Der große Historiker Raul Hilberg hat mit seinem Werk >Die Vernichtung der europäischen Juden< die Erforschung des Holocaust maßgeblich geprägt. Auch sein Buch >Täter, Opfer, Zuschauer< ist in der Debatte um die Geschichte des Nationalsozialismus bis heute zentral. Der 2007 verstorbene Doyen der Holocaust-Forschung hat einen reichhaltigen Fundus an wichtigen Texten hinterlassen, die bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Im Band >Anatomie des Holocaust< liegt nun erstmals eine Auswahl dieser Texte auf Deutsch vor. Es geht darin um bis heute kontroverse Fragen zur Geschichte des Holocaust, etwa die Rolle der Judenräte, die Motive der Deutschen für die Verfolgung und Ermordung der Juden und die Frage der moralischen Verantwortung. Zugleich runden sehr persönliche Texte das Bild ab: So beschreibt Raul Hilberg seine bewegende Reise nach Auschwitz als Mitglied der Holocaust-Kommission 1979 und erzählt, wie er seine Arbeit als Holocaust-Forscher empfunden hat. Ein Band, der uns den Menschen und Historiker Raul Hilberg neu entdecken lässt.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Matthias Arning liest Sätze wie Seziermesser in Raul Hilbergs bisher unveröffentlichten Essays und Erinnerungen. Dass der Historiker ein Pionier der Täterforschung war, steht für den Rezensenten nicht erst seit der Lektüre dieser Aufsätze aus den Jahren 1965 bis 2004 fest. Die Texte zur Reichsbahn, zur Ordnungspolizei oder zur Rolle der Judenräte scheinen Arning Teil einer großangelegten Strukturgeschichte zu sein, in der der Autor unter anderem Ansätze zu Klärung der Frage nach den Gründen für den Holocaust durchspielt. Dass er dabei nichts Banales im Bösen entdecken kann, setzt ihm der Autor in knapper, nüchterner und klarer Sprache auseinander.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein Band großer Humanität Jan Feddersen taz 20160827