Powerfully driven by the work practices of consulting firms, the presentation software Microsoft PowerPoint is increasingly used on all levels of business and educational communication. Nevertheless, slideware ranks among the least explored media in communication studies. This study investigates the role of PowerPoint in organizational communication, particularly in terms of a functional dilemma between its application for documentation as opposed to presentation purposes. The theoretical part of the analysis combines insights from both organizational communication studies (J. R. Taylor et al.) and social systems theory (N. Luhmann et al.). The empirical analysis shows that PowerPoint documents created for cross-project learning purposes contribute to an invisibilization rather than a visibilization of decision processes and their contingency. In the light of these results, existing efforts to promote knowledge management based on the learning-from-mistakes principle need to be reconsidered with respect to their realization in communicative practice.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2008Unnötige Bleiwüste
Das Programm PowerPoint eignet sich nicht als Allzweckwaffe
Scheitern wird, wer mit einem Smart die Wüste durchqueren möchte. Dieses Auto ist für ein solches Projekt ungeeignet. Scheitern wird ebenso, wer mit dem Computerprogramm "PowerPoint" Wissenstransfer in Unternehmen erreichen will. Das zeigt die englischsprachige Arbeit des jungen Medienwissenschaftlers Dennis Schoeneborn, deren Titel übersetzt lautet: "Alternativen in Betracht gezogen, aber nicht mitgeteilt". Für eine Mitteilung reicht der Platz nicht auf den interaktiven Folienpräsentationen.
"PowerPoint" kann mündliche Vorträge unterstützen, in dem die wichtigsten Stichwörter mittels eines Computers und eines Beamers auf eine Leinwand projiziert werden. Dafür war das Programm gedacht, und hier leistet es immer noch wertvolle Hilfe. Für die Tour durch eine monotone Vortragswüste ist es der Jeep mit Allradantrieb. Doch nicht jeder kann ein solches Gefährt bedienen. Im Laufe der Zeit haben sich einige Unsitten eingebürgert. Die Folien beschränken sich nicht mehr nur auf Stichworte, sie enthalten zum Teil voll ausformulierte Thesen und Textteile.
Damit wird die Präsentation von der Lösung zum Problem, vom Jeep zur Wüste: zur Bleiwüste. Die hilflosen Beteiligten wissen nicht, ob sie zuhören oder mitlesen sollen, falls sie Letzteres - bei geringer Schriftgröße - überhaupt noch können. Der Vortragende nutzt "PowerPoint" nicht mehr zur Unterstützung seines Vortrages, "PowerPoint" ist der Vortrag - und das Protokoll dazu. Dieses gelangt in die Akten und entwickelt sich dort zur Fata Morgana. Neueinsteiger in das Projekt können wenig oder nichts damit anfangen, da die mündlichen Ausführungen nicht überliefert sind.
Es wird deutlich: Die Folien können eine rein textbasierte Darstellung nicht ersetzen. Wer ein Projekt als Text beschreiben muss, zwingt sich in ein Korsett aus Chronik mit Erfahrungen und Entscheidungen. Dieses Korsett präsentiert dem Unbeteiligten nicht nur die Ergebnisse allen Tuns, sondern auch die Herleitung und die Gründe dafür: eine wahre Oase in der Projektwüste. Schöneborn verteufelt "PowerPoint" nicht, er bewirkt vielmehr ein Bewusstsein, das Programm nicht als Allzwecklösung zu missbrauchen.
Dafür schaute der frühere Doktorand der Bauhaus-Universität Weimar auch in die Praxis einer großen Unternehmensberatung - also dorthin, wo Wissensmanagement unabdingbar ist. Seine Fallstudie lässt erwarten, dass auch der reine Text seinen Zweck und damit Zukunft hat. Zugegeben, das verlangt mehr intellektuelle Kraft, als zehn Folien unzusammenhängend mit Spiegelstrichen zu befüllen und die Buchstaben dazu einzeln einfliegen zu lassen. Die Wahl des Mittels bestimmt sich mithin nach dem Ziel des Auftrags, wie sich die Wahl eines Autos nach dem Ziel der Reise richten sollte.
JOCHEN ZENTHÖFER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Programm PowerPoint eignet sich nicht als Allzweckwaffe
Scheitern wird, wer mit einem Smart die Wüste durchqueren möchte. Dieses Auto ist für ein solches Projekt ungeeignet. Scheitern wird ebenso, wer mit dem Computerprogramm "PowerPoint" Wissenstransfer in Unternehmen erreichen will. Das zeigt die englischsprachige Arbeit des jungen Medienwissenschaftlers Dennis Schoeneborn, deren Titel übersetzt lautet: "Alternativen in Betracht gezogen, aber nicht mitgeteilt". Für eine Mitteilung reicht der Platz nicht auf den interaktiven Folienpräsentationen.
"PowerPoint" kann mündliche Vorträge unterstützen, in dem die wichtigsten Stichwörter mittels eines Computers und eines Beamers auf eine Leinwand projiziert werden. Dafür war das Programm gedacht, und hier leistet es immer noch wertvolle Hilfe. Für die Tour durch eine monotone Vortragswüste ist es der Jeep mit Allradantrieb. Doch nicht jeder kann ein solches Gefährt bedienen. Im Laufe der Zeit haben sich einige Unsitten eingebürgert. Die Folien beschränken sich nicht mehr nur auf Stichworte, sie enthalten zum Teil voll ausformulierte Thesen und Textteile.
Damit wird die Präsentation von der Lösung zum Problem, vom Jeep zur Wüste: zur Bleiwüste. Die hilflosen Beteiligten wissen nicht, ob sie zuhören oder mitlesen sollen, falls sie Letzteres - bei geringer Schriftgröße - überhaupt noch können. Der Vortragende nutzt "PowerPoint" nicht mehr zur Unterstützung seines Vortrages, "PowerPoint" ist der Vortrag - und das Protokoll dazu. Dieses gelangt in die Akten und entwickelt sich dort zur Fata Morgana. Neueinsteiger in das Projekt können wenig oder nichts damit anfangen, da die mündlichen Ausführungen nicht überliefert sind.
Es wird deutlich: Die Folien können eine rein textbasierte Darstellung nicht ersetzen. Wer ein Projekt als Text beschreiben muss, zwingt sich in ein Korsett aus Chronik mit Erfahrungen und Entscheidungen. Dieses Korsett präsentiert dem Unbeteiligten nicht nur die Ergebnisse allen Tuns, sondern auch die Herleitung und die Gründe dafür: eine wahre Oase in der Projektwüste. Schöneborn verteufelt "PowerPoint" nicht, er bewirkt vielmehr ein Bewusstsein, das Programm nicht als Allzwecklösung zu missbrauchen.
Dafür schaute der frühere Doktorand der Bauhaus-Universität Weimar auch in die Praxis einer großen Unternehmensberatung - also dorthin, wo Wissensmanagement unabdingbar ist. Seine Fallstudie lässt erwarten, dass auch der reine Text seinen Zweck und damit Zukunft hat. Zugegeben, das verlangt mehr intellektuelle Kraft, als zehn Folien unzusammenhängend mit Spiegelstrichen zu befüllen und die Buchstaben dazu einzeln einfliegen zu lassen. Die Wahl des Mittels bestimmt sich mithin nach dem Ziel des Auftrags, wie sich die Wahl eines Autos nach dem Ziel der Reise richten sollte.
JOCHEN ZENTHÖFER
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