In den 1920er Jahren entwickelt Andrej Platonov (1899-1951), zunächst enthusiastischer Befürworter der Revolution, zunehmend eine subversive Haltung. Die Ablehnung der sich verfestigenden sowjetischen Ideologie tritt bereits in dem utopiekritischen Roman ?evengur zutage. Nach Stalins Kritik an seiner Erzählung 'Zum Vorteil' (1931) durchlebt Platonov eine tiefe persönliche und schöpferische Krise. In dieser Situation entsteht seine Abrechnung mit der Psychopathologie des Totalitarismus: das kaum bekannte Romanfragment Der Makedonische Offizier (1932-1936). Kennzeichnend für sein dramatisches Schaffen wie für den Roman Die Baugrube (1930) ist die Zunahme von Elementen des Absurden. Platonovs Verständnis von Absurdität unterscheidet sich jedoch von dem der Ob?riuten. Sein Schreiben ist gesellschaftsbezogen und zugleich Auseinandersetzung mit den Archetypen der sowjetischen Staatsmythologie. Eigensinnige Helden, das Fehlen des obligaten Feindbildes und die Konzeption einer ambivalenten Weiblichkeit verkörpern die subversive Energie des Autors. Hans Günther, *?1941 in ?ód? (Polen), ist Prof. em. der Universität Bielefeld im Fach Slavistik. Schwerpunkt seiner Forschungen und Veröffentlichungen ist die russische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere die russische Kultur und Literatur von der Avantgarde bis zum Sozialistischen Realismus. Aus seiner langjährigen Zusammenarbeit mit der internationalen Platonov-Forschung sind zahlreiche Publikationen über Platonov in deutscher und russischer Sprache entstanden.
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