„Eine Geschichte von Alltag und Aktivismus, von Verfolgung und Strafe, von Befreiung, Freundschaft und Liebe, eine Geschichte gelebten, queeren Lebens, über die sich ein Schleier des Vergessens zu legen droht. Man muss dieses Buch lesen!“ Daniel Schreiber
Von heimlichen Begegnungen bis zum Christopher Street Day, vom §175 bis zur Ehe für alle – die Wege schwulen und lesbischen Lebens in Deutschland waren steinig, und sie sind bis heute weniger geradlinig, als unsere Vorstellung von Liberalisierung vermuten lässt. Benno Gammerl legt die erste umfassende Geschichte der Homosexualität in der Bundesrepublik vor. Eindringlich beschreibt er die Lebens- und Gefühlswelten von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen seit den 1950er Jahren und lässt Männer und Frauen verschiedener Generationen zu Wort kommen. Ein lebensnaher und einsichtsreicher Blick auf eine spannende Geschichte, der Historikerinnen und Historiker bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben.
Von heimlichen Begegnungen bis zum Christopher Street Day, vom §175 bis zur Ehe für alle – die Wege schwulen und lesbischen Lebens in Deutschland waren steinig, und sie sind bis heute weniger geradlinig, als unsere Vorstellung von Liberalisierung vermuten lässt. Benno Gammerl legt die erste umfassende Geschichte der Homosexualität in der Bundesrepublik vor. Eindringlich beschreibt er die Lebens- und Gefühlswelten von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen seit den 1950er Jahren und lässt Männer und Frauen verschiedener Generationen zu Wort kommen. Ein lebensnaher und einsichtsreicher Blick auf eine spannende Geschichte, der Historikerinnen und Historiker bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2021Ins
Offene
kommen
Wie lebten und fühlten Lesben
und Schwule in der alten BRD?
Benno Gammerl hat
emotionsgeschichtliche
Pionierarbeit geleistet
VON GUSTAV SEIBT
Identitätspolitik, der große Streitpunkt dieses Moments, ist vor allem Politik mit Gefühlen. Es geht um Empfindlichkeiten, eine „Empfindsamkeit“ fast wie die, mit der das Bürgertum einst den absolutistischen Staat unterminierte. Das Gefühl, politisch zu sein, gehörte zum Basiswissen der Studentenbewegungen um 1970, die Authentizität und „Betroffenheit“ zum wichtigen Kriterium machten. Gefühlspolitische Wellen begleiteten die neuere Geschichte seit Jean Jacques Rousseau, sie kommen und gehen zyklisch.
Darauf reagiert inzwischen die Geschichtswissenschaft, die Gefühle historisch erforscht. Im vergangenen Jahr legte Ute Frevert eine „Deutsche Geschichte seit 1900“ unter dem Titel „Mächtige Gefühle“ vor, die von „Angst“ bis „Zuneigung“ reichten, einschließlich der im Moment so beliebten „Wut“. Aus dem Umkreis von Frevert kommt nun die Pionierarbeit Benno Gammerls zur Geschichte männlicher und weiblicher Homosexualität in der Bundesrepublik vor 1989, dem alten Westdeutschland also, die ausdrücklich als „Emotionsgeschichte“ angelegt ist. Sie lässt sich neben die „Republik der Angst“ legen, in der Frank Biess 2019 die Geschichte der Bundesrepublik als Geschichte ihrer Ängste beschrieb.
Gammerls Buch ist ein bedeutender historiographischer Wurf, der unbedingt auch außerhalb des Kreises der Betroffenen wahrgenommen werden sollte – es wäre schade, wenn der auch methodisch reiche Ertrag dieses Buchs in einem identitätspolitischen Ghetto hängen bliebe.
Wie erforscht man Gefühle? Gammerl befragte als Zeithistoriker die Fühlenden selbst. Er interviewte 32 Schwule und Lesben der Geburtsjahrgänge von 1943 bis 1970. Daneben durchforstete er acht Zeitschriften der Szene (alle existieren nicht mehr), vom „Weg zu Freundschaft und Toleranz“ bis zum „Lesbenstich“, vom „Rosa Flieder“ bis zum „Du & Ich“. Sie alle behandelten Lebensfragen in unterschiedlichem Politisierungsgrad, sie boten Selbstverständigung und Rat an, oft kontrovers. Gammerls Quellenmix besteht also aus rückschauender mündlicher Geschichte (das ausgefeilte Instrumentarium der „Oral History“ beherrscht er virtuos) und aus zeitgenössischer, dem Augenblick verhafteter Textüberlieferung.
