Erinnerungen sind nicht der Chronologie unterworfen. Sie kommen und gehen, sie sind voller Lücken. Vergessen ist genauso wichtig wie erinnern. Wir können beides weder er-zwingen, noch verhindern. Erinnerungen sind einfach da und sind unser persönlicher Fingerabdruck: sie machen unsere Identität aus. Erinnerungen kehren wieder, verändern sich, manchmal ohne dass wir es merken. Das liegt an unserem Gehirn und seinen sich verändernden Vernetzungen. Erinnerungen wiederholen sich, im Laufe des Lebens kommen neue Erkenntnisse hinzu, manches wird nun verstanden, manches wird vertieft, verdichtet sich. Die Teile dieses Bandes sind im Zeitraum von 30 Jahren entstanden. Erzähltes wiederholt sich in anderer oder ähnlicher Form, das entspricht der Natur des Erinnerns, das in Wellen verläuft. Ich habe es so belassen, wenn es mir im Gesamtkontext des jeweils Erzählten notwendig erschien. Es entspricht einem Kreisen um einen Kern, um eine Nabe, für uns wesentliche Momente. Es ist auch ein Versuch, diesem Kern möglichst nahe zu kommen. In den mehr fiktiven Teilen sind Wiederholungen gewollte Stilmittel der Verdichtung. Wir alle leben in einer von der Geschichte, den Zeitumständen gestalteten Zeit, und können nur mit ihr zusammen verstanden werden. Das Kind nimmt die Welt, so wie es sich ihm darbietet. Erst mit der Pubertät reflektieren wir das uns bis dahin Selbstverständliche, unterwerfen es unserer erweiterten Perspektive. Das kann zu Konflikten führen, die uns vielleicht lange, vielleicht unser Leben lang beschäftigen. Wir können aber nicht umhin, auch die älteren Generationen aus ihrer Zeit heraus, aus ihren Lebensbedingungen heraus zu betrachten. Verstehen und verstanden werden gehören für mich zum Wesentlichen . Empathie gilt es einzuüben.
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