Fentje Jacobsen ist 29 Jahre alt und Rechtsanwältin und (zum Leidwesen ihrer Oma) unverheiratet. Sie ist die Protagonistin von Eva Almstädts neuer Krimi-Reihe „Akte Nordsee“, deren erster Teil „Am dunklen Wasser“ ist. Neben ihrer Anwaltstätigkeit arbeitet Fentje auf dem Bauernhof ihrer Großeltern in
Nordfriesland mit, auf dem sie auch lebt. Zwischen Schafen und Mandanten schlägt sie sich noch mit…mehrFentje Jacobsen ist 29 Jahre alt und Rechtsanwältin und (zum Leidwesen ihrer Oma) unverheiratet. Sie ist die Protagonistin von Eva Almstädts neuer Krimi-Reihe „Akte Nordsee“, deren erster Teil „Am dunklen Wasser“ ist. Neben ihrer Anwaltstätigkeit arbeitet Fentje auf dem Bauernhof ihrer Großeltern in Nordfriesland mit, auf dem sie auch lebt. Zwischen Schafen und Mandanten schlägt sie sich noch mit ihrer pubertierenden Nichte und ihrem Bruder herum, außerdem versucht ihre Oma ständig, sie „an den Mann zu bringen“. Der Serienauftakt war für mich eine Mischung aus Familienroman und Krimi, wobei die Spannung vor allem am Anfang für mich ein bisschen zu kurz kam. Alles in allem hat das Buch mich aber gut unterhalten.
Aber von vorn.
In der Erwartung, auf der Schafweide einen wildernden Hund oder gar einen Wolf zu finden, macht sich Fentje Jacobsen auf den Weg. Allerdings findet sie im nassen Gras Tobias Asmus, einen verletzten und orientierungslosen jungen Mann. Als sie ihn nach Hause bringt, entdecken sie seine an einem Baum hängende tote Freundin. An Selbstmord glaubt niemand wirklich, für die Polizei ist Tobias der Hauptverdächtige. Fentje übernimmt seine Verteidigung und ist in ihrem ersten Mordfall lange die Einzige, die an seine Unschuld glaubt. Da für die Polizei der Fall klar zu sein scheint, beginnt sie, eigene Ermittlungen anzustellen. Dabei trifft sie immer wieder auf den ehrgeizigen freien Journalisten Niklas John, der seine Chance auf eine große Story wittert. Letztendlich stellen sie fest, dass sie zusammen mehr erreichen können, als jeder für sich und dann verschwinden auch noch zwei Schülerinnen eines nahen Internats. Die tote Freundin von Tobias Asmus war ihre Vertrauenslehrerin. Hat das Verschwinden der beiden mit ihrem Tod zu tun? Fentje und Niklas stehen nicht vor einem, sondern vor mehreren Rätseln.
Was soll ich sagen? Trotz der eigentlichen Krimithemen konnte mich das Buch als Spannungsroman nicht überzeugen, denn dazu fehlte ihm die durchgehende Spannung. Für mich war es eher ein Familienroman mit mehr oder weniger sympathischen und cleveren Hobbyermittlern, die aber oft auch sehr dilettantisch an die Sache herangehen. Viele der Neben-Charaktere sind für mich zu platt und klischeehaft beschrieben, aber die Konstellationen, die der neuen Reihe zugrunde liegen, finde ich sehr interessant, die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Auf der einen Seite Fentje, die als Anwältin arbeitet, dazu aber noch zusammen mit Opa und Oma den Hof der Familie schmeißt, der ehrgeizige Journalist Niklas auf der anderen. Da sind Reibereien vorprogrammiert. Dazu steckt Fentje immer noch der Tod ihrer besten Freundin Clara in den Knochen und Niklas ist über die Trennung von seiner Freundin auch noch nicht ganz hinweg. Alles in allem spielen zwischenmenschliche Aspekte spielen für mich eine zu große Rolle, als dass der Krimi mich hätte packen können.
Der Schluss war stimmig, aber keine große Überraschung. Sprachlich war das Buch, das aus verschiedenen Perspektiven erzählt ist, gut zu lesen. Es ist weitestgehend unblutig und punktet mit einigem Wortwitz. Formal hatte ich mit den oft abrupt endenden Abschnitten einige Probleme, vor allem, da ich bei manchen das Gefühl hatte, dass die Geschichte dadurch Lücken bekam, von denen nicht alle gefüllt werden. Erst am Schluss werden alle losen Enden verknüpft und es bleiben keine Fragen offen.
Was hält mich also davon ab, von dem Buch begeistert zu sein? Der zeitweise Dilettantismus der Protagonisten? Dass die eigentliche Protagonistin oft zur Nebenfigur verkommt? Manche abstruse und unlogische Elemente? Dass trotz einiger Verdächtiger und falscher Fährten zu wenig Spannung aufkommt? Vermutlich alles zusammen, denn von Eva Almstädts „Pia Korritki“-Serie bin ich Besseres gewohnt. Gestehen wir der Autorin zu, dass sie sich mit dem Serienauftakt noch warmlaufen muss und daher noch eine Menge Luft nach oben ist. Ich vergebe drei Sterne.