Die politische, rechtliche und medizinische Geschichte der Homosexualität in Deutschland liefert die Epocheneinteilung. Die erste Phase reicht bis 1969, als Homosexualität endlich weitgehend entkriminalisiert wurde, die dritte beginnt mit dem Aufkommen von Aids um 1982. Dass diese Zäsuren vor allem die männliche Homosexualität betreffen, bleibt Gammerl bewusst. Innerhalb dieser Epochenräume ordnet er sein Material noch mal unter drei wiederkehrende Gesichtspunkte: erstens politisch-soziale Situation, zweitens „Räume“ (also Geselligkeit, Selbstorganisation, Kontaktmöglichkeiten, oft auch soziale Lage, Stadt und Land), um im dritten Schritt auf die Gefühle selbst zu kommen, ihre Modellierung und ihre Wechselwirkung mit der Gesellschaft.
Das Buch liest sich gut, aber es erfordert durch seine koordinatenhafte Anlage doch gespannte Aufmerksamkeit. Denn in diesem zeitlich-sachlichen Netz werden die Lebensgeschichten der befragten Zeitzeugen auseinandergenommen und thematisch sortiert. Man spürt den Zettelkasten eines äußerst fleißigen Forschers. Es wäre nur mit dem Register möglich, die Biographien von „Frau Gruberova“ oder „Herrn Uhl“ (allein mit solchen etwas unpersönlichen bürgerlichen Anreden erscheinen die Interviewten) wieder zusammenzusetzen.
Diese komplexe Anlage ist der Preis, den das Buch für seinen Materialreichtum und seine Differenziertheit entrichtet. Das bewegende und bewegte Leben der Protagonisten (generisches Maskulinum, das Buch arbeitet mit dem Genderstern), ihre reichen Gefühle von Liebe und Angst, von Verzweiflung und Hoffnung, von Resignation und Zufriedenheit werden fast katalogartig gebändigt und präpariert.
Die Alternative wären vermutlich ausgewählte Biographien, je drei Lesben und Schwule in drei Generationen, gewesen. Empathiegewinn beträchtlich, Verlust an Repräsentativität aber auch. Immerhin stellt Gammerl an den Beginn seiner drei Epochenräume je zwei längere O-Töne von „Herrn Meyer“ (geboren 1944) und „Frau Schmidt“ (1943), sodass zwei umrisshafte Biographien durchlaufen. Am Ende bringt Gammerl sich kurz selbst ins Bild und reflektiert über seine Rolle als Interviewer.
Wie erging es seinen Menschen bis 1969, als sie unter der dauernden Bedrohung bürgerlicher Existenzvernichtung durch Strafprozesse leben und lieben mussten? Was geschah mit den Gefühlen in der folgenden Phase expressiver Politisierung, samt Bekenntniswut und Provokation? Und wie wirkte sich der doppelseitige Prozess allmählicher Verbürgerlichung und neuer Stigmatisierung durch Aids in den Jahren vor 1989 aus?
Gammerl kann zeigen, dass eine simple Befreiungsgeschichte die Wirklichkeit nicht trifft. Die Repression beförderte sowohl unwillkürliche Anpassung wie eine Gefühlskultur der Innerlichkeit, die auf „Freundschaft“ und „Kameradschaft“ setzte und geschützte Räume in verplüschten Lokalen mit Klingeln, aber auch in der freien Natur aufsuchte. Männlicher Sex im Gebüsch und in öffentlichen Räumen bleibt ein Leitmotiv quer durch die Epochen. Die „wahren Gefühle“ der kämpferischen Siebziger zeigten sich in Lokalen mit vorhanglosen Fenstern und auf Demonstrationen, Gelegenheiten für befreiende Gruppenerlebnisse: So viele Schwule und Lesben auf einem Haufen!
Aids beförderte paradoxerweise die Integration der Außenseiter. Leiden und Prävention, der Zwang, Gesundheit auch politisch und für alle zu verhandeln, förderten eine neue Thematisierung. Die Gesellschaft insgesamt hatte ein Interesse an Selbstorganisation von Homosexuellen, nachdem erste brutale Anläufe zur seuchenpolitischen Ghettoisierung sich schon im Ansatz als aussichtslos erwiesen. Etliche von Gammerls Gesprächspartnern leben seit Jahrzehnten mit HIV.
Die Fülle der Lebensentwürfe, die hier zur Sprache kommen, ist atemberaubend und kaum resümierbar. Man kann das Buch überall aufschlagen und eintauchen. Lesbische Mütter und schwule Väter gab es längst vor den neuen Patchworkfamilien, lebenslange Partnerschaften selbstverständlich vor der Einführung der „Ehe für alle“. Daneben behauptet sich bis heute eine lustvolle Promiskuität.
Die Befreiung, das immer prekäre Ankommen in der Mehrheitsgesellschaft, befreit auch von ständigem Bekenntniszwang. Wann und bei wem und ob man sich outet, ist eine individuelle Frage, denn nun gibt es auch die Freiheit lesbisch und schwul nur unter anderem zu sein – was die Frage aufwirft, wie zwingend das Gendern von Sprache im Dienst der „Sichtbarkeit“ ist. Vielleicht möchte manche, wie Nele Pollatschek neulich im Feuilleton der SZ, gar nicht unentwegt als Geschlechtswesen angesprochen werden.
