Rhia Mahoney muss miterleben, wie der Textilbetrieb ihres Vaters, „Mahoney Linen“, in Flammen aufgeht und damit auch die wirtschaftliche Grundlage für den Reichtum ihrer Familie in Schutt und Asche liegt. Rhia, die sehr stark verankert ist in der keltischen Sagenwelt, reist von Irland nach London,
um eine Stellung als Gouvernante zu suchen. Ihr Onkel Ryan bringt unter bei seiner Bekannten, Antonia…mehrRhia Mahoney muss miterleben, wie der Textilbetrieb ihres Vaters, „Mahoney Linen“, in Flammen aufgeht und damit auch die wirtschaftliche Grundlage für den Reichtum ihrer Familie in Schutt und Asche liegt. Rhia, die sehr stark verankert ist in der keltischen Sagenwelt, reist von Irland nach London, um eine Stellung als Gouvernante zu suchen. Ihr Onkel Ryan bringt unter bei seiner Bekannten, Antonia Blake, die kürzlich ihren Mann verloren hat. Antonia ist Quäkerin und engagiert sich bei den Damen des Convict Ship Committees, das von Elizabeth Fry gegründet wurde als Folge der Gefängnisreform. Sie wohnt zusammen mit dem Cousin ihres Mannes, der Porträts erstellt mit Hilfe der neuen Technik der fotogenen Zeichnung.
Kurz nach Rhias Ankunft in London findet man ihren Onkel Ryan tot in seinem Lagerhaus. Es handelt sich augenscheinlich um einen Selbstmord, aber es fällt Rhia sehr schwer, das zu akzeptieren. Ein befreundeter Journalist beginnt Fragen zu stellen, während Rhia beruflich Fuß fasst. Sie ist eine begabte Zeichnerin und hofft, einige Entwürfe an den Seidenhändler Montgomery verkaufen zu können. Dieser scheint ernsthaft interessiert zu sein und stellt Rhia vorerst als Verkäuferin in seinem Ladengeschäft ein.
Schon bald wird Rhia von einem neuen Schicksalsschlag getroffen. Sie wird verdächtigt ein wertvolles Stück Stoff im Hause ihres Arbeitgebers entwendet zu haben und wird verurteilt. Sie soll für 7 Jahre nach Australien deportiert werden. Ihrer Freundin Antonia Blake gelingt es nicht, rechtzeitig Berufung einzulegen, so dass Rhia mit dem Gefangenenschiff „Rajah“ in Richtung Sydney ausläuft. Das Convict Ship Committee der Quäker engagiert sich sehr für die gefangenen Frauen und versorgt sie mit Stoffresten und Nähzeug, damit sie auf der Reise Quilts für den Verkauf anfertigen können. Dadurch können sie sich etwas Geld verdienen und durch die Näharbeit haben die Frauen eine Aufgabe, was sich beruhigend auf ihr Gemüt auswirkt.
Auf der „Rajah“ beschließen die Frauen einen besonders schönen Quilt anzufertigen und ihn den Quäkerfrauen als Zeichen ihrer Dankbarkeit zu schenken. Dabei handelt es sich um den „Rajah Quilt“, die einzige noch erhaltene Arbeit der Gefangenenschiffe, der in der National Gallery of Australia in Canberra aufbewahrt wird.
Die 10 Monate lange Überfahrt auf der „Rajah“ bildet das Herzstück des Buches und ist so ausführlich und anschaulich beschrieben, dass ich selber manchmal das Gefühl hatte, der Boden schwankte unter meinen Füßen.
Die Handlung wird langsam und sorgfältig aufgebaut und durch die abwechslungsreichen Beschreibungen der Orte und des Textilhandels, der beginnenden Industrialisierung, die die Handweber in Irland in ihrer Existenz bedrohen und nicht zuletzt der Technik der Kalotypie, einer Urform der heutigen Fotografie, wird die Spannung immer hoch gehalten. Sehr interessant sind auch die politischen Aspekte um den Opiumhandel, den England zwischen Indien und China betrieb.
Das Buch besteht aus drei größeren Teilen, die wiederum in zahlreiche kürzere Kapitel unterteilt sind. Die Kapitelüberschriften tragen jeweils die Namen von Stoffarten, Farben oder Mustern, die im betreffenden Kapitel eine Rolle spielen. Ich wusste nicht, dass es für so viele Mischgewebe eigene Namen gibt.
Vom Inhalt und von der Schreibweise her, hat mir das Buch ausgesprochen gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was für Abwechslung sorgt. Rhia fühlt sich eng verbunden mit ihrer verstorbenen Großmutter, der sie Briefe in Form eines Tagebuches schreibt, was den Leser direkt in die Gedanken und Gefühlswelt von Rhia schauen lässt.
Schade finde ich, dass weder Klappentext noch Cover dem Inhalt des Buches gerecht werden. Das Buch – also der reine Inhalt zwischen den Buchdeckeln – erhält von mir 5 Sterne.