London 2022, die Königin ist tot! An den Trauernden vorbei rennt Durga: internationale Drehbuchautorin, Tochter eines Inders und einer Deutschen, und voller Appetit auf Rebellion und Halluzinationen. Erzählte Mithu Sanyals gefeiertes Debüt "Identitti" von Identitätspolitik, fragt "Antichristie" nach dem Kolonialismus und der Gewalt in uns allen. Durga soll an einer Verfilmung der überbritischen Agatha-Christie-Krimis mitarbeiten. Doch auf einmal ist es 1906, und sie trifft indische Revolutionäre, die keineswegs gewaltfrei wie Gandhi kämpfen. Und dann explodiert die erste Bombe. Was wäre richtiger Widerstand in einer falschen Welt? Niemand schreibt so aberwitzig, klug und liebend wie Mithu Sanyal. "Antichristie" bringt die ganze Welt in die deutschsprachige Literatur.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Viel Interessantes und Anregendes, gelegentlich aber auch ein bisschen zu viel von allem enthält Mithu Sanyals neuer Roman laut Stefan Michalzik. Auf der einen Seite folgt er der in Deutschland geborenen Halbinderin Durga, die Teil eines Filmteams ist, das eine der Diversität verpflichtete Agatha-Christie-Adaption dreht; auf der anderen verwandelt sich Durga in einen Mann, und zwar in Sanjeev, der in einem Boarding House für Studenten in London im Jahr 1906 indischen Revolutionären begegnet, unter anderem Ghandi, aber auch dem deutlich rabiateren Vinayak Damodar Savarkar, ideologischer Urahn der heutigen islamfeindlichen Hindu-Nationalisten. Ambivalenz ist dabei laut Michalzik das Gebot der Stunde, etwa wenn Gandhis Rassismus thematisiert wird. Die Handlung springt zwischen beiden Ebenen hin und her, wobei Sanyal noch einiges mehr zwischen die Buchdeckel packt, eine Krimihandlung zum Beispiel oder Gedanken zur deutschen Nationalbewegung vor 1848. Sehr viel also, und gelegentlich wird das alles für den Geschmack des Rezensenten zu detailliert und dramaturgisch verschachtelt dargestellt. Gut recherchiert und klug ist das Buch dennoch - und als Serie verfilmt kann sich Michalzik den Roman auch gut vorstellen. Und: Es ist nicht anti-woke, Sanyal wendet sich einfach nur gegen Dogmatismus, schließt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein vergleichbares postkoloniales Roman-Schwergewicht mit Dutzenden realhistorischen, hierzulande kaum bekannten, aber unablässig redenden und streitenden Besserwissern hat es in der deutschen Literatur noch nicht gegeben." Iris Radisch, Die Zeit, 12.9.24
"Wie Mithu Sanyal Gandhi hier als gar nicht so sympathische Figur zeichnet, wie sie an die Wurzel von Freiheitskampf und Terrorismus geht, ist elektrisierend. Durgas Zeitreise im Körper eines Mannes ist erotisch, witzig und gleichzeitig von Trauer durchsetzt.... Brillant." Peter Helling, NDR Kultur, 16.09.24
"Sanyal sprudelt über vor Erzähllaune und wartet mit turbulenten Dialogen auf ... Ein Zeitreiseroman, der die Debatten unserer Tage mit einer gescheiten Geschichte über den Widerstandsgeist von heute und gestern kurzschließt." Shirin Sojitrawalla, taz, 21.09.24
"Antichristie" möchte im Regal offenkundig eher neben Salman Rushdies die Vorgeschichte der Unabhängigkeitserklärung Indiens magisch umreißendem Roman "Mitternachtskinder" und Zadie Smiths "Betrug" ... stehen als bei der viel braveren deutschsprachigen Prosa." Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung, 28.9.24