Auch war das Coming-out für viele mehr ein Tun als ein Sagen. Gammerl spricht von „vielschichtigen und nuancierten Coming-out-Praktiken“, die in der Phase des Aufbruchs neben den in Ratgebern und Zeitschriften verkündeten Offenheitspostulaten vorherrschten. Frauen entschieden sich gegen die Rollen als Gattin, Hausfrau und Mutter und engagierten sich in der Frauenbewegung. „Das Frauenbegehren musste dann gar nicht mehr eigens thematisiert werden, war gleichsam im Auftreten als Feministin inbegriffen.“
Natürlich partizipierten die gleichgeschlechtlich Liebenden seit den Siebzigern am Trend zur persönlichen Betroffenheit als politischer Beglaubigung. Aber ebenso hatten sie Teil am Widerstand gegen den Druck zum Selbstbekenntnis. Die Diskussionen über Diskurs und Identität sind um 1980 unter Schwulen und Lesben alle schon geführt worden, meist mit offenem Visier und ohne Moralismus.
Am Ende zeigt Gammerl allerdings auch den psychischen Preis der Freiheit, der im Stress des Gelingens besteht, wenn es nicht mehr nur äußere Umstände sind, denen man das Scheitern von Lebensglück zuschreiben kann. Das ist die Anstrengung, die alle in einer freien Gesellschaft haben. Gammerls Buch ist von einer großen Menschlichkeit durchströmt, von der Wärme des gelebten Lebens. Das geht alle Schmidts und Meyers an, auch die heterosexuellen, es verweist auf den gemeinsamen Boden, den man nicht identitätspolitisch parzellieren sollte.
Lieben und leben unter
dauernder Bedrohung
von Existenzvernichtung
Eine simple
Befreiungsgeschichte ginge
an der Wirklichkeit vorbei
Benno Gammerl:
Anders fühlen.
Schwules und lesbisches Leben in der
Bundesrepublik.
Carl Hanser Verlag,
München 2021.
415 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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kommen
Wie lebten und fühlten Lesben
und Schwule in der alten BRD?
Benno Gammerl hat
emotionsgeschichtliche
Pionierarbeit geleistet
VON GUSTAV SEIBT
Identitätspolitik, der große Streitpunkt dieses Moments, ist vor allem Politik mit Gefühlen. Es geht um Empfindlichkeiten, eine „Empfindsamkeit“ fast wie die, mit der das Bürgertum einst den absolutistischen Staat unterminierte. Das Gefühl, politisch zu sein, gehörte zum Basiswissen der Studentenbewegungen um 1970, die Authentizität und „Betroffenheit“ zum wichtigen Kriterium machten. Gefühlspolitische Wellen begleiteten die neuere Geschichte seit Jean Jacques Rousseau, sie kommen und gehen zyklisch.
Darauf reagiert inzwischen die Geschichtswissenschaft, die Gefühle historisch erforscht. Im vergangenen Jahr legte Ute Frevert eine „Deutsche Geschichte seit 1900“ unter dem Titel „Mächtige Gefühle“ vor, die von „Angst“ bis „Zuneigung“ reichten, einschließlich der im Moment so beliebten „Wut“. Aus dem Umkreis von Frevert kommt nun die Pionierarbeit Benno Gammerls zur Geschichte männlicher und weiblicher Homosexualität in der Bundesrepublik vor 1989, dem alten Westdeutschland also, die ausdrücklich als „Emotionsgeschichte“ angelegt ist. Sie lässt sich neben die „Republik der Angst“ legen, in der Frank Biess 2019 die Geschichte der Bundesrepublik als Geschichte ihrer Ängste beschrieb.
Gammerls Buch ist ein bedeutender historiographischer Wurf, der unbedingt auch außerhalb des Kreises der Betroffenen wahrgenommen werden sollte – es wäre schade, wenn der auch methodisch reiche Ertrag dieses Buchs in einem identitätspolitischen Ghetto hängen bliebe.
Wie erforscht man Gefühle? Gammerl befragte als Zeithistoriker die Fühlenden selbst. Er interviewte 32 Schwule und Lesben der Geburtsjahrgänge von 1943 bis 1970. Daneben durchforstete er acht Zeitschriften der Szene (alle existieren nicht mehr), vom „Weg zu Freundschaft und Toleranz“ bis zum „Lesbenstich“, vom „Rosa Flieder“ bis zum „Du & Ich“. Sie alle behandelten Lebensfragen in unterschiedlichem Politisierungsgrad, sie boten Selbstverständigung und Rat an, oft kontrovers. Gammerls Quellenmix besteht also aus rückschauender mündlicher Geschichte (das ausgefeilte Instrumentarium der „Oral History“ beherrscht er virtuos) und aus zeitgenössischer, dem Augenblick verhafteter Textüberlieferung.
