Es gibt viele Versuche, Amerika zu erzählen, die hier versammelten stammen aus der Zeit um 1945. In diesem Jahr kam Jean-Paul Sartre, der mit seinem Existentialismus in Paris Furore machte, zum ersten Mal nach Amerika, ein Jahr danach ging Albert Camus auf die Reise und 1947 brach Simone de Beauvoir zu ihrer Vortragsreise auf. Amerika war ein Faszinosum, das Land der Zukunft. Wie man zu Amerika, zur Demokratie stand, wurde gleich nach dem Zweiten Weltkrieg zum heiß umstrittenen Thema. Die deutschen Intellektuellen gingen mehrheitlich auf Distanz. Margret Boveri veröffentlichte 1946 ihre "Amerikafibel für erwachsene Deutsche". Es waren vor allem die französischen Intellektuellen, die einen Blickwechsel herbeiführten. Nicht mehr der Dualismus von Kultur und Zivilisation stand im Vordergrund, sondern der Rassismus. Hier zeige sich, so Beauvoir, "die Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit" der amerikanischen Demokratie. An dieser Kluft hat sich auch in Zeiten von Black Lives Matter nichts geändert – im Gegenteil.
"Wir alle blicken in diesem amerikanischen Herbst auf die USA, einst das Vorzeigeland der Demokratie. Wolfgang Martynkewicz hat einen Essay geschrieben über die Zeit, in der viele europäischen Intellektuelle in die USA gereist sind ..."Nora Karches, Deutschlandfunk, Büchermarkt, 4.12.2024"... zurück in die Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Welt zwischen Ost und West, zwischen diesseits und jenseits des Atlantiks noch eine retrospektiv betrachtet verlässliche Ordnung hatte, als die USA mit ihrer geschickten Kulturpolitik, dem Traum von Freiheit und Entgrenzung, von Wohlstand und Aufbruch, zu locken verstand: so lässig - fast schwerlos - und erfrischend extrovertiert. Über den Blick europäischer Intellektueller der Nachkriegszeit auf die USA hat der deutsche Literaturwissenschaftler Wolfgang Martynkewicz ein Buch verfasst."Nicole Dietrich, ORF, Ex libris, 17.11.2024