Interview mit Torben Kuhlmann zu „Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“
Gleich mit Ihrem ersten Kinderbuch „Lindbergh – Die Geschichte einer fliegenden Maus“, das als Diplomarbeit entstand, landeten Sie einen Hit. Wie hat die kleine Maus seitdem Ihren Weg bestimmt? Eine kleine fliegende Maus hat mir in der Tat eine wichtige Tür geöffnet. Mit der Veröffentlichung des Bilderbuches „Lindbergh“ und insbesondere Dank der überaus positiven Resonanz auf mein Debüt, konnte ich ein paar wichtige, aber nicht ganz einfache Schritte wagen. Zum einen gab mir der Erfolg den Rückhalt, mich als Illustrator und Autor selbstständig zu machen. Zuvor arbeitete ich in einem eher abgesicherten Umfeld, festangestellt in einer Werbeagentur. Zum anderen war dies eine einmalige Gelegenheit, mich im Bereich Kinderbuch zu etablieren. Dies war lange Zeit eine bunte Verlockung in der Ferne. Mit meinem realistischen Stil, der klassischen Arbeitsweise und meinen eher gedeckten
Farbstimmungen rechnete ich mir nur geringe Chancen im Bereich Bilderbuch aus. „Lindbergh“ war auch nicht als Türöffner in diese Branche gedacht. Vielmehr befürchtete ich, dass die Diplomarbeit meine…mehr Interview mit Torben Kuhlmann zu „Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“
Gleich mit Ihrem ersten Kinderbuch „Lindbergh – Die Geschichte einer fliegenden Maus“, das als Diplomarbeit entstand, landeten Sie einen Hit. Wie hat die kleine Maus seitdem Ihren Weg bestimmt?
Eine kleine fliegende Maus hat mir in der Tat eine wichtige Tür geöffnet. Mit der Veröffentlichung des Bilderbuches „Lindbergh“ und insbesondere Dank der überaus positiven Resonanz auf mein Debüt, konnte ich ein paar wichtige, aber nicht ganz einfache Schritte wagen. Zum einen gab mir der Erfolg den Rückhalt, mich als Illustrator und Autor selbstständig zu machen. Zuvor arbeitete ich in einem eher abgesicherten Umfeld, festangestellt in einer Werbeagentur. Zum anderen war dies eine einmalige Gelegenheit, mich im Bereich Kinderbuch zu etablieren. Dies war lange Zeit eine bunte Verlockung in der Ferne. Mit meinem realistischen Stil, der klassischen Arbeitsweise und meinen eher gedeckten Farbstimmungen rechnete ich mir nur geringe Chancen im Bereich Bilderbuch aus. „Lindbergh“ war auch nicht als Türöffner in diese Branche gedacht. Vielmehr befürchtete ich, dass die Diplomarbeit meine einzige Möglichkeit sein könnte, jemals ein eigenes Kinderbuch zu schreiben und zu illustrieren. Meine berufliche Zukunft sah ich eher in einer Mischung aus Werbeauftragsarbeiten, Editorial-Illustration und Infografik. All das hat sich dank einer kleinen Maus geändert!
Neben den gefeierten Bilderbüchern mit der historischen Maus gestalten Sie unter anderem auch andere Buchcover und Infografiken. Sind Sie in diesen Feldern freier in Ihrer Arbeit als bei den mit Hochspannung erwarteten Mäuseabenteuern?
Die Arbeit an Buchcovern, Vignetten oder informativen Illustrationen würde ich nicht als freier bezeichnen. Gerade historische Rekonstruktionen oder Infografiken werden von zeitintensiver Recherche und umfangreichen Fact-Checken begleitet. Bei meinen Mäuseabenteuern hingegen agiere ich recht frei als Geschichtenerzähler. Ich halte quasi alle Fäden in der Hand: Text, Illustrationen und Buchgestaltung. Dies erlaubt viele Freiheiten, aber erhöht natürlich auch den Druck. Schließlich muss am Ende alles zusammenpassen und zu einer vereinbarten Zeit fertig sein. Daher bin ich manchmal ganz froh, nur in der Funktion als Illustrator tätig zu sein. Es macht Spaß, gute Texte zu lesen und dabei schon das Skizzenbuch auf dem Schoß zu haben. Am Ende sollte ein Bild stehen, dass quasi die Essenz der Erzählung wiedergibt.