Die politische, rechtliche und medizinische Geschichte der Homosexualität in Deutschland liefert die Epocheneinteilung. Die erste Phase reicht bis 1969, als Homosexualität endlich weitgehend entkriminalisiert wurde, die dritte beginnt mit dem Aufkommen von Aids um 1982. Dass diese Zäsuren vor allem die männliche Homosexualität betreffen, bleibt Gammerl bewusst. Innerhalb dieser Epochenräume ordnet er sein Material noch mal unter drei wiederkehrende Gesichtspunkte: erstens politisch-soziale Situation, zweitens „Räume“ (also Geselligkeit, Selbstorganisation, Kontaktmöglichkeiten, oft auch soziale Lage, Stadt und Land), um im dritten Schritt auf die Gefühle selbst zu kommen, ihre Modellierung und ihre Wechselwirkung mit der Gesellschaft.
Das Buch liest sich gut, aber es erfordert durch seine koordinatenhafte Anlage doch gespannte Aufmerksamkeit. Denn in diesem zeitlich-sachlichen Netz werden die Lebensgeschichten der befragten Zeitzeugen auseinandergenommen und thematisch sortiert. Man spürt den Zettelkasten eines äußerst fleißigen Forschers. Es wäre nur mit dem Register möglich, die Biographien von „Frau Gruberova“ oder „Herrn Uhl“ (allein mit solchen etwas unpersönlichen bürgerlichen Anreden erscheinen die Interviewten) wieder zusammenzusetzen.
Diese komplexe Anlage ist der Preis, den das Buch für seinen Materialreichtum und seine Differenziertheit entrichtet. Das bewegende und bewegte Leben der Protagonisten (generisches Maskulinum, das Buch arbeitet mit dem Genderstern), ihre reichen Gefühle von Liebe und Angst, von Verzweiflung und Hoffnung, von Resignation und Zufriedenheit werden fast katalogartig gebändigt und präpariert.
Die Alternative wären vermutlich ausgewählte Biographien, je drei Lesben und Schwule in drei Generationen, gewesen. Empathiegewinn beträchtlich, Verlust an Repräsentativität aber auch. Immerhin stellt Gammerl an den Beginn seiner drei Epochenräume je zwei längere O-Töne von „Herrn Meyer“ (geboren 1944) und „Frau Schmidt“ (1943), sodass zwei umrisshafte Biographien durchlaufen. Am Ende bringt Gammerl sich kurz selbst ins Bild und reflektiert über seine Rolle als Interviewer.
Wie erging es seinen Menschen bis 1969, als sie unter der dauernden Bedrohung bürgerlicher Existenzvernichtung durch Strafprozesse leben und lieben mussten? Was geschah mit den Gefühlen in der folgenden Phase expressiver Politisierung, samt Bekenntniswut und Provokation? Und wie wirkte sich der doppelseitige Prozess allmählicher Verbürgerlichung und neuer Stigmatisierung durch Aids in den Jahren vor 1989 aus?
Gammerl kann zeigen, dass eine simple Befreiungsgeschichte die Wirklichkeit nicht trifft. Die Repression beförderte sowohl unwillkürliche Anpassung wie eine Gefühlskultur der Innerlichkeit, die auf „Freundschaft“ und „Kameradschaft“ setzte und geschützte Räume in verplüschten Lokalen mit Klingeln, aber auch in der freien Natur aufsuchte. Männlicher Sex im Gebüsch und in öffentlichen Räumen bleibt ein Leitmotiv quer durch die Epochen. Die „wahren Gefühle“ der kämpferischen Siebziger zeigten sich in Lokalen mit vorhanglosen Fenstern und auf Demonstrationen, Gelegenheiten für befreiende Gruppenerlebnisse: So viele Schwule und Lesben auf einem Haufen!
Aids beförderte paradoxerweise die Integration der Außenseiter. Leiden und Prävention, der Zwang, Gesundheit auch politisch und für alle zu verhandeln, förderten eine neue Thematisierung. Die Gesellschaft insgesamt hatte ein Interesse an Selbstorganisation von Homosexuellen, nachdem erste brutale Anläufe zur seuchenpolitischen Ghettoisierung sich schon im Ansatz als aussichtslos erwiesen. Etliche von Gammerls Gesprächspartnern leben seit Jahrzehnten mit HIV.
Die Fülle der Lebensentwürfe, die hier zur Sprache kommen, ist atemberaubend und kaum resümierbar. Man kann das Buch überall aufschlagen und eintauchen. Lesbische Mütter und schwule Väter gab es längst vor den neuen Patchworkfamilien, lebenslange Partnerschaften selbstverständlich vor der Einführung der „Ehe für alle“. Daneben behauptet sich bis heute eine lustvolle Promiskuität.
