Der Mensch ist das mit Vernunft begabte Lebewesen, das animal rationale. So will es die philosophische Überlieferung. Geschichte und Gegenwart des Menschen legen jedoch die Vermutung nahe, dass in seinem Denken und Handeln mehr Unvernunft steckt, als ihm selbst lieb sein kann. Zwei Weltkriege und unzählige andere (menschliche) Katastrophen sowie die massive Zerstörung seines Lebensraums lassen den Menschen als »animal irrationale« erscheinen. Der Evolutionstheoretiker Franz M. Wuketits spürt die (natur-)historischen Wurzeln der Unvernunft auf und kommt zu dem Schluss, dass jene Portion Irrationalität, die sich der Steinzeitmensch leisten durfte, seinen Nachfahren in unserer komplexen Welt immer wieder zum Verhängnis wird.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2013Einstein in der Höhle
Franz M. Wuketits unterrichtet in Wien Wissenschaftstheorie und ist ein fleißiger Autor populär gehaltener Bücher. Er zitiert in ihnen auch mitunter sich selbst. Das geht dann zum Beispiel so: "Wäre aber, wie ich bereits an anderer Stelle pointiert bemerkte, ein Höhlenmensch dagesessen, um in den Boden seiner Höhle mit einem Zweig die Formel e=mc² zu kritzeln, statt auf die Jagd zu gehen und essbare Früchte und Wurzeln zu sammeln, dann hätte er sich als nicht lebensfähig erwiesen." Und in dieser Höhlengeschichte steckt obendrein schon fast das ganze Buch! Es hält nämlich mit unbestechlicher Nüchternheit und ohne falsche Angst vor unumgänglichen Wiederholungen fest, auf welche handfesten Überlebensimperative es in der Steinzeit noch angekommen war, bevor sich ein modernes kognitiv-kulturelles Regime durchsetzte, in dem furchtbar viel durcheinandergeht, weil der Steinzeitmensch in uns dem Lauf der Zeit halt nicht gewachsen ist. Weshalb die Verhältnisse tunlichst wieder übersichtlicher zu gestalten sind. Sollte einem diese Geschichte bekannt vorkommen, muss man sie zwar nicht gerade bei Wuketits gelesen haben. Aber eben nur dort mit so pointierten Höhlengeschichten. Und das ist ganz bestimmt der Grund, warum man solche Zivilisationskritik im Geiste von Konrad Lorenz und seiner evolutionspsychologischen Nachfolger auch einmal in der "edition unseld" des Suhrkamp Verlags präsentieren wollte. (Franz M. Wuketits: "Animal irrationale". Eine kurze (Natur-)Geschichte der Unvernunft. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 137 S., br., 12,40 [Euro].)
hmay
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Franz M. Wuketits unterrichtet in Wien Wissenschaftstheorie und ist ein fleißiger Autor populär gehaltener Bücher. Er zitiert in ihnen auch mitunter sich selbst. Das geht dann zum Beispiel so: "Wäre aber, wie ich bereits an anderer Stelle pointiert bemerkte, ein Höhlenmensch dagesessen, um in den Boden seiner Höhle mit einem Zweig die Formel e=mc² zu kritzeln, statt auf die Jagd zu gehen und essbare Früchte und Wurzeln zu sammeln, dann hätte er sich als nicht lebensfähig erwiesen." Und in dieser Höhlengeschichte steckt obendrein schon fast das ganze Buch! Es hält nämlich mit unbestechlicher Nüchternheit und ohne falsche Angst vor unumgänglichen Wiederholungen fest, auf welche handfesten Überlebensimperative es in der Steinzeit noch angekommen war, bevor sich ein modernes kognitiv-kulturelles Regime durchsetzte, in dem furchtbar viel durcheinandergeht, weil der Steinzeitmensch in uns dem Lauf der Zeit halt nicht gewachsen ist. Weshalb die Verhältnisse tunlichst wieder übersichtlicher zu gestalten sind. Sollte einem diese Geschichte bekannt vorkommen, muss man sie zwar nicht gerade bei Wuketits gelesen haben. Aber eben nur dort mit so pointierten Höhlengeschichten. Und das ist ganz bestimmt der Grund, warum man solche Zivilisationskritik im Geiste von Konrad Lorenz und seiner evolutionspsychologischen Nachfolger auch einmal in der "edition unseld" des Suhrkamp Verlags präsentieren wollte. (Franz M. Wuketits: "Animal irrationale". Eine kurze (Natur-)Geschichte der Unvernunft. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 137 S., br., 12,40 [Euro].)
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