Die Wiederentdeckung des bedeutendsten italienischen Romantikers In seinen Dorfgeschichten, den Novelle paesane, beschreibt Ippolito Nievo die herbe Schönheit Friauls und stellt dem idyllischen Leben auf dem Lande die Dekadenz des Adels gegenüber. Er erzählt von der Lebensgeschichte zweier Müllerskinder und ihren wilden Spielen am Flussufer des Varmo; von einem beherzten Mädchen auf der Reise zu ihrem cholerakranken Bruder nach Brescia oder von zwei Liebenden, die am Hochmut eines italienischen Felix Krull fast zerbrechen.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.08.2015Dorfgeschichte
Ippolito Nievo schildert Landleben in edler Einfalt
Ippolito Nievo gilt es noch immer zu entdecken. Sein monumentaler Roman "Bekenntnisse eines Italieners" (auch "Pisana") ist vielleicht gerade vom Titel bekannt, sein frisches und spritziges Werk "Ein Engel an Güte" womöglich noch weniger. Nun liegen aus dem schmalen Erzählungswerk erstmals drei Dorfgeschichten auf Deutsch vor. Wer glaubt, den Schriftsteller des Risorgimento hier gleichsam auf die Schnelle kennenlernen zu können, irrt jedoch. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Mit Kenntnis der Romane gewinnt man den Erzählungen mehr ab, da man Entwicklungen sieht und schätzt. Ohne dieses Vorwissen bleiben die drei Texte ein wenig schal. Die erste, "Am Ufer des Varmo", ist noch eine recht stimmungsvolle Schilderung des Landlebens, warmherzig und ohne hundertprozentiges Happy End. Die beiden anderen Texte warten dagegen mit etwas viel edler Einfalt auf. Literarisch bleiben sie weit hinter den Romanen zurück. Denn Nievo ist ein durchaus geistreicher Autor, aber hier schreibt er recht plakativ. Einzig die Figur des Erzählers überzeugt. Und eine Komponente, die sich auch in den Romanen findet: Wichtiger als biologische Familienbindung ist soziale. Als Ergänzung taugen diese Dorfgeschichten also durchaus, als Einstieg nur bedingt.
pöhl.
Ippolito Nievo: "Am Ufer des Varmo". Dorfgeschichten. Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Folio Verlag, Wien/Bozen 2015. 198 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ippolito Nievo schildert Landleben in edler Einfalt
Ippolito Nievo gilt es noch immer zu entdecken. Sein monumentaler Roman "Bekenntnisse eines Italieners" (auch "Pisana") ist vielleicht gerade vom Titel bekannt, sein frisches und spritziges Werk "Ein Engel an Güte" womöglich noch weniger. Nun liegen aus dem schmalen Erzählungswerk erstmals drei Dorfgeschichten auf Deutsch vor. Wer glaubt, den Schriftsteller des Risorgimento hier gleichsam auf die Schnelle kennenlernen zu können, irrt jedoch. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Mit Kenntnis der Romane gewinnt man den Erzählungen mehr ab, da man Entwicklungen sieht und schätzt. Ohne dieses Vorwissen bleiben die drei Texte ein wenig schal. Die erste, "Am Ufer des Varmo", ist noch eine recht stimmungsvolle Schilderung des Landlebens, warmherzig und ohne hundertprozentiges Happy End. Die beiden anderen Texte warten dagegen mit etwas viel edler Einfalt auf. Literarisch bleiben sie weit hinter den Romanen zurück. Denn Nievo ist ein durchaus geistreicher Autor, aber hier schreibt er recht plakativ. Einzig die Figur des Erzählers überzeugt. Und eine Komponente, die sich auch in den Romanen findet: Wichtiger als biologische Familienbindung ist soziale. Als Ergänzung taugen diese Dorfgeschichten also durchaus, als Einstieg nur bedingt.
pöhl.
Ippolito Nievo: "Am Ufer des Varmo". Dorfgeschichten. Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Folio Verlag, Wien/Bozen 2015. 198 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main