Die Befreiung, das immer prekäre Ankommen in der Mehrheitsgesellschaft, befreit auch von ständigem Bekenntniszwang. Wann und bei wem und ob man sich outet, ist eine individuelle Frage, denn nun gibt es auch die Freiheit lesbisch und schwul nur unter anderem zu sein – was die Frage aufwirft, wie zwingend das Gendern von Sprache im Dienst der „Sichtbarkeit“ ist. Vielleicht möchte manche, wie Nele Pollatschek neulich im Feuilleton der SZ, gar nicht unentwegt als Geschlechtswesen angesprochen werden.
Auch war das Coming-out für viele mehr ein Tun als ein Sagen. Gammerl spricht von „vielschichtigen und nuancierten Coming-out-Praktiken“, die in der Phase des Aufbruchs neben den in Ratgebern und Zeitschriften verkündeten Offenheitspostulaten vorherrschten. Frauen entschieden sich gegen die Rollen als Gattin, Hausfrau und Mutter und engagierten sich in der Frauenbewegung. „Das Frauenbegehren musste dann gar nicht mehr eigens thematisiert werden, war gleichsam im Auftreten als Feministin inbegriffen.“
Natürlich partizipierten die gleichgeschlechtlich Liebenden seit den Siebzigern am Trend zur persönlichen Betroffenheit als politischer Beglaubigung. Aber ebenso hatten sie Teil am Widerstand gegen den Druck zum Selbstbekenntnis. Die Diskussionen über Diskurs und Identität sind um 1980 unter Schwulen und Lesben alle schon geführt worden, meist mit offenem Visier und ohne Moralismus.
Am Ende zeigt Gammerl allerdings auch den psychischen Preis der Freiheit, der im Stress des Gelingens besteht, wenn es nicht mehr nur äußere Umstände sind, denen man das Scheitern von Lebensglück zuschreiben kann. Das ist die Anstrengung, die alle in einer freien Gesellschaft haben. Gammerls Buch ist von einer großen Menschlichkeit durchströmt, von der Wärme des gelebten Lebens. Das geht alle Schmidts und Meyers an, auch die heterosexuellen, es verweist auf den gemeinsamen Boden, den man nicht identitätspolitisch parzellieren sollte.
Lieben und leben unter
dauernder Bedrohung
von Existenzvernichtung
Eine simple
Befreiungsgeschichte ginge
an der Wirklichkeit vorbei
Benno Gammerl:
Anders fühlen.
Schwules und lesbisches Leben in der
Bundesrepublik.
Carl Hanser Verlag,
München 2021.
415 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Martin Reichert findet Benno Gammerls Neuerscheinung "Anders fühlen. Schwules und lesbisches Leben in der Bundesrepublik" beeindruckend. Der Autor, Professor für Gender- und Sexualitätengeschichte in Florenz, hat für sein Buch 32 homosexuelle, aus verschiedenen sozialen Schichten, Religionen und Generationen stammende Menschen interviewt, lässt uns Reichert wissen. Dass die Thematik dabei nicht in Eigengeschichtsschreibungen ausufert, sondern sowohl gefühlvoll als auch objektiv behandelt werde, erkennt der Rezensent zufrieden an. Und auch, dass die Gefühlsgeschichte Fragestellungen des Zeitgeistes aufwirft, empfindet Reichert als "besonderes Verdienst". Er würde sich dem Plädoyer des Autors für eine "unaufgeregte Aufmerksamkeit für das Differente" im Hinblick auf aktuelle Identitätspolitik-Debatten jedenfalls anschließen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.04.2021Auch der Stammtisch formt das Selbstbild
Wege aus der Stigmatisierung: Benno Gammerl legt eine Geschichte der Homosexualität in der Bundesrepublik vor
Bis Frau Schmidt ihre Liebe leben konnte, vergingen Jahrzehnte. Sie heiratete früh, schwärmte für Arbeitskolleginnen und Freundinnen, wurde geschlagen, überredete ihren zweiten Mann, aus den erdrückenden Zwängen eines Dorflebens in die Stadt zu ziehen, bekam zwei Kinder, fand es merkwürdig, wenn sich vor ihren Augen zwei Frauen küssten, protestierte gegen das entmündigende Taschengeld, das sie von ihrem Mann bekam, holte ihren Abschluss nach, trat einer Frauengruppe bei. Von ihren Empfindungen erzählte sie niemandem. Erst Jahre später tat sie, wonach sie sich fühlte: Sie trennte sich von ihrem Mann, zog aus und begann, ihrer Neigung zu folgen.
Frau Schmidt gehört zu den zweiunddreißig Menschen, die zwischen 1935 und 1970 in unterschiedliche Milieus und Regionen geboren wurden, die entweder schwul oder lesbisch sind - und mit denen der Historiker Benno Gammerl lange Gespräche geführt hat. Ihre Erfahrungen in der Bundesrepublik markieren den zeitgeschichtlichen Kontext, den Gammerl, der am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz Gender- und Sexualitätengeschichte lehrt, in seinem Buch "Anders fühlen" interpretiert.
