** Den eigenen Glauben neu betrachten und neu entdecken **
Als ich dieses Buch zum ersten Mal durchblätterte, blieb ich beim Schlusswort hängen. Dirk Grosser schreibt dort, dass er mit dem Buch mithelfen möchte, die Glut des keltischen Christentums zu erhalten. Dass er Leser und Leserinnen
unterstützen möchte, ihren eigenen Glauben neu zu entdecken und sich von ihm noch mehr als bisher tragen zu…mehr** Den eigenen Glauben neu betrachten und neu entdecken **
Als ich dieses Buch zum ersten Mal durchblätterte, blieb ich beim Schlusswort hängen. Dirk Grosser schreibt dort, dass er mit dem Buch mithelfen möchte, die Glut des keltischen Christentums zu erhalten. Dass er Leser und Leserinnen unterstützen möchte, ihren eigenen Glauben neu zu entdecken und sich von ihm noch mehr als bisher tragen zu lassen. Dass es im keltischen Christentum stets auch um das alltägliche Leben geht, das von einem göttlichen Fluss getragen wird. Und um ein Aufgehoben sein in einem großen und guten Ganzen.
Dirk Grosser hat Philosophie und Theologie studiert. Und sein Buch ist eine Mischung aus persönlichen Erlebnisberichten und theoretisch-historischen Abhandlungen. Und obwohl ich hier eine Menge Interessantes über die Entwicklung der christlichen Kirche und des keltischen Christentums erfahren habe, waren mir persönlich die theoretischen Abhandlungen manchmal etwas zu lang. Das sagt jedoch mehr über mich aus, als über das Buch.
Doch auch in diesen Textpassagen gab es immer wieder Sätze, die mich berührt haben. Wie z.B. auf S 84: „Die Kelten waren als Heiden wie als Christen immer dem mystischen Erleben zugetan, das stets in der Lage ist, eine non-duale Perspektive einzunehmen. Ihnen ging es weniger darum, Gott intellektuell zu begreifen, als vielmehr darum, sich von ihm ergreifen zu lassen und in diesem Moment des Ergriffen-Werdens vollständig präsent und erfüllt zu sein.“ Das ist der Unterschied zwischen intellektuellem Verstehen-wollen und gelebter Mystik.
Oder wie auf S. 85: „Schöpfer und Schöpfung sind miteinander am selben Ort, …, sind wie die unterschiedlichen farbigen Fäden eines großen Wandteppichs, die erst miteinander ein großes Bild ergeben. So können wir das Göttliche sowohl in der Welt bestaunen als auch eine inwendige Erfahrung mit ihm machen. Beide Möglichkeiten können uns eine heilsame Ehrfurcht vor dem Heiligen schenken, die als Wegweiser und Richtschnur für ein gelingendes Leben dienen kann.“
Sehr gut gefällt mir das Kapitel „Segnen und gesegnet werden“. Darin schreibt Dirk Grosser: „Sprechen oder schreiben wir einen Segen, der andere ermutigt, auf ihr eigenes Wachstum zu vertrauen, so helfen wir Gott, seinen Job zu machen! Wir sind Teil der göttlichen Gegenwart, die an jeden einzelnen Menschen glaubt. … Ich frage mich oft, wie wohl eine Welt aussehen würde, in der wir einander beständig segnen, dass das Vertrauen in das Gute im Menschen und in der Schöpfung immer wieder anwächst.“
Oder als Dirk Grosser auf S.151 Pilgerfahrten als eine Art Gottesdienst in Bewegung erklärt: „Voller Vertrauen darauf, dass Gott uns dorthin führen wird, wo wir gebraucht werden und wo etwas zu lernen auf uns warten, machen wir uns auf den Weg, erschließen uns den Sinn des Ganzen mit jedem Schritt und jedem Kilometer, lassen uns auf alles ein, was uns begegnen mag, und reisen so immer tiefer in das große Geheimnis hinein.“ Weil „uns das Unbekannte herausfordert und aufweckt, während uns die Gewohnheit oftmals einschläfert.“
Es ist ein tiefgründiges und zum Teil auch sehr humorvolles Buch, das hilft, den eigenen Glauben neu zu betrachten und zu entdecken. Und das mich am Ende berührt und auch nachdenklich zurücklässt.