Dieses Buch untersucht anhand von ethnographischen Fallstudien die Einheit und Vielfalt von Arbeit und bezieht nicht nur Arbeit in unserer eigenen Gesellschaft mit ein, sondern auch Jäger und Sammler, Bauern und Hirten, Familienwirtschaft, Hausarbeit und Kinderarbeit.
In der Regel wird Arbeit als instrumentelles Handeln verstanden, während in den meisten Gesellschaften Arbeitsobjekte als eigenständig, eigenwillig oder eigensinnig angesehen werden. Ein solches Verständnis von Arbeit als Interaktion kann auch bei der Analyse unserer Arbeit helfen. Arbeit in der Hauswirtschaft, zu der auch Frauen-, Kinder-und Altenarbeit gehören, ist nicht nur eine historisch wichtige Form, sondern auch heute relevant. Ihre Analyse trägt auch zum Verständnis heutiger Arbeitsformen bei. Arbeit in kapitalistischen Betrieben wird heute von Managern geleitet. Historisch und im Kulturvergleich dominieren andere Formen bei der außerfamiliären Arbeitsorganisation: Meister, die eine besondere Kompetenz bei der Arbeit besitzen, vor allem aber Herren, die zwar vom Ertrag der Arbeit leben, aber sich nicht in den Arbeitsprozess einmischen.
Der Inhalt
Anthropologie der Arbeit.- Ethnographische Fallstudien.
Die Zielgruppen
Ethnologen, Soziologen, Historiker
Der Autor
Gerd Spittler war Professor für Soziologie in Freiburg und für Ethnologie in Bayreuth. Seit seiner Emeritierung beschäftigt er sich verstärkt mit dem Thema Arbeit.
In der Regel wird Arbeit als instrumentelles Handeln verstanden, während in den meisten Gesellschaften Arbeitsobjekte als eigenständig, eigenwillig oder eigensinnig angesehen werden. Ein solches Verständnis von Arbeit als Interaktion kann auch bei der Analyse unserer Arbeit helfen. Arbeit in der Hauswirtschaft, zu der auch Frauen-, Kinder-und Altenarbeit gehören, ist nicht nur eine historisch wichtige Form, sondern auch heute relevant. Ihre Analyse trägt auch zum Verständnis heutiger Arbeitsformen bei. Arbeit in kapitalistischen Betrieben wird heute von Managern geleitet. Historisch und im Kulturvergleich dominieren andere Formen bei der außerfamiliären Arbeitsorganisation: Meister, die eine besondere Kompetenz bei der Arbeit besitzen, vor allem aber Herren, die zwar vom Ertrag der Arbeit leben, aber sich nicht in den Arbeitsprozess einmischen.
Der Inhalt
Anthropologie der Arbeit.- Ethnographische Fallstudien.
Die Zielgruppen
Ethnologen, Soziologen, Historiker
Der Autor
Gerd Spittler war Professor für Soziologie in Freiburg und für Ethnologie in Bayreuth. Seit seiner Emeritierung beschäftigt er sich verstärkt mit dem Thema Arbeit.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
In Gerd Spittlers "Anthropologie der Arbeit" erfährt Rezensent Andreas Eckert viel Wissenswertes über die verschiedenen Arbeitspraktiken und -formen in unterschiedlichen Weltgegenden. Der Ethnologe betrachte weniger die Entstehung der Arbeiterklasse oder Arbeit als Produktionsfaktor, sondern analysiere Arbeit als menschliches Handeln, das auf Kompetenz und "Performanz" beruhe, informiert der Kritiker. Mit Blick auf Spittlers umfangreiche und kluge Studie, die auch eigene ethnografische Fallstudien einbezieht, verzeiht Eckert gern den "staubtrockenen" Ton des Buches. Allerdings hätte er gern mehr über die politische Bedeutung von Arbeit erfahren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2016Mit Kopf und Körper
Gerd Spittler nimmt Arbeitsformen in den Blick
Arbeit steht für weit mehr als eine wirtschaftliche und körperliche Tätigkeit, um den Lebensunterhalt zu sichern. Definitorisch leitend war lange die Gleichsetzung von Arbeit mit geregelter Erwerbsarbeit, die sich im Zusammenhang mit der Industrialisierung im neunzehnten Jahrhundert etablierte. Juristisch kodifiziert, begründete die Arbeit fortan die Bindung des Individuums an breitere soziale Gruppen und vor allem an den Nationalstaat.