Das Verfahren orientiert sich am Gegenstand: Wie will man menschliches Fühlen historisch erforschen, ohne es in Gesprächen individuell erschließbar zu machen? Wie die komplexe Geschichte queeren Lebens in Deutschland nachzeichnen, die wenig mit den gängigen Emanzipationserzählungen von der Scham, die sich in Selbstbefreiung verwandelte, zu tun hat? Die Interviews verbinden sich hier mit einer akribischen Quellensammlung aus Zeitdokumenten.
An viele Erschütterungen lohnt es zu erinnern: an die Nachkriegsjahre, in denen alle Bemühungen, die von den Nazis verfolgten Homosexuellen als Opfer anzuerkennen, scheiterten. An Paragraph 175 des Strafgesetzbuchs, der, von den Nationalsozialisten verschärft, noch Jahre später zur Kriminalisierung Schwuler beitrug und die Grundlage für ihre Verfolgung schuf. Zwischen 1950 und 1965 wurden ungefähr 45 000 männerliebende Männer verurteilt. Gewalt gegen Schwule wiederum rechtfertigten deutsche Gerichte mit dem sogenannten affektiven Schockmoment heterosexueller Beobachter - und verhängten milde Strafen.
Gammerl gliedert seine Analyse in drei Phasen: die Nachkriegsjahrzehnte der heimlichen Begegnungen und unterdrückten Neigungen; die Aufbruchsstimmung der siebziger Jahre, in denen die ersten Reformen des Sexualstrafrechts ihre Wirkung taten und man für gleichgeschlechtlichen Sex nicht mehr ins Gefängnis kam; die neue Normalität der achtziger Jahre, die andere Probleme mit sich brachte, etwa Konflikte innerhalb der Gemeinschaft, Aids, die Debatte über die Homo-Ehe.
Zu Wort kommen Betroffene, die sich selbst versicherten, bloße Körperlichkeit ohne Küssen mache noch keine Homosexuellen aus ihnen, und solche, die von tröstlichen Selbstmordgedanken berichten. Ihre Emotionen waren und sind noch von den sozialen und kulturellen Umständen geprägt. Zugleich offenbaren die Berichte Wege aus der Stigmatisierung, offenen Protest gegen Homophobie und ein großes Selbstbewusstsein in der Überzeugung, für ein von den Zwängen der Konvention befreites Leben einzutreten.
Die Tiefe, in der Gammerl Motive, Entscheidungen, geistige Fluchten, Ausweichmanöver, Erweckungsmomente, die Rolle homophiler und der Massenmedien sowie den Widersinn der Konflikte zwischen Befreiungsdrang und der Sehnsucht nach Konvention analysiert, ist immer wieder überraschend, der Anspruch dahinter auch ein soziologischer: So etwa die Erkenntnis, dass selbst die stereotypen Sprüche über gleichgeschlechtlich Liebende, die sich Homosexuelle am Stammtisch oder am Gartenzaun anhören mussten, dazu beitrugen, ein eigenes Selbstbild zu entfalten und Begehren für sich zu artikulieren.
In einer Zeit der unbeirrbaren Überzeugungen ist die Lektüre von "Anders fühlen" wohltuend differenziert. Beinahe macht sie Hoffnung auf eine neue Generation von Schreibenden, deren Thesen sich nicht in ihren Buchtiteln erschöpfen. Oder jedenfalls auf die fachkundige Beschäftigung mit einem Sachverhalt, die dem Zweifel Raum lässt. Und sie macht denen Mut, die in Erinnerung an die Emanzipationsbewegungen der siebziger Jahre an Politik mit emotionalen Mitteln glauben, die jenseits identitärer Gefechte gelingt.
Einen seiner Gesprächspartner, Herrn Schumann, beschreibt der Autor als wahren Antagonisten. Selbstbewusst vertritt der alte Mann die Ansicht, seine Gefühle seien unbeeindruckt von der Welt um ihn herum gewachsen, vehement stellt er Gammerls Standpunkt in Frage. Schließlich stellt der Autor fest, dass bei den Treffen mit Herrn Schumann unterschiedliche Emotionstheorien aufeinanderprallen. Gammerl, Jahrgang 1976, hat verinnerlicht, dass äußere Umstände emotionale Probleme verursachen, die sich mit Pragmatismus lösen lassen. Der 1935 geborene Herr Schumann näherte sich seiner Homosexualität in einer Zeit der Gefühlsemphase und Innerlichkeit. Beide Männer reiben sich aneinander als Vertreter ihrer jeweiligen Generationen. Eine Erkenntnis, die nicht nur ihn und Herrn Schumann zum Nachdenken bringen dürfte. Man liest selten so viel Erhellendes über Gefühle.
