Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Politik - Thema: Internationale Beziehungen, Note: 1,7, Technische Universität Darmstadt (Politikwissenschaft), Veranstaltung: Internationale Beziehungen, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Ukrainekonflikt ist seit dem Kosovo Krieg die erste bewaffnete Auseinandersetzung auf europäischem Boden [...]. Die Annexion der Krim bildet einen Höhepunkt in dieser Auseinandersetzung und liegt nun über sechs Jahre zurück. In dieser Zeit wurde Russland mit zahlreichen Sanktionen konfrontiert, unter anderem mit dem Ausschluss Russlands von der G8. Doch trotz der Sanktionen, welche auch auf wirtschaftlicher Ebene Russland treffen, steht die Mehrzahl russischer Bürger hinter der Annexion. Laut einer repräsentativen Studie des unabhängigen Meinungsforschungsinstitutes Levada-Center gaben 2018 86% der Befragten an, dass sie die Annexion der Krim befürworten. Warum hat Russland die Krim im Zuge des Ukrainekonfliktes annektiert? Diese Frage werde ich im Verlauf der vorliegenden Arbeit versuchen zu beantworten. Hierzu wähle ich einen sozialkonstruktivistischen Ansatz und werde mich einer möglichen Antwort mit Hilfe der Theorie der Versicherheitlichung nähern. Es gibt einige Ansätze, die Annexion der Krim theoriegeleitet zu analysieren. Barbora Legathova hat im Rahmen ihrer Masterarbeit die Annexion der Krim aus der Perspektive des Neorealismus betrachtet. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Neorealismus zwar eine gute Grundlage liefert, um das Verhalten Russlands in diesem Fall zu erklären, allerdings legt der Neorealismus einen zu engen Fokus auf das Machtstreben von Akteuren, wodurch andere Aspekte aus dem Blickwinkel fallen. Ein Aspekt, welcher durch den Neorealismus nicht beleuchtet wird, ist der russische Blick auf die Krim. Zweifelsohne ist die Krim für Russland ein Machtfaktor, vor allem wenn man bedenkt, dass in Sevastopol der Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte liegt. Doch darüber hinaus ist die Geschichte der Krim seit Jahrhunderten mit der russischen Geschichte verflochten. Die Krim hat eine große Symbolkraft im russischen Kollektivbewusstsein. Vor diesem Hintergrund erschließen sich weitere Aspekte außer dem Machtstreben, die eine mögliche Erklärung für die Annexion der Krim liefern könnten. Ein sozialkonstruktivistischer Erklärungsansatz kann diese Aspekte aufgreifen. Die Theorie der Versicherheitlichung liefert darüber hinaus eine Erklärung dafür, warum die Annexion der Krim genau zu diesem Zeitpunkt vollzogen wurde.