Als Lohn- und Erwerbsarbeit in Industriegesellschaften immer prekärer zu werden schien, verkündeten einige sogleich das "Ende der Arbeit". Doch scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein. Erwerbsarbeit verschwindet nicht, wird aber poröser und fluider. Und vieles gilt nun als Arbeit, was es vorher nicht war: Wer kocht, verrichtet Hausarbeit; wer das Liebesleben mit seinem Partner erörtert, leistet Beziehungsarbeit; wer sich um seine Kinder kümmert, erbringt Beziehungsarbeit; und das Fitnessstudio ist voller Körperarbeiter.
Eine Definition von Arbeit jenseits der Erwerbsarbeit sei unabdingbar, unterstreicht Gerd Spittler in seiner komparativen "Anthropologie der Arbeit". Denn Arbeit umfasse eine große Bandbreite von Tätigkeiten und Konzepten. Aber ist nun alles Arbeit? Oder wie können wir erfassen, wo Arbeit beginnt und wo sie endet? "Arbeit", so lautet Spittlers definitorischer Ansatz, "dient einem Zweck, der außerhalb ihrer selbst liegt. Sie ist eine qualifizierte Tätigkeit, die gelernt werden muss. Sie verlangt körperlichen Einsatz, und zwar den ganzen Körper: Muskeln, Geist und Gefühle."
Spittler analysiert Arbeit nicht im Rahmen eines ökonomischen oder technologischen Systems, sondern als menschliches Handeln. Für seine Perspektive spielen Kompetenz, das "Arbeitsvermögen", und die Ausführung von Arbeit, "Performanz", die entscheidende Rolle. Ihn interessieren nicht die Entstehung der Arbeiterklasse, Arbeitskämpfe, Arbeiterorganisationen oder Arbeit als Produktionsfaktor, sondern die Diversität von Arbeitsformen und -praktiken in verschiedenen Weltgegenden. Der emeritierte Ethnologe der Universität Bayreuth ist nicht nur mit den einschlägigen Klassikern der Arbeitsforschung vertraut, sondern kann zugleich auf mehrere Jahrzehnte eigener Feldforschung in Westafrika zurückgreifen, deren Ergebnisse in die Darlegungen einfließen.
Entstanden ist so eine methodisch versierte und empirisch reiche Studie, eine - zuweilen freilich staubtrockene - Mischung aus konzeptionellen Überlegungen und ethnographischen Fallstudien. Letztere führen nicht nur in die Welt der afrikanischen Bauern und Hirten, sondern auch zu Hüttenarbeitern im Ruhrgebiet und Verkäuferinnen in einem Schnellrestaurant. Etwas unterbelichtet bleiben dabei Veränderungen über die Zeit hinweg und die große Bedeutung von Arbeit als politische Kategorie. Die Relevanz von Spittlers zentralem Anliegen kann jedoch gar nicht genug betont werden: Vermeintlich fremde Arbeitsformen sollten nicht einfach als Dichotomie kapitalistischer Arbeitswelten und als defizitäre Erscheinungen wahrgenommen werden.
ANDREAS ECKERT.
Gerd Spittler: "Anthropologie der Arbeit". Ein ethnographischer Vergleich.
Springer VS, Wiesbaden 2016. 301 S., Abb., br., 49,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gerd Spittler nimmt Arbeitsformen in den Blick
Arbeit steht für weit mehr als eine wirtschaftliche und körperliche Tätigkeit, um den Lebensunterhalt zu sichern. Definitorisch leitend war lange die Gleichsetzung von Arbeit mit geregelter Erwerbsarbeit, die sich im Zusammenhang mit der Industrialisierung im neunzehnten Jahrhundert etablierte. Juristisch kodifiziert, begründete die Arbeit fortan die Bindung des Individuums an breitere soziale Gruppen und vor allem an den Nationalstaat.