ELENA WITZECK
Benno Gammerl:
"Anders fühlen". Schwules und lesbisches Leben in der Bundesrepublik.
Eine Emotionsgeschichte.
Hanser Verlag, München 2021. 416 S., geb., 25,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wege aus der Stigmatisierung: Benno Gammerl legt eine Geschichte der Homosexualität in der Bundesrepublik vor
Bis Frau Schmidt ihre Liebe leben konnte, vergingen Jahrzehnte. Sie heiratete früh, schwärmte für Arbeitskolleginnen und Freundinnen, wurde geschlagen, überredete ihren zweiten Mann, aus den erdrückenden Zwängen eines Dorflebens in die Stadt zu ziehen, bekam zwei Kinder, fand es merkwürdig, wenn sich vor ihren Augen zwei Frauen küssten, protestierte gegen das entmündigende Taschengeld, das sie von ihrem Mann bekam, holte ihren Abschluss nach, trat einer Frauengruppe bei. Von ihren Empfindungen erzählte sie niemandem. Erst Jahre später tat sie, wonach sie sich fühlte: Sie trennte sich von ihrem Mann, zog aus und begann, ihrer Neigung zu folgen.
Frau Schmidt gehört zu den zweiunddreißig Menschen, die zwischen 1935 und 1970 in unterschiedliche Milieus und Regionen geboren wurden, die entweder schwul oder lesbisch sind - und mit denen der Historiker Benno Gammerl lange Gespräche geführt hat. Ihre Erfahrungen in der Bundesrepublik markieren den zeitgeschichtlichen Kontext, den Gammerl, der am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz Gender- und Sexualitätengeschichte lehrt, in seinem Buch "Anders fühlen" interpretiert.
Das Verfahren orientiert sich am Gegenstand: Wie will man menschliches Fühlen historisch erforschen, ohne es in Gesprächen individuell erschließbar zu machen? Wie die komplexe Geschichte queeren Lebens in Deutschland nachzeichnen, die wenig mit den gängigen Emanzipationserzählungen von der Scham, die sich in Selbstbefreiung verwandelte, zu tun hat? Die Interviews verbinden sich hier mit einer akribischen Quellensammlung aus Zeitdokumenten.
An viele Erschütterungen lohnt es zu erinnern: an die Nachkriegsjahre, in denen alle Bemühungen, die von den Nazis verfolgten Homosexuellen als Opfer anzuerkennen, scheiterten. An Paragraph 175 des Strafgesetzbuchs, der, von den Nationalsozialisten verschärft, noch Jahre später zur Kriminalisierung Schwuler beitrug und die Grundlage für ihre Verfolgung schuf. Zwischen 1950 und 1965 wurden ungefähr 45 000 männerliebende Männer verurteilt. Gewalt gegen Schwule wiederum rechtfertigten deutsche Gerichte mit dem sogenannten affektiven Schockmoment heterosexueller Beobachter - und verhängten milde Strafen.
Gammerl gliedert seine Analyse in drei Phasen: die Nachkriegsjahrzehnte der heimlichen Begegnungen und unterdrückten Neigungen; die Aufbruchsstimmung der siebziger Jahre, in denen die ersten Reformen des Sexualstrafrechts ihre Wirkung taten und man für gleichgeschlechtlichen Sex nicht mehr ins Gefängnis kam; die neue Normalität der achtziger Jahre, die andere Probleme mit sich brachte, etwa Konflikte innerhalb der Gemeinschaft, Aids, die Debatte über die Homo-Ehe.
Zu Wort kommen Betroffene, die sich selbst versicherten, bloße Körperlichkeit ohne Küssen mache noch keine Homosexuellen aus ihnen, und solche, die von tröstlichen Selbstmordgedanken berichten. Ihre Emotionen waren und sind noch von den sozialen und kulturellen Umständen geprägt. Zugleich offenbaren die Berichte Wege aus der Stigmatisierung, offenen Protest gegen Homophobie und ein großes Selbstbewusstsein in der Überzeugung, für ein von den Zwängen der Konvention befreites Leben einzutreten.
Die Tiefe, in der Gammerl Motive, Entscheidungen, geistige Fluchten, Ausweichmanöver, Erweckungsmomente, die Rolle homophiler und der Massenmedien sowie den Widersinn der Konflikte zwischen Befreiungsdrang und der Sehnsucht nach Konvention analysiert, ist immer wieder überraschend, der Anspruch dahinter auch ein soziologischer: So etwa die Erkenntnis, dass selbst die stereotypen Sprüche über gleichgeschlechtlich Liebende, die sich Homosexuelle am Stammtisch oder am Gartenzaun anhören mussten, dazu beitrugen, ein eigenes Selbstbild zu entfalten und Begehren für sich zu artikulieren.
