Essay aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Anglistik - Kultur und Landeskunde, Note: 1,5, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Veranstaltung: John Stuart Mill: On Liberty und andere Essays, Sprache: Deutsch, Abstract: John Stuart Mill plädiert in seinem Essay On Liberty (1859) für die größtmögliche Emanzipation von den Einschränkungen im Umgang von zivilisierten Menschen miteinander (vgl. HEL 541). Nachdem er in der Einleitung auf die "Gefährdung der Freiheit in modernen, der Demokratie sich annähernden politischen Verhältnissen" (Keller 2) durch die Tyrannei der Masse aufmerksam macht und im zweiten Kapitel Meinungs-, Diskussions- und Pressefreiheit fordert, überschreibt er den dritten Abschnitt mit 'Über Individualität als eines der Elemente des Wohlergehens'. In den ersten vier Absätzen legt Mill hier, indem er aufzeigt, wie wichtig und utilitaristisch-nützlich Individualität für die Gesellschaft ist, den Grundstein für seine Forderung nach freistmöglicher Entfaltung und Handlungsweise. Die Menschen sollen jedoch nicht einfach von allen Einschränkungen entledigt und allein gelassen werden - er sieht sehr wohl, dass das nicht funktionieren würde -, sondern sollen so konditioniert und gelenkt werden, dass sie zu selbstständigen, aber sozialen Individuen heranwachsen. Auf der Möglichkeit einer solchen gesunden Entwicklung baut seine dann folgende Kritik der Gesellschaft auf, in der starke Charaktere unterdrückt werden, die menschlichen Fähigkeiten, von denen er ausgeht, verkümmern und ein weiterer Fortschritt der Menschheit verhindert wird. Im ersten Absatz stellt er sich zunächst die Aufgabe zu untersuchen, inwiefern seine Begründungen für die Forderung nach der weitestgehenden Meinungsfreiheit auch auf die Handlungsfreiheit des Einzelnen anzuwenden sind. Letztendlich verweist er an diesem Punkt jedoch nur noch einmal auf die im vorangehenden Kapitel ausgearbeiteten Argumente ohne erneut zu hinterfragen, ob sie auch auf diesem Gebiet zu gebrauchen sind: die Fehlbarkeit des Menschen, die oft vorherrschenden Halbwahrheiten und die Notwendigkeit von ausführlichen Diskussionen. So hält er auch die verschiedensten Formen der Lebensführung, die den unterschiedlichen Charakteren entsprechen sollen, für ebenso gut und wünschenswert wie eine Vielfalt von Ansichten. Solange die Menschheit noch nicht perfekt ist, soll so viel wie möglich experimentiert werden um alle Seiten der Wahrheit zu erkennen. Die Existenz einer solchen allumfassenden, alle Menschen einigenden Wahrheit, an die er offensichtlich glaubt, ist jedoch fraglich, vielmehr scheint mir der Weg, also das Zweifeln an den Gegebenheiten und die Suche nach einer unerreichbaren Wahrheit, das Ziel zu sein.