Als Lohn- und Erwerbsarbeit in Industriegesellschaften immer prekärer zu werden schien, verkündeten einige sogleich das "Ende der Arbeit". Doch scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein. Erwerbsarbeit verschwindet nicht, wird aber poröser und fluider. Und vieles gilt nun als Arbeit, was es vorher nicht war: Wer kocht, verrichtet Hausarbeit; wer das Liebesleben mit seinem Partner erörtert, leistet Beziehungsarbeit; wer sich um seine Kinder kümmert, erbringt Beziehungsarbeit; und das Fitnessstudio ist voller Körperarbeiter.
Eine Definition von Arbeit jenseits der Erwerbsarbeit sei unabdingbar, unterstreicht Gerd Spittler in seiner komparativen "Anthropologie der Arbeit". Denn Arbeit umfasse eine große Bandbreite von Tätigkeiten und Konzepten. Aber ist nun alles Arbeit? Oder wie können wir erfassen, wo Arbeit beginnt und wo sie endet? "Arbeit", so lautet Spittlers definitorischer Ansatz, "dient einem Zweck, der außerhalb ihrer selbst liegt. Sie ist eine qualifizierte Tätigkeit, die gelernt werden muss. Sie verlangt körperlichen Einsatz, und zwar den ganzen Körper: Muskeln, Geist und Gefühle."
Spittler analysiert Arbeit nicht im Rahmen eines ökonomischen oder technologischen Systems, sondern als menschliches Handeln. Für seine Perspektive spielen Kompetenz, das "Arbeitsvermögen", und die Ausführung von Arbeit, "Performanz", die entscheidende Rolle. Ihn interessieren nicht die Entstehung der Arbeiterklasse, Arbeitskämpfe, Arbeiterorganisationen oder Arbeit als Produktionsfaktor, sondern die Diversität von Arbeitsformen und -praktiken in verschiedenen Weltgegenden. Der emeritierte Ethnologe der Universität Bayreuth ist nicht nur mit den einschlägigen Klassikern der Arbeitsforschung vertraut, sondern kann zugleich auf mehrere Jahrzehnte eigener Feldforschung in Westafrika zurückgreifen, deren Ergebnisse in die Darlegungen einfließen.
Entstanden ist so eine methodisch versierte und empirisch reiche Studie, eine - zuweilen freilich staubtrockene - Mischung aus konzeptionellen Überlegungen und ethnographischen Fallstudien. Letztere führen nicht nur in die Welt der afrikanischen Bauern und Hirten, sondern auch zu Hüttenarbeitern im Ruhrgebiet und Verkäuferinnen in einem Schnellrestaurant. Etwas unterbelichtet bleiben dabei Veränderungen über die Zeit hinweg und die große Bedeutung von Arbeit als politische Kategorie. Die Relevanz von Spittlers zentralem Anliegen kann jedoch gar nicht genug betont werden: Vermeintlich fremde Arbeitsformen sollten nicht einfach als Dichotomie kapitalistischer Arbeitswelten und als defizitäre Erscheinungen wahrgenommen werden.
ANDREAS ECKERT.
Gerd Spittler: "Anthropologie der Arbeit". Ein ethnographischer Vergleich.
Springer VS, Wiesbaden 2016. 301 S., Abb., br., 49,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"... bietet neue Einsichten, welche die politischen wie fachlichen Diskussionen bereichern werden. Was das Buch jedenfalls auch aufzeigt, ist die Einbettung in und enge Verzahnung jeglicher Arbeit mit anderen Bereichen des Lebens. ... Die Anthropologie der Arbeit ist sicherlich in Lehre und Forschung sehr gut einsetzbar. Zahlreiche Vorurteile werden infrage gestellt und dekonstruiert ..." (Gertraud Seiser, in: Sociologus, Jg. 67, Heft 1, 2017)
"... Es ist eine theoretisch wie empirisch anregende Lektüre und macht einen neugierig. Ein großer Vorteil, der in der Literatur selten anzutreffen ist, ist die Kombination ethnologischer und soziologischer Expertise ..." (Prof. Dr. (i.R.) Rudi Schmiede, in: Soziologische Revue, Jg. 41, Heft 2, 2018)
"... Es ist eine theoretisch wie empirisch anregende Lektüre und macht einen neugierig. Ein großer Vorteil, der in der Literatur selten anzutreffen ist, ist die Kombination ethnologischer und soziologischer Expertise ..." (Prof. Dr. (i.R.) Rudi Schmiede, in: Soziologische Revue, Jg. 41, Heft 2, 2018)
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