Wie war das bei Ihrem neuen Buch? Welche Vorgaben hatten Sie für die Umschlaggestaltung von „Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen“?
Von Verlagsseite bekomme ich selten konkrete Vorgaben. Das Lektorat hatte zwar ein paar Gedanken zur Covergestaltung geäußert, aber nur als Anregung. Ich bin dann ziemlich flott bei ein paar Szenen hängen geblieben, die ideal als Coverbild funktionieren und zudem die oben erwähnte Essenz der Geschichte – überwältigende Naturkulisse, Ehrfurcht und Abenteuer – verkörpern würden. Im Mittelpunkt fast immer steht Alva, die mit ihrem Pflanzenbuch unter dem Arm in eine gefährliche Welt aufbricht, um das Rätsel einer mysteriösen Krankheit zu lösen.
Das Buch ist ein spannender Abenteuerroman für Kinder ab zehn Jahren. Was hat Sie an dem Buch besonders angesprochen?
Die Welt von Alva hat eine Sogwirkung und eine gewisse Unberechenbarkeit. Beim Lesen fühlte ich mich fast wie ein vierter Passagier auf Alvas Boot und war selber bemüht, das Rätsel um das merkwürdige Unheil, das das Land befallen hat, zu lösen. All das findet vor der beeindruckenden Kulisse eines schier endlosen Waldes statt. Die Geschichte atmet den Geist eines klassischen Abenteuerromans, nicht nur aufgrund des historischen Settings.
Für den Innenteil haben Sie zahlreiche Illustrationen von Heilpflanzen erstellt. Was haben Sie dabei Nützliches gelernt?
Ich muss gestehen, dass ich bisher in der Pflanzenkunde noch nicht allzu bewandert war. Nach Efeu, Lavendel oder Brennnessel wurde es etwas dünn mit meinem Wissen. Aber natürlich wusste ich auch von den heilenden Eigenschaften einiger Pflanzen. Wer kennt nicht die wohltuende Wirkung eines Kamillentees bei Übelkeit. Nachdem ich mich nun aber im Laufe des Projekts mit vielen Dutzend Pflanzen eingehend beschäftigen konnte, habe ich mein Wissen über die Naturheilkunde definitiv ausbauen können. Vielleicht kann ich bald selber bei Waldspaziergängen Tränke und Tinkturen zusammenbrauen? Zumindest bin ich etwas sicherer bei der Bestimmung einiger Pflanzen am Wegesrand.
Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu Pflanzen?
Ich bin unglaublich gerne in der Natur unterwegs. Es gibt kaum etwas Schöneres als große, dichte Wälder – unabhängig von der Jahreszeit. Aber auch Wildblumenwiesen, Moore oder Heidelandschaften sind häufig Ziel meiner Ausflüge. Zuhause ist es dagegen etwas weniger grün, vor allem da ich keinen Garten und erst seit kurzem einen kleinen Balkon habe. Und ich bin eigentlich schon recht froh, wenn ich meine kleine Sammlung an Zimmer- und Balkonpflanzen einigermaßen gut vor dem Eingehen bewahren kann.
Können Sie etwas über Ihre aktuellen Projekte verraten?
Dieses Jahr habe ich mich bisher viel mit Auftragsarbeiten beschäftigt. Das neue Buch „Alva und das Geheimnis der flüsternden Pflanzen“ war eines davon. In diesem Herbst erscheint noch Frida Nilssons „Sem und Mo im Land der Lindwürmer“ (Gerstenberg), ein Abenteuerroman, für den ich ebenfalls den Umschlag, eine Vorsatzkarte und zahlreiche Vignetten illustriert habe. Gerade erschienen ist zudem Denis Schecks „Schecks kulinarischer Kompass“ (Piper), ebenfalls mit einer ganzen Reihe von Illustrationen aus meiner Feder.
Nun beginnt aber die Arbeit an einem eigenen Bilderbuch-Projekt, zusammen mit dem NordSüd Verlag. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass 2023 ein weiteres Bilderbuch von mir erscheint. Und im Jahr 2024 feiern die Mäuseabenteuer dann schon 10-jähriges Jubiläum. Hier wird sicherlich einiges zu erwarten sein, nicht zuletzt ein neues Mäuseabenteuer. Soviel sei schon verraten.
Interview: Literaturtest, 2022