",Antichristie' ist wild. Faszinierend, lustig und tragisch. So anspielungsreich, dass einem der Kopf rauscht, und ungeheuer informativ." Silvia Feist, Emotion, November 2024
"Mithu Sanyals Roman 'Antichristie' spielt mit Zeitreisen, thematisiert Kolonialismus, irischen Freiheitskampf, Rassismus, Sexismus und Frauenrecht und ist gleichzeitig witzig." Karin S. Wozoning, Die Presse, 14.09.24
"´Antichristie` bereichert das Sprechen über Herkunft fernab von weißer, biodeutscher Identität, weil nicht nur Gefühle wie Verlust und Trauer verhandelt werden, sondern die Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit dieser Identitäten." Marlen Hobrack, Der Freitag, 11.10.24
"Man kann sich mit 'Antichristie' auf ein wildes Abenteuer freuen, in dem scheinbar alles möglich ist. Zumindest fast alles." Michaela Pichler, ORF, FM4, 06.11.24
»Ein großes Vergnügen. Ein Roman, der auf allen Ebenen eine wirkliche literarische Erfahrung bietet. Für alle, die gerne vielschichtige Romane lesen und sich für den Kolonialismus interessieren.« Denis Scheck, WDR2, 10.11.24
»Niemand kann Debatten und Ideologien so herrlich in lebendige Erzählungen verwandeln wie Mithu Sanyal.« Volker Weidermann, ZEIT, 21.11.24
"Wie Mithu Sanyal Gandhi hier als gar nicht so sympathische Figur zeichnet, wie sie an die Wurzel von Freiheitskampf und Terrorismus geht, ist elektrisierend. Durgas Zeitreise im Körper eines Mannes ist erotisch, witzig und gleichzeitig von Trauer durchsetzt.... Brillant." Peter Helling, NDR Kultur, 16.09.24
"Sanyal sprudelt über vor Erzähllaune und wartet mit turbulenten Dialogen auf ... Ein Zeitreiseroman, der die Debatten unserer Tage mit einer gescheiten Geschichte über den Widerstandsgeist von heute und gestern kurzschließt." Shirin Sojitrawalla, taz, 21.09.24
"Antichristie" möchte im Regal offenkundig eher neben Salman Rushdies die Vorgeschichte der Unabhängigkeitserklärung Indiens magisch umreißendem Roman "Mitternachtskinder" und Zadie Smiths "Betrug" ... stehen als bei der viel braveren deutschsprachigen Prosa." Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung, 28.9.24
",Antichristie' ist wild. Faszinierend, lustig und tragisch. So anspielungsreich, dass einem der Kopf rauscht, und ungeheuer informativ." Silvia Feist, Emotion, November 2024
"Mithu Sanyals Roman 'Antichristie' spielt mit Zeitreisen, thematisiert Kolonialismus, irischen Freiheitskampf, Rassismus, Sexismus und Frauenrecht und ist gleichzeitig witzig." Karin S. Wozoning, Die Presse, 14.09.24
"´Antichristie` bereichert das Sprechen über Herkunft fernab von weißer, biodeutscher Identität, weil nicht nur Gefühle wie Verlust und Trauer verhandelt werden, sondern die Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit dieser Identitäten." Marlen Hobrack, Der Freitag, 11.10.24
"Man kann sich mit 'Antichristie' auf ein wildes Abenteuer freuen, in dem scheinbar alles möglich ist. Zumindest fast alles." Michaela Pichler, ORF, FM4, 06.11.24
»Ein großes Vergnügen. Ein Roman, der auf allen Ebenen eine wirkliche literarische Erfahrung bietet. Für alle, die gerne vielschichtige Romane lesen und sich für den Kolonialismus interessieren.« Denis Scheck, WDR2, 10.11.24
»Niemand kann Debatten und Ideologien so herrlich in lebendige Erzählungen verwandeln wie Mithu Sanyal.« Volker Weidermann, ZEIT, 21.11.24