Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Sprache: Deutsch, Abstract: ,Söhne': Der Titel eines Sammelbandes, unter dem Franz Kafka die Erzählungen "Der Heizer", "Die Verwandlung" und "Das Urteil" ursprünglich veröffentlichen wollte. Zu Lebzeiten Kafkas erschien der Sammelband nie. Der Titel aber, den sich Kafka für ihn aussuchte, steht heute noch symbolisch für viele Interpretationen, die sich mit dem "Urteil" beschäftigen. Der "Vater-Sohn-Konflikt" im "Urteil" wird von vielen Interpreten als das zentral verhandelte Thema angesehen. Während manche von ihnen sich so bei der Deutung ganz auf den familiären Bereich, den Machtkampf zwischen Vater und Sohn, konzentrieren oder die Erzählung "Das Urteil" vor dem Hintergrund von Kafkas Lebenssituation näher betrachten , gehen einige Literaturwissenschaftler aber einen Schritt über die Ebene des Familie hinaus. Sie interpretieren "Das Urteil" als eine allgemeine Darstellung zweier gegensätzlicher Lebensentwürfe innerhalb eines patriarchalischen, bürgerlichen Machtgefüges. So sieht Richard Gray Georg und seinen Freund als die Verkörperung zweier "gegensätzlicher Reaktionen auf die Forderungen des bürgerlichen Lebens" an und Thomas Anz meint, die Erzählung spiele "zwei verschiedene Möglichkeiten der Emanzipation von Macht" durch. Georg entscheidet sich für die "Anpassung an die Machstrukturen", der Freund für die Isolation, die "Flucht". Diesen Auffassungen soll hier gefolgt werden. Die Arbeit hat den Anspruch, herauszuarbeiten, dass der im "Urteil" beschriebene Machtkampf zwischen Vater und Sohn nicht nur ein Kampf um die Vormachtstellung in der Familie ist, sondern anhand von Georg und seinem Freund zwei mögliche Lebensentwürfe innerhalb eines bürgerlichen Machtsystems thematisiert, die beide misslingen: Georgs Weg als Beispiel für die scheiternde Strategie der Anpassung an das Machtsystem und der Lebensentwurf des Freundes als Beispiel für den unglücklichen Weg der Flucht aus dem Machtgefüge. [...] Am Ende soll sich die These bestätigt haben, dass im "Urteil" zwei Lebensalternativen dargestellt werden, die beide fehlschlagen. Beide, Georg und der Freund, versuchen mit dem System, in dem sie leben, umzugehen. Beide scheitern. Das "Urteil" gibt keine Lösungen vor, es zeigt nur die Ausweglosigkeit derer, die versuchen, in einem bürgerlichen, patriarchalischen Machtgefüge aufzuwachsen.
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