidischen Tradition heraus und verdeutlicht dadurch die überragende Bedeutung des mystischen Denkens für wichtige jüdische Autoren des vergangenen Jahrhunderts. Er ermöglicht dadurch eine neue Sicht auf das Verhältnis von Judentum und Moderne.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Moshe Idel gelte seit fünfundzwanzig Jahren als "Nachfolger" und größter Gegner Gershom Scholems in der Erforschung der jüdischen Mystik und Kabbala, weiß Thomas Meyer. Auch in den jetzt übersetzten Aufsätzen arbeite er sich an Scholem und anderen Gründungsfiguren wie Martin Buber oder George Steiner ab, denen er mangelnde hebräische Sprachkompetenzen und Unkenntnis der historischen Überlieferung vorwerfe. Meyer findet Idel besonders dann anregend, wenn er sich außerhalb dieser eingespielten Konfliktlinien bewegt, etwa wenn er sich mit Derrida oder Kafka beschäftige. Trotzdem warnt der Rezensent davor, die anderen Texte nur als "akademischen Kleinkrieg" zu verstehen - sie seien Teil eines komplexen Identitätsfindungsprozesses. Die Übersetzung sei also sehr zu begrüßen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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