Inhaltsangabe:Einleitung: Jeder Mensch empfindet Angst, der eine mehr, der andere weniger. Für jeden Menschen ist es gesund, in bestimmten Situationen Angst zu empfinden, manchmal ist es sogar lebensnotwendig, da nur das Gefühl der Angst es uns ermöglicht, in einer gefährlichen Situation adäquat reagieren zu können. Sie dient uns als Schutzfunktion und bereitet unseren Körper auf eine Fluchtreaktion vor. Die Übergänge zwischen kleinen, alltäglichen Ängsten und echten Angsterkrankungen sind dabei fließend, was eine genaue Betrachtung unter der Fragestellung ab wann Angst (eigentlich) krankhaft wird zur Diagnosestellung voraussetzt. Während meiner Arbeit in einer sozialtherapeutischen Wohngruppe für Frauen mit Persönlichkeitsstörungen, in der vornehmlich Frauen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betreut werden, begegnen mir die Ängste der Bewohnerinnen in zahlreichen Facetten und werden zu einem relevanten Thema im Betreuungsalltag. Ich stelle fest, wie gravierend das tägliche Leben der Betroffenen, die Beziehungsgestaltung und die pädagogische Zielplanung vom Gefühl der Angst der Betreuten begleitet wird. Bronisch geht in Anlehnung an Bohus davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Angststörung bei einer Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung bei einem Prozentsatz von 24-81 Prozent liegt. In nicht wenigen Fällen kann man demnach von Komorbidität sprechen. Gleichzeitig plädieren Dulz und Schneider dafür, dass zunächst einmal alle Symptome einer einzigen Erkrankung zuzuordnen seien. Aus einzelnen Symptomen jeweils eine eigene Krankheit (morbus) machen zu wollen, ignoriert die Symptomatologie der Borderline-Störungen auf eindrucksvolle Weise. Angebracht wäre allenfalls der Begriff einer Kosymptomatik. Die Symptome seien lediglich heterogen und dementsprechend werden etwa multiple Phobien und Zwänge dem Symptomkatalog der Borderline-Persönlichkeit zugeordnet. Daneben beeinflussen aber gerade die Borderline-typischen Ängste, wie die panische Angst vor dem Verlassenwerden, dem Alleinsein oder der Veränderung den Umgang mit dieser Personengruppe. Borderline-Persönlichkeiten kennen Ängste, die mit psychotischem Erleben entstehen, einem Verfolgungswahn etwa, wobei ihnen, allein durch die Tatsache, dass sie, im Gegensatz zum Psychotiker, meist um den halluzinatorischen Hintergrund ihrer Angst wissen, diese nicht genommen wird. Viele Betroffene nehmen ihre Ängste anders als andere Menschen oder gar auch nicht wahr; einem [...]
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