In einer Zeit der unbeirrbaren Überzeugungen ist die Lektüre von "Anders fühlen" wohltuend differenziert. Beinahe macht sie Hoffnung auf eine neue Generation von Schreibenden, deren Thesen sich nicht in ihren Buchtiteln erschöpfen. Oder jedenfalls auf die fachkundige Beschäftigung mit einem Sachverhalt, die dem Zweifel Raum lässt. Und sie macht denen Mut, die in Erinnerung an die Emanzipationsbewegungen der siebziger Jahre an Politik mit emotionalen Mitteln glauben, die jenseits identitärer Gefechte gelingt.
Einen seiner Gesprächspartner, Herrn Schumann, beschreibt der Autor als wahren Antagonisten. Selbstbewusst vertritt der alte Mann die Ansicht, seine Gefühle seien unbeeindruckt von der Welt um ihn herum gewachsen, vehement stellt er Gammerls Standpunkt in Frage. Schließlich stellt der Autor fest, dass bei den Treffen mit Herrn Schumann unterschiedliche Emotionstheorien aufeinanderprallen. Gammerl, Jahrgang 1976, hat verinnerlicht, dass äußere Umstände emotionale Probleme verursachen, die sich mit Pragmatismus lösen lassen. Der 1935 geborene Herr Schumann näherte sich seiner Homosexualität in einer Zeit der Gefühlsemphase und Innerlichkeit. Beide Männer reiben sich aneinander als Vertreter ihrer jeweiligen Generationen. Eine Erkenntnis, die nicht nur ihn und Herrn Schumann zum Nachdenken bringen dürfte. Man liest selten so viel Erhellendes über Gefühle.
ELENA WITZECK
Benno Gammerl:
"Anders fühlen". Schwules und lesbisches Leben in der Bundesrepublik.
Eine Emotionsgeschichte.
Hanser Verlag, München 2021. 416 S., geb., 25,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine beeindruckende Emotionsgeschichte. ... Die Herausarbeitung der Gefühlsgeschichte ist ein besonderes Verdienst des Buches und wirft Fragestellungen für die Gegenwart auf. ... In Anbetracht manch exzessiver aktueller Debatten um "Identitätspolitik" kann man sich Gammerls Plädoyer für eine "unaufgeregte Aufmerksamkeit für das Differente" nur anschließen." Martin Reichert, taz, 26.05.21
"Die Tiefe, in der Gammerl Motive, Entscheidungen, geistige Fluchten, Ausweichmanöver, Erweckungsmomente, die Rolle Homophiler und der Massenmedien sowie den Widersinn der Konflikte zwischen Befreiungsdrang und der Sehnsucht nach Konvention analysiert, ist immer wieder überraschend. ... In einer Zeit der unbeirrbaren Überzeugungen ist die Lektüre von 'Anders fühlen' wohltuend differenziert. Beinahe macht sie Hoffnung auf eine neue Generation von Schreibenden, deren Thesen sich nicht in ihren Buchtiteln erschöpfen." Elena Witzeck, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.21
"Benno Gammerl hat emotionsgeschichtliche Pionierarbeit geleistet. ... Ein bedeutender historiographischer Wurf, der unbedingt auch außerhalb des Kreises der Betroffenen wahrgenommen werden sollte. ... Man kann das Buch überall aufschlagen und eintauchen ... Gammerls Buch ist von einer großen Menschlichkeit durchströmt, von der Wärme des gelebten Lebens." Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung, 16.03.21
"Ein in jeder Hinsicht beeindruckendes Sachbuch." Udo Rauchfleisch, Psychologie Heute, Juni 2021
"Die Tiefe, in der Gammerl Motive, Entscheidungen, geistige Fluchten, Ausweichmanöver, Erweckungsmomente, die Rolle Homophiler und der Massenmedien sowie den Widersinn der Konflikte zwischen Befreiungsdrang und der Sehnsucht nach Konvention analysiert, ist immer wieder überraschend. ... In einer Zeit der unbeirrbaren Überzeugungen ist die Lektüre von 'Anders fühlen' wohltuend differenziert. Beinahe macht sie Hoffnung auf eine neue Generation von Schreibenden, deren Thesen sich nicht in ihren Buchtiteln erschöpfen." Elena Witzeck, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.21
"Benno Gammerl hat emotionsgeschichtliche Pionierarbeit geleistet. ... Ein bedeutender historiographischer Wurf, der unbedingt auch außerhalb des Kreises der Betroffenen wahrgenommen werden sollte. ... Man kann das Buch überall aufschlagen und eintauchen ... Gammerls Buch ist von einer großen Menschlichkeit durchströmt, von der Wärme des gelebten Lebens." Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung, 16.03.21
"Ein in jeder Hinsicht beeindruckendes Sachbuch." Udo Rauchfleisch, Psychologie Heute, Juni 2021