»Maître Jacques«, wie ihn das Fahrerfeld respektgebietend nannte, düste in »Anquetil tout seul«, dem Sportbuch des Jahres 2012 in Frankreich, durch die Kindheit seines Autors Paul Fournel wie eine majestätische Caravelle. Da dessen Bewunderung für ihn, dem fünfmaligen Tour-de-France-Sieger, nie erloschen war, kam er erst sehr viel später auf die Idee, ein Portrait von ihm zu schreiben. Nun ist dieses bemerkenswerte Portrait unter dem Titel »Anquetil - Mit Leib und Seele« auf Deutsch erschienen (egoth Verlag, ISBN 978-3-902480-85-9). »Sein Pedaltritt war zu schön, um wahr zu sein. Er gaukelte Leichtigkeit und Anmut, Höhenritt und Wiegetritt in einer überwiegenden Männerdomäne vor, die Holzfällern, Pedalrittern und Arbeitstieren vorbehalten war«, schreibt Paul Fournel. Damals, in den Sechzigern, war die Grande Nation in zwei Lager gespalten: Poulidor, der ewige Zweite und »Maître Jacques«, der ungeliebte Stratege mit der Registrierkasse im Kopf - dazwischen gab es nichts. Anquetil ist nicht dem Fluch entkommen, der auf den Gelben Trikots der Tour lastet, die ihre Träger auf der Landstraße zwar unsterblich machen, aber nicht im wahren Leben. Er starb, wie viele andere, früh. Mit nur 53 Jahren. Er war jünger als Bobet, den der Tod mit 58 ereilte, aber älter als Fignon, der im Alter von 50 starb, während Coppi nur 41 Jahre alt wurde, Koblet gar nur 39. Als Anquetil in der Klinik Saint-Hilaire in Rouen den finalen Kampf seines Lebens führte, soll er Poulidor, so die Legende, zum Abschied völlig entkräftet ins Ohr gehaucht haben: »Mein armer Raymond, ich werde als Erster die Reise ins Jenseits antreten. Du wirst Zweiter sein, wieder einmal!«
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